Silberband 072 - Kontakte mit der Ewigkeit
den Raytscha, der überhaupt nicht bemerkt zu haben schien, daß er gekommen war. Bestürzt registrierte Rhodan, daß Heltamosch sich aufgegeben hatte. Der Raytaner hatte sich auf erschreckende Weise verändert.
Die sportlich gestählte Figur erschien jetzt kraftlos und schlaff. Nichts war mehr von seiner Härte und Entschlossenheit zu erkennen. Auch sein sonst rostbrauner Haarpelz hatte sich von dem psychischen Schlag zeichnen lassen. Er sah jetzt gelblich fahl aus. Heltamosch war am Ende.
Eine halbe Stunde verstrich. Dann seufzte der Raytscha tief auf und hob den Kopf. Er blickte Rhodan an. Seine Augen hatten den irisierenden Glanz verloren und sahen stumpf aus wie die eines Blinden.
»Mein Freund«, sagte der Herrscher und erhob sich. »Ich hoffe, du kommst nicht erneut, um mir zu sagen, ich möge alles nicht so schwer nehmen?«
»Keineswegs«, antwortete Rhodan. »Ich bin lediglich besorgt um den Raytscha. Mir scheint, er hat bereits jetzt die Kraft verloren, obwohl er die Verantwortung noch lange tragen muß, zumindest so lange, bis er die Nachricht nach Naupaum gebracht hat.«
»Bist du nur gekommen, um mich zu beleidigen?«
»Auch das nicht, Heltamosch.«
Der Priester erhob sich, und Rhodan zuckte unwillkürlich zusammen. Er sah eine Hand Ilanoschs und merkte sofort, daß etwas nicht stimmte. Während er belanglose Worte mit Heltamosch wechselte, grübelte er nach, bis er endlich erkannte, was ihm aufgefallen war. An der Hand war absolut nichts Ungewöhnliches. Sie war völlig normal. Das aber war die des Priesters nicht gewesen. Rhodan hatte dessen Hand deutlich vor Augen. An einem seiner Finger fehlte die Kuppe.
Das bedeutete, daß der Priester nicht Ilanosch war! Heltamosch versuchte, ihn zu täuschen, weil er fürchtete, daß er den Priester in seine Gewalt bringen wollte. Rhodan lächelte.
Er blickte Heltamosch an und erkannte den Argwohn in seinen Augen. Der Schock hatte ihn vollkommen aus der Bahn geworfen. Unter anderen Umständen hätte der Raytscha wohl kaum versucht, ihn, Rhodan, mit einem solchen Trick in die Irre zu führen.
»Ich werde lieber gehen«, sagte der Terraner. »Ich habe das Gefühl, daß ich dich störe.«
Er verließ die Kabine. Heltamosch blickte ihm verwirrt nach. Dann drehte er sich zu dem Priester um und sagte: »Er hat gemerkt, daß du nicht Ilanosch bist, aber es scheint ihm nichts auszumachen.«
Rhodan kehrte in seine Kabine zurück, wo Zeno bereits auf ihn wartete. Erregt berichtete der Accalaurie.
»Die Zeit drängt«, schloß er. »Wir müssen uns beeilen, sonst klappt es nicht mehr.«
Unmittelbar daraufkam Gayt-Coor, der ausgesprochen heiter wirkte.
»Wir müssen alles auf eine Karte setzen«, sagte er, als er hörte, daß der Priester, von dem alles abhing, verschwunden war.
»Ich bin überzeugt davon, daß Ilanosch sich prompt beim Beiboot einfinden wird, wenn er hört, daß sich Uyfinom an Bord befindet«, meinte Rhodan. »Gehen wir.«
Die drei Männer verließen die Kabine und eilten zu Hangar 19, wo sich das Beiboot befand. Rhodan kontrollierte es und stellte fest, daß es startbereit war. Dann wechselten sie zu Hangar 18 hinüber, wo ebenfalls ein Beiboot stand. Sie drangen durch die offene Schleuse ein und überwältigten die drei Männer, die in dem Raumschiff ihren Dienst versahen. Danach paralysierten sie sie und gruppierten sie um einen Arbeitstisch. Rhodan stellte darauf eine Kassette ab, nachdem er sie mit dem Chemikaliengemisch und dem 5-D-Strahler gefüllt hatte.
Dann kehrten sie in den benachbarten Hangar zurück. Zeno streifte sich die Uniform eines Ingenieurs über und ging zu einem Interkom. Er wählte die Verbindung zur Hauptleitzentrale. Der ranghöchste Funkoffizier meldete sich.
»Ingenieur Traschtschyn«, sagte der Accalaurie mit heiserer Stimme. Er stellte sich aufgeregt. »Ich habe im Hangar 18 im Beiboot gearbeitet. Dabei habe ich etwas gefunden. Ich glaube, es ist Uyfinom.«
»Geben Sie mir den Kommandanten!« befahl der Offizier.
»Er … er hat sich das Zeug angesehen. Er ist bewußtlos.«
»Ich gebe die Meldung weiter.«
Der Funker brach die Verbindung ab.
Zeno eilte sofort weiter. Er brauchte nur wenige Sekunden, um die Schaltzentrale zu erreichen, in der zwei Offiziere mit elektronischen Beobachtungsgeräten über den Priester wachten. Er preßte sich an das Eingangsschott, doch er konnte nicht hören, was drinnen gesprochen wurde. Er wartete einen kurzen Moment, bis er keine Stimmen mehr vernahm, dann öffnete er
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