Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
Verbindung an? Das war unmenschlich!
Das Gehirn zwang sich dazu, alle Emotionen zurückzuhalten. Es mußte klar denken.
»Die Völker innerhalb der Galaxis Naupaum beherrschen die Kunst der biochemischen Lebensverlängerung«, fuhr das Bordingehirn fort. »Sie werden manchmal bis zu zwölfhundert Jahre alt. Die Gehirne machen diese Lebensverlängerung jedoch nicht mit. Der Körper eines Behandelten bleibt gesund, während das Gehirn allmählich zerfällt. Aus allen Teilen der Galaxis Naupaum kommen Kranke nach Yaanzar, um sich ein neues Gehirn zu kaufen, das sie mit den noch funktionstüchtigen Teilen ihres eigenen Gehirns verschmelzen können. Yaanzar ist der einzige Markt dieser Art in Naupaum. Hier gibt es auch andere lebensnotwendige Organe zu kaufen. Vor allem aber leben auf Yaanzar genügend Wissenschaftler und Ärzte, die eine exakte Transplantation durchführen können.«
Ich empfinde nur Grauen! dachte das Gehirn.
»Du bist ein echter Ceynach!« Der Bordin schien einen Augenblick nachzudenken. »Kannst du uns deinen Namen sagen? Außerdem würden wir uns für deine Herkunft interessieren.«
Das Gehirn dachte nach. Ein Alarmsignal schlug in seinen Gedanken an. Es mußte vorsichtig sein. Zumindest ein Wesen in dieser Galaxis mußte wissen, wer dieses Gehirn war. Das eingeweihte Wesen war auch dafür verantwortlich, daß das Gehirn sich auf Yaanzar befand.
»Ich nenne mich Danro«, antwortete das Gehirn nach einiger Zeit. »Ich komme aus der Galaxis Moolk.«
Niemand schien seine Aussagen zu bezweifeln.
»Was wird mit mir geschehen?« fragte das Gehirn.
»Früher oder später wird dich jemand kaufen«, lautete die Antwort. »Dann wird man dein Gehirn in einen Körper einpflanzen.«
So entsetzlich dieser Gedanke auch war, das Gehirn entdeckte, daß es diesen Zeitpunkt herbeisehnte. Denn sobald es sich in einem Körper befand, würde es nicht mehr in diesem Behälter eingeschlossen sein. Es würde sich bewegen können.
Die Frage war nur, ob es das Gehirn, mit dem es den Körper zweifellos teilen mußte, auch beherrschen konnte. Den Bordins waren solche Überlegungen offenbar fremd. Sie dachten nur daran, einem Kranken zu helfen und zu dienen.
Das Gehirn erkannte, daß es weitere Informationen benötigte. Dabei mußte es vorsichtig vorgehen.
In weiteren Gesprächen erfuhr das Gehirn, daß manche Gehirne schon jahrelang vergeblich auf einen Symbokauf warteten.
Soviel Zeit wollte es nicht vergehen lassen. Es mußte möglichst schnell aus diesem Behälter heraus.
Wenn die nächsten Käufer eintrafen, mußte das Gehirn einen Weg gefunden haben, um auf sich aufmerksam zu machen. Es mußte das Interesse der Käufer wecken.
Ohne Verdacht zu erwecken, mußte es sich als ein besonderes Gehirn herausstellen. Schließlich, dachte es voller Selbstironie, war es ja ein besonderes Gehirn.
Das Gehirn Perry Rhodans!
9.
Obwohl Doynschto der Sanfte auf seine Transplantationsklinik stolz war, wußte er genau, daß ihre Existenz ihn dazu zwang, nach einem fast pedantisch genauen Tagesablauf zu leben. Die sich täglich wiederholenden Aufgaben machten Doynschtos Leben eintönig. Kaum, daß er Zeit für seine privaten Forschungen fand.
Die Klinik hatte Doynschto berühmt gemacht. Er gehörte zu den einhundert führenden Wissenschaftlern auf Yaanzar. Das bedeutete, daß er freien Zugang zum Markt der Gehirne hatte, wann immer er wollte. Alle Informationen – jedenfalls die legalen – standen ihm zur Verfügung.
Als Doynschto an diesem Tag die Datenkarten mit den Neuzugängen des Marktes überprüfte, nahm er eine Karte heraus und sah sie nachdenklich an.
Nach einer Weile rief er Percto herein. »Weißt du, was Nullzeitenergie ist?« wandte er sich an den Bordin.
Der Diener sah ihn überrascht an.
»Sie wissen genau, daß wir Bordins uns damit nicht beschäftigen!«
»Ja, ja!« Doynschto rieb sich sein rechtes Ohr und drehte die Karte langsam in beiden Händen. Es schien ein völlig normales und nicht überdurchschnittliches Gehirn zu sein, das da vor ein paar Tagen eingetroffen war.
Erstaunlich war nur, daß dieses Gehirn einmal den Versuch gemacht hatte, mit den anderen Gehirnen über Nullzeitenergie zu sprechen.
»Kannst du dir vorstellen, daß ein anderer Bordin sich mit solchen Problemen auseinandersetzen würde?«
Percto brauchte nicht nachzudenken. »Bestimmt nicht! Nur, wenn man ihn dazu zwingen würde.«
Doynschto dachte nach. »Ich muß mit dem Roten Anatomen sprechen! Finde seine Registriernummer
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