Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
war nur noch ein Pilot, ein Bordin. Er trug ebenfalls die ID-Marke eines Dieners. Doynschto gab ihm einige Anweisungen, ehe er Rhodan in eine winzige Nebenkabine hineinschob, die durch eine schmale Tür verschlossen werden konnte.
In der Kabine gab es nur einen Tisch und zwei bequeme Sessel. Der Wissenschaftler setzte sich und nickte Rhodan zu.
»Setz dich, Tecto, und dann erzähle. Ich möchte dir nicht umsonst das Leben gerettet haben.«
Rhodan überlegte, wie er am besten beginnen sollte, und dann entschloß er sich, dem Yaanztroner die volle Wahrheit zu berichten.
»Ich habe Ihnen schon einmal angedeutet, daß mein Gehirn aus einer anderen Galaxis stammt.«
»Schon gut«, unterbrach Doynschto ungeduldig und ein wenig verärgert, wie es Rhodan schien, »das habe ich schon einmal gehört, und damals gabst du mir einige Daten. Ich habe sie nachprüfen lassen, im Drycnasch. Eine solche Galaxis gibt es nicht.«
»Sie ist nur noch nicht von Ihren Astronomen entdeckt worden.«
»Wir haben die besten Fachleute und Instrumente des Universums.«
Rhodan beugte sich vor und blickte sein Gegenüber an.
»Verstehen Sie nun, warum ich unbedingt versuchen mußte, in das Observatorium zu gelangen? Ich mußte damit rechnen, daß trotz allem eine Aufnahme meiner Heimatgalaxis gemacht wurde, und ich hoffte, sie zu finden. Darum floh ich, und darum bewarb ich mich im Drycnasch als Diener. Wenn Sie meine Handlungsweise auch von Ihrem Standpunkt aus nicht zu billigen vermögen, so versuchen Sie doch wenigstens, sie zu verstehen. Versetzen Sie sich in meine Lage! Hier bin ich nur ein Diener, ein Bordin, aber in meiner heimatlichen Galaxis bin ich der Administrator eines Sternenreiches.«
Doynschto bedachte ihn mit einem sanften Blick. »Schon gut, Tecto, du mußt nicht gleich derart übertreiben, um dein Leben zu retten. Du hast mir eine wunderschöne Geschichte erzählt, und ich habe sie genossen. Es klingt sogar alles sehr logisch, nur hättest du mir nicht das mit dem Administrator auf die Nase zu binden versuchen dürfen. Das ist zu dick aufgetragen.«
Rhodan seufzte. »Sicherlich, ich weiß – die Wahrheit klingt stets am unwahrscheinlichsten. Aber ich versichere Ihnen, ich habe nicht gelogen. Darf ich Ihnen Einzelheiten berichten? Über meine Heimat, meine ich …«
Der Yaanztroner nickte fast freundlich. »Berichte. Wir sind bereits gestartet und fliegen zurück nach Nopaloor. Wir haben Zeit.«
Rhodan war sich da nicht so sicher. Er hatte seine Erfahrungen mit der Zeit, die nicht überall gleich schnell oder langsam verstrich. Allerdings, so hoffte er, hielt er sich in der gleichen Existenzebene wie die Milchstraße auf, aber sicher war er nicht. Er konnte es nicht sein, denn zu seltsam war seine Reise hierher gewesen. Er wußte nicht einmal, wie sein Gehirn überhaupt hierhergekommen war, er entsann sich nur vager Eindrücke seines halbwachen Bewußtseins. Es konnte demnach trotz aller Zuversicht sehr gut möglich sein, daß in der Galaxis Naupaum nur ein Tag verging, während auf der Erde Jahrhunderte verstrichen.
Der Gleiter flog über gebirgiges Gebiet, nicht sehr hoch und nicht sehr schnell. Er flog nach Osten.
Rhodan berichtete Doynschto in aller Offenheit über die Entstehung der Menschheit bis zum Raumfahrtzeitalter. Er schilderte die erste Begegnung mit den Arkoniden, die der Erde die überlegene Technik brachten und damit auch die Möglichkeit, den Weltraum zu erobern. Ohne unterbrochen zu werden, erzählte er von den vielen Begegnungen mit außerirdischen Intelligenzen, von Kriegen und Bündnissen, von Hindernissen und Fortschritt. Seine anfängliche Behauptung, er sei der Administrator eines großen Sternenreiches, mußte dem lauschenden Yaanztroner immer glaubwürdiger erscheinen, wenn er logisch dachte. Und daran zweifelte Rhodan keine Sekunde.
Endlich gelangte er zu dem Punkt seines Berichts, der von der Entführung seines Gehirns handelte. Das waren Geschehnisse, die Doynschto vertraut sein mußten, die er kannte und die ihm geläufig waren. Mehrmals nickte er, wenn Rhodan ins Detail ging. Derartige Dinge konnte ein durchschnittliches Gehirn niemals erfinden. Sie waren zu phantastisch, zu unglaublich, um einem ungeschulten Verstand entspringen zu können.
Der ›Diener Tecto‹ sprach die Wahrheit. Daran konnte nun auch Doynschto nicht mehr zweifeln.
Als Rhodan endlich schwieg, sagte er, nachdem er dem Piloten einen Befehl gegeben hatte: »Ich weiß viel und ich kenne viel, aber ich bin noch
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