Silberband 073 - Schach der Finsternis
dem zentralen Gehirn und einer Anlage, von der wir bisher nichts gehört haben«, sagte Rhodan. Er wandte sich an Tsalimo. »Ist das richtig so?«
»Ich bin glücklich, sagen zu können, daß es nicht richtig ist«, sagte der Zwerg.
Perry lächelte grimmig. »Kein Pauschalurteil, bitte! Welcher Teil meiner Aussage stimmt nicht, Tsalimo?«
»Der letzte Teil ist der erste Teil, der nicht stimmt«, erwiderte Tsalimo.
»Ich werde nicht schlau aus ihm«, warf Gayt-Coor ein. »Meiner Meinung nach will dieses runde Ei uns das Gelege im Nest herumdrehen.«
Er trat nahe an Tsalimo heran und nahm eine drohende Haltung an. »Welcher Teil ist der zweite Teil, der nicht stimmt?« fragte er zornig. »Sprich, oder ich ziehe dir die Haut ab!«
Tsalimo grinste wiederum so breit, daß seine Ohren in Gefahr gerieten, in den Mund zu fallen. »Der zweite Teil ist der Teil, der stimmt«, erklärte er.
Heltamosch trat an den Zwerg heran und fragte: »Können Sie uns zur eigentlichen Kommandozentrale des Großroboters fliegen, Tsalimo?«
»Ich bedauere, aber dazu bin ich in der Lage«, antwortete der Idmopok.
Er schwang sich in den Gleiter, nahm hinter den Steuerkontrollen Platz und fragte über die Schulter: »Darf ich so tollkühn sein, Sie auf die Plätze zu bitten, meine ehrenwerten Herren?«
Rhodan und Heltamosch blickten sich kurz an, dann stiegen sie ein. Gayt-Coor zögerte etwas länger, doch schließlich bequemte auch er sich, in den Gleiter zu steigen und auf einem der Sitze Platz zu nehmen.
Tsalimo schaltete so sicher und geschickt wie ein Gleiterpilot mit langjähriger Erfahrung. Das Fahrzeug hob mit schwachem Summen ab und beschleunigte anschließend mit Hilfe der Pulsationsmotoren in Richtung Norden.
Perry Rhodan gestand sich ein, daß Tsalimo ihn verwirrte. Dieses Lebewesen konstruierte seine Sätze in einer Weise, die ihm und auch den Raytanern verdreht erschien. Andererseits ergab sich trotz dieser Verdrehtheit bei genauem Nachdenken jedesmal ein Sinn. Perry schloß aus diesem scheinbaren Widerspruch, daß Tsalimo einem Volk angehören mußte, dessen Sitten und Gebräuche sich stark von den terranischen und raytanischen unterschieden, und daß die ›Verdrehtheit‹ einfach ein Nebenprodukt der schwierigen Anpassung an die terranische beziehungsweise raytanische Ausdrucksweise war.
Anders war es mit dem übrigen Verhalten des Zwerges. Sein mehrfaches Verschwinden und die Leuchtplatte, die genau in einem für Tsalimo nützlichen Augenblick herabgestürzt war, deuteten darauf hin, daß Tsalimo über parapsychische Fähigkeiten verfügte. War er eventuell ein Teleporter und Telekinet?
Ein Telekinet wahrscheinlich nicht, denn er hatte die Leuchtplatte nicht angesehen, wie das Telekineten erfahrungsgemäß mit den Objekten tun mußten, die sie durch ihre parapsychischen Kräfte bewegen wollten. Aber Perry Rhodans Erfahrungen beschränkten sich auf zahlenmäßig wenige Telekineten. Es mochte sein, daß es Telekineten gab, die das zu bewegende Objekt nicht erst optisch fixieren mußten. Also war auch diese Erklärung nicht von der Hand zu weisen.
Noch weniger ließ sich anzweifeln, daß er sich in der Art eines Teleporters ohne Zeitverlust von einem Ort zu einem anderen versetzen konnte.
Soweit ließ sich für alles eine stichhaltig klingende Erklärung finden. Dennoch blieb ein Rest, der sich der analytischen Durchleuchtung entzog – und gerade dieser Rest war es, was dem Terraner am meisten zu schaffen machte. Es war ein Wesenszug, den er schon an einem anderen Lebewesen beobachtet hatte. Aber noch immer konnte er sich nicht daran erinnern, wann und wo das gewesen war und um welches andere Lebewesen es sich gehandelt hatte.
Rhodan seufzte schwer und lehnte sich zur Seite, um etwas von der verfallenen Stadt zu sehen, die sie überflogen. Es mußte eine halbe Ewigkeit hersein, seit hier intelligente Lebewesen, die Pehrtus, gewohnt hatten.
Er fragte sich wieder, was diese Wesen dazu getrieben hatte, mit mörderischem Haß die Ausrottung der Yulocs und ihrer Nachfolger zu betreiben. Die Pehrtus hatten doch eine ganze Galaxis für sich gehabt, mit Millionen guter Planeten, auf denen es sich herrlich leben ließ, wenn man Frieden hatte – materiellen und geistigen Frieden.
Waren vielleicht gar nicht die Pehrtus, sondern die Yulocs die Aggressoren gewesen? Hatten die Urahnen Torytraes die Pehrtus überfallen und ihrer Zivilisation solche Schäden beigebracht, daß der Haß lebensnotwendig für die Pehrtus
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