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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Händler im Tempel der klagenden Gehirne suchte. Hier unten in der automatisch arbeitenden Anlage, zu der jeder Zutritt verboten war, mußte es jene Dinge geben, die auf der Oberfläche in den Organbanken so begehrt waren. Hier unten gab es nicht nur Gehirne.
    Der Rote Anatom griff in die Tasche und zog einen winzigen, silbernen Gegenstand daraus hervor. Er zeigte ihn Rhodan, ehe er ihn wieder verschwinden ließ.
    Ein positronischer Impulsschlüssel! Nun begriff Rhodan auch, wie der Rote in den Tempel gekommen war und immer wieder hereinkommen würde. Der Himmel mochte wissen, wie er in den Besitz des Schlüssels gelangt war.
    »Du gefällst mir«, sagte der Rote Anatom, als sie ihre Erfahrungen ausgetauscht hatten. »Aber ich weiß, daß du nur den Körper des geflohenen Dieners Tecto als deine wahre Persönlichkeit vorstellst. In Wirklichkeit bist du jemand anders. Hab Vertrauen zu mir – wer bist du wirklich?«
    Man kann ihm nur wenig vormachen, dachte Rhodan. Es ist gut, ihm wenigstens die halbe Wahrheit zu verraten.
    »Mein richtiger Name lautet Danro, und ich stamme aus einer Galaxis, die wir Moolk nennen. Mein Gehirn wurde dort gestohlen und hierhergebracht – ich weiß nicht, wie das geschah. Als ich wieder zu denken vermochte, befand ich mich auf Yaanzar. Das ist alles.«
    »Es ist genug«, meinte der Rote Anatom und betrachtete Rhodan forschend. »Ich kenne den Weg aus dem Tempel, aber es wäre sinnlos, wenn du dich dort oben sehen ließest. Wir müssen dir eine andere Identität verleihen. Ich werde dir helfen.«
    Rhodan deutete auf seine Brustmarke. »Wie soll das möglich sein, Anatom?«
    Zum erstenmal huschte so etwas wie ein Lächeln über das Gesicht des Poynkorers.
    »Wenn wir ein Stück weitergehen, gelangen wir zu den Grabkammern, in denen die gestorbenen Gehirne in ihren Urnen aufbewahrt werden. Selbst den Robotern ist es verboten, diese Kammern außer bei Bestattungen zu betreten. Wir aber werden dort alles finden, was wir benötigen – auch Lebensmittel. Denn die Yaanztroner geben ihren verstorbenen Gehirnen alles mit, was sie im nächsten Leben brauchen.«
    Rhodan begriff. »Dort also holst du dir deine Handelsware?«
    »Nur einen geringen Teil, Danro-Tecto. Wenn du jetzt bereit bist, führe ich dich hin, danach werden wir weitersehen. Ich helfe dir, weil ich mich hier besser auskenne, und du wirst mir helfen, weil du körperlich stärker bist als ich und mich gegen die Roboter schützen kannst. So ergänzen wir uns.«
    Sie gaben sich die Hand und besiegelten den neuen Freundschaftspakt. Dann brachen sie auf.
    Eine halbe Stunde später standen sie in einem schmalen Seitengang verborgen und betrachteten den breiten, hell erleuchteten Korridor, der in eine Halle mündete. Genau auf der gegenüberliegenden Seite erkannte Rhodan das verschlossene Tor zum größten Heiligtum der Yaanztroner, zur Grabkammer Yaanztropa, der letzten Ruhestätte der Gehirne. Über dem metallenen Tor glühte ein mehrfarbiges Licht.
    Der Rote Anatom flüsterte: »Sie sind noch bei einer Bestattung, wir müssen warten. Erst wenn die Zeremonie beendet ist, können wir es wagen, die Kammer zu betreten. Hast du großen Hunger?«
    »Vor allen Dingen habe ich Durst«, gab Rhodan zu.
    »Alle deine Bedürfnisse werden befriedigt werden, das verspreche ich dir. Im Yaanztropa ist genügend vorhanden, um uns für Jahre zu sättigen und unseren Durst zu stillen. Die Gehirne bekommen die besten Weine und die wohlschmeckendsten Speisen mit auf ihren Weg ins Unbekannte. Wir müssen Geduld üben.«
    Das Licht über dem Tor veränderte seine Farbe und begann zu flackern. Der Rote Anatom stieß Rhodan an.
    »Sie kommen zurück. Nun dauert es nicht mehr lange.«
    Rhodan wagte kaum zu atmen, als sich die beiden Torflügel seitwärts in die Wände schoben. Hinter der so entstandenen Öffnung erblickte er die Prozession der Roboter. Mit leeren Händen kehrten sie zurück, und ihr Gesang hatte sich verändert. Wenn auch noch immer elektronisch, so klang er jetzt nicht mehr so monoton wie zuvor. Die gestorbenen Gehirne befanden sich auf ihrer letzten Reise – das war kein Grund mehr zur Trauer.
    Das Tor schloß sich automatisch, während die Kolonne der Bestattungsroboter in den breiten Korridor einbog und ihren Weg fortsetzte. Ihr Singsang wurde leiser, bis er endlich zusammen mit dem Marschtritt verstummte.
    Der Rote Anatom erklärte: »Heute gibt es keine weiteren Bestattungen mehr, wir sind vor Überraschungen sicher. Wir warten noch

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