Silberband 070 - Gehirn in Fesseln
für ihn gebürgt hatte.
Um diese Zeit war der Markt der Gehirne nur für lizenzierte Händler geöffnet.
Doynschto war noch nie an einem offenen Tag hierhergekommen, der Trubel zwischen den Regalen war ihm dann zu groß. Als führender Wissenschaftler konnte er den Markt besuchen, wann immer er wollte.
Sie erreichten die Säulen.
Spercamon blieb unwillkürlich stehen und starrte wie gebannt ins Innere der Halle. »Ich … ich wußte nicht, daß es so viele sind.«
»Natürlich wußten Sie es«, versetzte Doynschto sanft. »Sie wußten nur nicht, welch ein imposanter Anblick sie sind.«
Spercamon atmete schwer. »Es ist … es ist unfaßbar!«
Doynschto versuchte sich zu erinnern, was er damals gefühlt hatte, als er den Markt zum erstenmal betreten durfte. Dieses Ereignis lag zu weit in der Vergangenheit. Der Anblick so vieler Behälter mit verschiedenartigen Gehirnen darin war für ihn längst nicht mehr ungewöhnlich.
»Kommen Sie!« sagte er ungeduldig. »Beeilen wir uns!«
Spercamon sah ihn betroffen an. »Empfinden Sie denn nichts?« fragte er.
»Was sollte ich empfinden?«
»Nun – Ehrfurcht zumindest!«
Jetzt wurde Doynschto richtig ärgerlich. »Hier werden Geschäfte getätigt, Spercamon. Für Sie ist das kein Grund zur Melancholie.«
Er warf einen Blick auf die mitgeführte Datenkarte und trat zwischen zwei Regalreihen. Noch einmal sah er sich nach eventuellen Verfolgern um, aber Spercamon und er waren allein in diesem Teil der Halle.
»Sehen Sie sich gründlich um«, empfahl Doynschto seinem Begleiter. »Ich werde Ihnen früher oder später eine Lizenz beschaffen, damit Sie allein hierherkommen und unsere Geschäfte tätigen können.«
In den vergangenen Tagen hatte Rhodan ein paar yaanztronische Händler und Wissenschaftler gesehen. Er hatte sich an den Anblick dieser Wesen gewöhnt. Inzwischen hatte er mehr über seinen ebenso geheimnisvollen wie phantastischen Aufenthaltsort erfahren. Obwohl es sicher mit einem Risiko verbunden war, mußte er alles versuchen, sein Gehirn in einen Körper zu retten.
In den letzten Tagen hatte Rhodan alles getan, um die Aufmerksamkeit eines Käufers zu wecken. Dabei hatte er sein im Vergleich zu den Bordins überragendes Wissen eingesetzt. Auf keinen Fall wollte er als überheblich oder unzuverlässig eingestuft werden, deshalb war er sehr behutsam vorgegangen und hatte alle Informationen wie zufällig in die Gespräche mit den anderen Gehirnen eingestreut. Er konnte nur hoffen, daß potentielle Käufer die Gelegenheit hatten, solche Gespräche anzuhören. Früher oder später mußte jemand merken, daß sich unter all diesen freundlichen Durchschnittsgehirnen ein Exemplar befand, das sich in vielen Beziehungen von den anderen unterschied.
Rhodan war nicht von seinem Erfolg überzeugt, denn es war denkbar, daß die Yaanztroner völlig andere Wertmaßstäbe besaßen und ein überdurchschnittlich intelligentes Gehirn ablehnten.
Rhodans Gehirn hatte gelernt zu ruhen. Es war kein Schlaf im üblichen Sinn, sondern nur ein Dahindämmern, das von intensiven Träumen begleitet wurde.
Rhodan fragte sich, wie sein Gehirn ohne die Impulse des gewohnten Zellaktivators existieren konnte. Das war ein Rätsel, das er noch nicht gelöst hatte. Normalerweise hätte sein Gehirn nach zweiundsechzig Stunden zerfallen müssen – doch das war nicht geschehen.
Eine weitere Frage, die ihn beschäftigte, war, warum man ihn nicht getötet hatte. Warum machte sich jemand die Mühe, sein Gehirn in die Galaxis Naupaum zu verschleppen? Auch wenn Anti-ES für die Entführung verantwortlich war, stellte sich die Frage.
Rhodan nahm an, daß er nur ein Fragment des gesamten Komplexes sah. Er mußte geduldig sein und auf weitere Informationen warten. Solange er lebte – nein dachte! –, durfte er nicht aufgeben.
Sobald er wieder einen Körper besaß, würde er nicht mehr hilfloser Spielball übergeordneter Mächte sein. Rhodan war enttäuscht über das Verhalten von ES. War es Anti-ES so weit unterlegen, daß es nicht hatte eingreifen können?
Eine Stimme drang in seine Gedanken. »Das ist es, Spercamon!«
Rhodan benutzte die Sehmechanismen des Behälters, die an seine Nervenenden gekoppelt waren.
Vor dem Regal standen zwei Yaanztroner. Sie sahen zu Rhodans Gehirn empor.
Rhodan empfand das sehr deutlich. Er unterdrückte die aufsteigende Erregung. Er durfte jetzt keinen Fehler begehen.
»Es ist aufgewacht«, sagte der zweite, offensichtlich jüngere Mann. »Es ist kein
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