Silberband 074 - Konzil der Sieben
Roctin-Par lief von der Empfangsplattform hinunter, nahm einen der Männer zur Seite und begann, hastig auf ihn einzureden. Dann drehte er sich um und deutete auf ein rundes Schott.
»Geradeaus!« schrie er. »Ich hole euch ein!«
»Wir haben verstanden!« rief Rhodan und begann zu laufen. Tolot, der hünenhafte Haluter, folgte ihm. Er trug in seinen beiden Handlungsarmen eine seiner gefürchteten Waffen.
Die Verkleidung der Wände, das war relativ schnell zu sehen, verbarg nur flüchtig die Wirklichkeit. Hier befanden sie sich mehrere tausend Meter tief in der Kruste des Planeten. Die Wände der breiten, niedrigen Stollen strömten eine deutlich spürbare Hitze aus. Rhodan, Icho Tolot und Roctin-Par liefen langsam geradeaus und schwiegen.
Die anderen Mitglieder des Teams wurden in einzelnen Gruppen abgestrahlt. Noch während das Schiff im Landeanflug begriffen war, arbeitete ununterbrochen der schwere Transmitter. Er schleuderte die Terraner und deren Freunde in die unterirdischen Anlagen der Widerstandsbewegung.
Rhodan hob die Hand und bremste vor einem dicken Temperaturschott ab. »Wo sind wir hier eigentlich?« erkundigte er sich. Icho Tolots wuchtige Gestalt versperrte nahezu den gesamten Korridor hinter ihnen.
»Du kennst die Pläne!« erwiderte Roctin-Par. »Wir sind einige tausend Meter unter der nördlichen Peripherie der Hauptstadt Ervto-Tur'Han.«
»Die anderen?«
»Sie kommen nach.«
Die Laren hatten auf das Schiff gewartet. Der Schock des Transmitters war mit Garantie angemessen worden. Die Jagd begann jetzt. Sicher nur auf der Oberfläche der Planetenlandschaft, aber genau an diese Oberfläche strebten Rhodan und sein Team. Die Flucht würde sehr dramatisch verlaufen. Bis zu einem bestimmten Punkt konnte der Rebell ihnen noch durch seine bloße Anwesenheit helfen, aber dann waren sie – wie geplant – auf sich selbst gestellt.
Das Schott vor ihnen schwang geräuschlos auf. Einer der engsten Vertrauten des Rebellen hatte offensichtlich einen Schalter gedrückt.
»Hier entlang. Am Ende dieses Ganges werde ich euch verlassen müssen«, rief Roctin-Par.
»Geht in Ordnung!« hallte die Stimme des Haluters durch die glattgearbeiteten Schächte und Gänge. »Ich habe den Weg genau im Kopf.«
»Gut so. Ich werde versuchen, euch einige Male auf eurem Weg nach dem Fort zu treffen.«
»Einverstanden.«
Inzwischen war die Flucht bei den Angehörigen der Widerstandsgruppen offiziell bekanntgeworden. In wenigen Minuten würden Rhodan und seine Freunde also gegen eine Übermacht von nichtsahnenden Provconern kämpfen müssen.
»Weiter, Freunde!«
Rhodan hatte jede Einzelheit der unterirdischen Systeme genau in seinen Überlegungen. Trotzdem kannte er natürlich nicht jeden einzelnen Beleuchtungskörper dieser Gänge aus gewachsenem Fels und bearbeiteten Metalladern und Kohlenlagern. Er lief vor dem Haluter weiter und wunderte sich nur kurz, warum die anderen noch nicht aufgeschlossen hatten.
Die Gefährten materialisierten nur kurz darauf, aber es gab kaum Kommunikationsmöglichkeiten zwischen ihnen und Rhodan. Perry Rhodan und Icho Tolot flohen voraus, und immer wieder stießen sie auf Gruppen von Widerstandskämpfern, die nicht in die Pläne Roctin-Pars eingeweiht waren und sie deshalb bekämpften. Die Terraner und ihre Gefährten paralysierten sie, wo es nur ging, um Tote zu vermeiden.
Durch Korridore, Höhlen, Schächte und Stollen ging es langsam bergauf. Das Ziel war klar. Sie mußten die Oberfläche erreichen und sich von Hotrenor-Taaks Laren ›retten‹ lassen. Stundenlang waren sie unterwegs und mußten Wasserfälle, Schluchten und Abgründe überwinden. Manches Mal glaubten sie, am Ende ihres Weges angelangt zu sein. Dazu kamen immer wieder die Angriffe von Rebellen.
Und dann waren sie oben, Perry Rhodan und Icho Tolot als erste. Sie wurden bereits erwartet. Eine Reihe von SVE-Gleitern und -Raumern kreiste über ihnen. Laren kamen auf sie zu, an erster Stelle Hotrenor-Taak.
Und plötzlich war eine Stimme in Rhodans Helmempfänger. Roctin-Par! Der Lare sagte: »Ich melde mich wieder, Freund Perry.«
20.
Rhodan verzichtete darauf, Roctin-Par zu antworten. Er blieb stehen und sah zu, wie Hotrenor-Taak langsam auf ihn zukam. Hinter ihm gingen ein Dutzend schwerbewaffnete Laren. Hotrenor-Taak lächelte und hob die Hand.
»Ich bin über alles informiert!« sagte er laut. »Sie brauchen kein Wort zu sagen. Ihre Flucht war ein Meisterstück. Sie und Ihre Freunde haben sich verhalten, wie
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