Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
Herrscher des Reiches, der Raytscha, dessen absolute Macht nur dadurch eine gewisse Begrenzung erfuhr, daß er sich mit den Bürgern des Raytschats in die Stimmen zur Wahl seines Nachfolgers teilen mußte: Ihm selbst, dem Herrscher, fielen 50 Prozent der Stimmen zu, die übrigen 50 Prozent hatte das Volk inne.
Wenn er sein Lebensende nahen fühlte, pflegte der herrschende Raytscha seinen Nachfolger zu bestimmen. Da diese Bestimmung durch fünfzig Prozent aller berechtigten Wahlstimmen gestützt war, hatte es noch niemals einen Fall gegeben, in dem der vom Raytscha bestimmte Nachfolger nicht auch wirklich gewählt worden wäre. Jedoch bot die Zahl der Gegenstimmen dem neuen Herrscher eine Möglichkeit, sich über die Sympathien des Volkes zu informieren und seine Politik daran auszurichten.
Der regierende Raytscha hatte inzwischen das stattliche Alter von 1.482 Standardjahren erreicht. Mehrmals im Laufe seines langen Lebens hatte er eine Bewußtseinstransplantation über sich ergehen lassen. In letzter Zeit hatte sein Körper sich jedoch den unaufhörlichen Verjüngungs- und Erhaltungsbestrebungen zu widersetzen begonnen. Das waren die untrüglichen Zeichen des nahenden Todes. Der Raytscha bestimmte seinen Nachfolger: Heltamosch, den Oberkommandierenden der Flotte des Naupaumschen Raytschas.
Diesem Mann, der im Laufe höchstens eines Jahrzehnts unfehlbar zum neuen Herrscher des Reiches gewählt werden würde, galt der Anschlag Hactschytens und seines Verbündeten, des Roten Anatomen. Ihr Kamerad Selki-Loot, ein Navater und seines Zeichens ebenfalls Organhändler, hielt auf Yrvytom, wohin Heltamosch gelockt werden sollte, ein sorgfältig präpariertes Gehirn bereit, durch das Heltamoschs eigenes Gehirn ersetzt werden sollte, sobald man seiner habhaft geworden war. Das Ersatzgehirn war so hergerichtet, daß es der Beeinflussung von Seiten der beiden Attentäter gehorchen mußte. Sobald Heltamosch an die Macht kam, würde die Herrschaft nicht von ihm, sondern von Hactschyten und dem Roten Anatomen ausgehen.
Die Übernahme der Macht im mächtigsten Sternenreich von Naupaum durch zwei Verbrecher mußte die gesamte Galaxis über kurz oder lang ins Chaos stürzen. Das war einer der beiden Gründe, warum Perry Rhodan sich für die Vereitelung des Vorhabens einsetzte. Der andere lag ihm noch unmittelbarer am Herzen, war seiner Haut noch näher: Das Volk des Naupaumschen Raytschats war ein Volk von Raumfahrern. Nur dort konnte er Aufschluß darüber finden, in welcher Richtung er die heimatliche Milchstraße suchen müsse. Indem er den designierten Nachfolger des Raytschas vor dem Anschlag bewahrte, sicherte er sich die Dankbarkeit des Herrschers. Er würde nicht zögern, sich diese Dankbarkeit zunutze zu machen, um den Heimweg zu finden.
Es war ihm bereits einmal gelungen. Heltamosch eine kurze Hyperfunk-Botschaft zukommen zu lassen. Derartige Unternehmungen waren überaus gefährlich, da er nicht nur den Roten Anatomen, sondern auch seine eigenen Leute nichts davon wissen lassen durfte. Er wußte nicht, ob Heltamosch seinen Funkspruch empfangen hatte. Aber er würde, während die YGTRON sich Yrvytom näherte, weitere Botschaften abstrahlen, bis er sicher war, daß Heltamosch von dem Anschlag wußte, den man gegen ihn geplant hatte. Perry Rhodan beabsichtigte, seine Warnungen nicht etwa so zu formulieren, daß Heltamosch verschreckt wurde und Yrvytom einfach den Rücken kehrte. Das lag nicht in seinem Sinn. Er suchte den Kontakt mit dem Mato Pravt, dem designierten Nachfolger des Raytschas. Er wollte mit ihm zusammentreffen – als der Mann, der Heltamosch vor dem sicheren Untergang bewahrt hatte. Zu diesem Zweck war es nötig, die Funkbotschaften so abzufassen, daß Heltamosch glauben konnte, er werde trotz aller Widrigkeiten seinen Zweck auf Yrvytom doch noch erreichen.
Am einfachsten wäre gewesen, einen geheimen Treffpunkt auf Yrvytom zu verabreden. Einem solchen Vorhaben stand jedoch Hactschytens Unwissen im Wege. Der Kaufmann war erst wenige Male auf dem Navater-Planeten gewesen und kannte sich dort nicht aus. Daher eben leitete sich die Bedeutung ab, die der Rote Anatom bei diesem Unternehmen besaß. Hactschyten hatte die Mittel bereitgestellt, aber der Anatom hatte die Fäden spielen lassen und auf Yrvytom die Organisation geschaffen, die für die Durchführung des Vorhabens erforderlich war. Verständlicherweise scheute sich Rhodan, sich allzu eingehend über Yrvytom zu erkundigen oder die kleine Bordbibliothek
Weitere Kostenlose Bücher