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Silberband 070 - Gehirn in Fesseln

Titel: Silberband 070 - Gehirn in Fesseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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gibt es Razzien und Durchsuchungen, aber sie gelten weniger den Schwarzhändlern als den entflohenen Dienern, meist Bordins. In dieser Hinsicht sind die Yaanztroner empfindlich, weil ein weggelaufener Diener ihr Selbstbewußtsein verletzt.«
    »Dann werde ich besonders vorsichtig sein müssen«, vermutete Rhodan bitter. »Und du begibst dich meinetwegen in große Gefahr.«
    »Ich lebe ständig mit der Gefahr«, wischte der Rote Anatom Rhodans Gewissensbisse einfach weg. »Gleich werden wir die Außenbezirke einer ehemaligen Fluchtsiedlung erreichen. Sie liegt mehr als hundert Meter unter der Oberfläche …«
    Die Katakombenstadt wurde durch eigene Kraftwerke mit Energie versorgt, erfuhr Rhodan weiter. Die Polizei hatte mehrmals den Versuch unternommen, diese Stationen zu überfallen und zu zerstören, und sicherlich wäre ihr das auch gelungen, wenn sie wirklich ein echtes Interesse daran gehabt hätte. Das jedoch war nicht der Fall. Sie handelte auf höchsten Befehl, wenn sie lasch und ohne besonderen Nachdruck vorging.
    Immer wieder zweigten Nebenkanäle ab, und Rhodan war es ein Rätsel, mit welcher Sicherheit sich der Rote Anatom hier zurechtfand. Die Taschenlampe hatte er längst gelöscht, denn in regelmäßigen Abständen waren Leuchtstellen in der abgerundeten Wand. Neben dem schmalen Betonweg floß eine Brühe durch den eigentlichen Kanal. Die Luft war stickig und voller Gestank. Am liebsten hätte Rhodan sich die Nase zugehalten, aber als er das Grinsen seines Begleiters bemerkte, verzichtete er darauf.
    »Üble Gerüche erhöhen unsere Sicherheit«, meinte der Rote Anatom trocken.
    Zum Glück verließen sie bald darauf die Kanalisation durch einen der zahlreichen Seitengänge, der in sanfter Steigung nach oben führte und vor einer Metalltür endete. Der Rote Anatom öffnete sie, indem er einfach mit dem Fuß dagegen stieß. Dahinter lag, Rhodan glaubte seinen Augen nicht zu trauen, eine Stadt, über die sich ein schwarzer, sternenloser Himmel spannte.
    Der Rote Anatom erriet seine Gedanken. »Das ist nicht der Himmel, Danro, das ist die dunkle Felsdecke. Hier unten hält man sich an die Tageszeiten, weil man von früher daran gewöhnt ist. Bei Nacht kann man auch besser Geschäfte machen. Wir müssen die Stadt durchqueren, das ist der kürzeste Weg.«
    Die kleinen Häuser standen wahllos am Rand der Straßen. Sie waren aus Trümmerresten ehemaliger Bunker errichtet worden und erinnerten an Bauwerke, wie Kinder sie oft mit Holzklötzen zustande bringen. Hinter einigen Fenstern schimmerte noch Licht, auch eine dürftige Straßenbeleuchtung brannte. Rhodan sah Schatten zwischen den Häusern hin und her huschen, aber er hätte nicht zu sagen vermocht, ob es sich um Tiere, Menschen oder fremdartige Lebewesen handelte.
    »Halte den Nadler bereit«, empfahl der Rote Anatom und ging weiter.
    Die Straßen waren ungepflegt und holprig. Pfützen deuteten daraufhin, daß es sogar so etwas wie künstlichen Regen in der Unterwelt gab. Zu Rhodans Erstaunen wurden sie nicht belästigt. Keiner der dunklen Schatten näherte sich ihnen, im Gegenteil, sie verschwanden, wenn sie in ihre Nähe kamen.
    Als sie fast eine halbe Stunde gewandert waren, deutete der Rote Anatom auf ein flaches Haus, in dem noch Licht brannte. Er blieb stehen.
    »Dort wohnt ein Geschäftsfreund von mir – manchmal. Ich muß die Gelegenheit nutzen, sonst tut es ein anderer. Er ist ein einflußreicher Yaanztroner, wenigstens oben im offiziellen Nopaloor. Ich muß wissen, was er diesmal benötigt. Du kannst mitkommen, aber halte den Mund und beantworte keine Fragen. Das tue ich für dich.«
    »Er wird mich sofort als entflohenen Diener erkennen.«
    »Sicher wird er das, aber deshalb mach dir keine Sorgen. Es kann höchstens passieren, daß er mir dein Gehirn abkaufen will. Das bringt bei den Organbanken hohe Preise.«
    Hätte Rhodan eine andere Wahl gehabt, wäre er sicherlich nicht so bereitwillig mitgekommen. Auf der anderen Seite war er daran interessiert, soviel wie möglich von dieser unheimlichen Welt kennenzulernen, auf die ihn das Schicksal verschlagen hatte. Außerdem wollte er den Roten Anatomen nicht enttäuschen.
    Trotzdem umklammerte seine Rechte den Nadler, als sie sich dem Haus näherten und der Händler gegen die Tür klopfte.
    Einige Sekunden geschah nichts, dann wurde die Tür einen Spalt weit geöffnet.
    »Was ist denn los? Mitten in der Nacht …«
    »Ich bin's, der Rote Anatom. Ich wollte dir einen Besuch abstatten,

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