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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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uns nicht entdeckt«, gab Rhodan zurück. »Und jetzt müssen wir weitersuchen, oder wir müssen den Weg zurück zur Oberfläche finden.«
    »Dort finden wir vielleicht etwas zu essen, und ganz bestimmt finden wir dort den Tod.«
    Rhodans Hand strich unwillkürlich über die nackte Brust und über die biologisch verklebte Identifikationsmarke, die ihn als entflohenen Diener kennzeichnete. Sein Partner – ein erkranktes Gehirn – hatte recht. Es gab keinen Ausweg.
    Und so betrachtet waren sie beide so gut wie tot. Schon jetzt.
    Er ging weiter, in entgegengesetzter Richtung. Schon längst hatte er keine Ahnung mehr, wo er sich eigentlich befand. Der Tempel mußte ungeahnte Ausmaße besitzen, vielleicht viele Quadratkilometer. Bis sie ihn zur Gänze durchforscht hatten, waren er und der Bordin verhungert – zuerst der Körper, dann das Gehirn.
    Zwei Stunden später hielt er total erschöpft inne und setzte sich dort auf den Boden, wo er gerade stand.
    »Es hat keinen Zweck, wir finden weder Nahrung, Wasser noch den Weg zurück. Wir müssen Kontakt mit einem der Wartungsroboter aufnehmen. Sie sind unbewaffnet.«
    »Sie bedeuten trotzdem den sofortigen Tod, denn sie sind dazu programmiert, unbefugte Eindringlinge unschädlich zu machen. Mein Gehirn wird hier im Tempel bleiben, bis es gänzlich abstirbt, und das deine bekommt vielleicht einen neuen Körper – vielleicht auch nicht.«
    »Ich muß es riskieren.«
    Rhodan wußte selbst, wie sinnlos sein Kampf geworden war. Er konnte den Bordin nicht als echten Bundesgenossen bezeichnen, denn er war selbst dieser Bordin Tecto. Seine ganze Hoffnung bestand darin, den Wissenschaftler Doynschto zu finden, den man auch ›den Sanften‹ nannte.
    Er blieb eine volle Stunde sitzen, ehe sich der Bordinkörper wieder kräftig genug fühlte, den sinnlos erscheinenden Marsch fortzusetzen. Mühsam setzte er seinen Weg fort.
    Sie begegneten Robotern und fanden rechtzeitig ein Versteck. Einmal kam ihnen sogar ein Transportkommando entgegen, das neue Gehirne in den Tempel brachte.
    Und dann, als sie abermals in einer der zahllosen Hallen standen und das Klagen und Jammern der körperlosen Bewußtseine über sich ergehen ließen, riß ein lauter Schrei Rhodan aus seinen hoffnungslosen Betrachtungen.
    Es war ein echter Schrei, nicht das Klagen eines Gehirns!
    »Verbirg dich!« riet der Bordin entsetzt. »Die Roboter haben einen Eindringling erwischt und bestrafen ihn.«
    Ein Eindringling! Der Gedanke elektrisierte Rhodan förmlich. Jemand, der unbefugt in dieses Labyrinth eindrang, konnte nur ein Verbündeter sein. Er konnte ihm vielleicht helfen, wenn man ihm jetzt beistand.
    Die Überlegungen erfolgten blitzschnell. Die eventuellen Konsequenzen waren in Rhodans Überlegungen nicht einbezogen.
    Abermals ertönte ein Schrei, diesmal voller Panik und Schrecken. Er brach plötzlich ab, dafür ertönte das dumpfe Dröhnen von Metall auf Metall. Dann wieder die entsetzte Stimme.
    Jemand befand sich in höchster Gefahr, daran konnte kein Zweifel bestehen.
    Rhodan verlor keine Sekunde mehr. Er gab dem trägen Körper des Bordins den Befehl, und schon stürmte der Riese wie eine gewaltige Kampfmaschine voran, nicht ohne zuvor ein stangenähnliches Podest an sich zu reißen, um es als Keule benutzen zu können. Das zurückbleibende Gehirn in der Glocke wurde damit von seinem Lebenserhaltungssystem getrennt. Wahrscheinlich wurde ein Alarm ausgelöst, der sofort einen Wartungsroboter herbeirief, um den Schaden zu beheben.
    Die Hilferufe wurden lauter, und als Rhodan um eine Gangbiegung raste, blieb er plötzlich stehen.
    Vor ihm lag ein fast leerer Saal ohne Einrichtung. Er sah so aus, als habe man ihn gerade erst aus dem Urgestein herausgeschmolzen. Sogar die Wände zeigten kaum Spuren künstlicher Bearbeitung.
    Aber das war es nicht, was er jetzt beobachten konnte, denn dazu blieb keine Zeit. Im grellen Licht der Deckenbeleuchtung – wenigstens sie war bereits installiert worden – stand ein großer, vielarmiger Wartungsroboter und hielt ein kleines, menschenähnliches Wesen umschlungen, das sich verzweifelt gegen diese Freiheitsberaubung zur Wehr setzte und dabei unaufhörlich laut um Hilfe rief. Das Wesen war etwa hundertdreißig Zentimeter groß und auf keinen Fall ein Yaanztroner. Der gekrümmte Rücken war genauso dürr und zartgliedrig wie sein ganzer Körper, der feuerrot glänzte und jeglichen Haarwuchses entbehrte. An dem runden Kopf saßen riesige Ohren, die sehr beweglich

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