Silberband 074 - Konzil der Sieben
einem Parkdach des Forschungszentrums. Alles sah so normal aus wie sonst auch. Alles war ruhig. Ich freute mich auf die Begegnung mit Ramon Prinz. Der junge Mann gefiel mir. Ich nahm mir vor, ihn zu bitten, mir etwas über den großen Geoffry Abel Waringer zu erzählen. Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen gehabt, den Ersten Wissenschaftssenator des Solaren Imperiums kennenzulernen.
Als ich mich dem Hauptlabor näherte, in dem Prinz arbeitete, erschien plötzlich ein Forschungsgehilfe vor mir. Er trug ein Tablett mit zahlreichen Gläsern. An einer Gangabzweigung wollte er nach rechts gehen, prallte aber mit einem unsichtbaren Hindernis zusammen. Die Gläser fielen klirrend zu Boden. Säure und Farbe spritzten nach allen Seiten weg.
Instinktiv warf ich mich zu Boden. Ich wußte nicht, warum ich das tat.
Im Nichts neben dem Forschungsgehilfen blitzte es auf, und ein nadelfeiner Energiestrahl zuckte über mich hinweg. Er passierte die Stelle, an der ich noch eben gestanden hatte. Ich wäre tödlich verletzt worden, hätte ich nicht so schnell reagiert.
Mit aller Kraft schnellte ich mich hoch und warf mich dorthin, wo ich den Unsichtbaren vermutete. Ich streifte ihn, fühlte einen Arm und schlug mit voller Wucht zu. Ein Schrei zeigte mir an, daß ich getroffen hatte. Zugleich polterte ein Energiestrahler zu Boden. Es war ein Balley, Modell Luna/3458, wie ich sofort sah. Als Waffenkenner und -liebhaber gab es für mich gar keinen Zweifel. Er galt als ›Attentatswaffe‹, weil er extrem klein, flach und schnell war. Seine Reichweite betrug etwa zweihundert Meter. Dafür konnte man mit einer Ladung höchstens drei gezielte Schüsse abfeuern.
Ich wurde herumgerissen. Mein Gegner versuchte, an die Waffe zu kommen. Ich schlug wild um mich, und es gelang mir, den Balley mit dem Fuß wegzuschleudern. Er rutschte dem Gehilfen direkt vor die Füße. Er bückte sich, nahm ihn auf und zielte dorthin, wo er den Unsichtbaren vermutete.
»Nicht schießen!« schrie ich. »Laufen Sie weg mit dem Ding; so weit wie möglich!«
Ein fürchterlicher Schlag traf mich am Kopf und warf mich zurück. Ich stürzte zu Boden. Zugleich sah ich, daß der Forschungsgehilfe endlich begriffen hatte. Er konnte seinen Gegner nicht sehen. Deshalb waren die Chancen, ihn zu treffen, zu gering. Wichtig war allein, ihm seine Waffe zu nehmen. Er rannte davon.
Offensichtlich hatte der Attentäter versucht, ihn noch zu erreichen, denn ich hatte einige Sekunden Zeit, mich zu erholen. Dann hörte ich, daß er sich mir wieder näherte. Er bemühte sich, leise zu gehen. Ich wich zurück und blickte mich suchend nach einem Ausweg um.
Was sollte ich tun? Wie kämpfte man mit einem Unsichtbaren? Überall öffneten sich die Türen. Männer und Frauen kamen auf den Gang heraus. Damit stiegen meine Chancen.
Auch Ramon Prinz erschien in meiner Nähe. Er hielt ein Messer in der Hand. Da griff mich der Unsichtbare an. Seine Hände krallten sich um meinen Hals. Mit den Daumen versuchte er, mir den Kehlkopf einzudrücken. Ich erkannte die Gefahr und warf mich mit aller Kraft herum, um mich aus seinen Händen zu drehen. Glücklicherweise glitten seine Daumen ab, so daß der Anschlag nicht gelang. Ich packte die unsichtbaren Hände und zerrte verzweifelt daran.
In diesem Moment kamen mir die anderen Männer zu Hilfe. Sie packten den Unsichtbaren und rissen ihn von mir zurück. Sie schlugen auf ihn ein, aber sie trafen ihn weder entscheidend, noch konnten sie ihn halten. Während ich stöhnend und nach Atem ringend zu Boden ging, sah ich, wie sie zur Seite geschleudert wurden. Der Unsichtbare flüchtete. Brutal brach er sich seine Bahn durch eine Gruppe von jungen Frauen. Ramon Prinz beugte sich über mich und half mir auf.
»Ist alles in Ordnung, Sir?« fragte er besorgt.
Ich rieb mir die Kehle und schluckte einige Male. So nah war mir der Sensenmann noch nie gewesen.
»Alarmieren Sie die Polizei!« befahl ich. »Und sorgen Sie dafür, daß Detektoren eingesetzt werden. Ich möchte nicht noch einmal von dem Kerl überfallen werden. Wo ist seine Waffe?«
Einige Männer machten sich auf die Suche nach dem Gehilfen. Sie fanden ihn auch, aber er hatte die Balley irgendwo abgelegt. Sie war verschwunden.
Äußerst beunruhigt ging ich zusammen mit Prinz in dessen Labor. In der Tür blieb ich stehen. Zahlreiche Geräte glichen nur noch Trümmerhaufen.
»Ist er das auch gewesen?« fragte ich.
Prinz nickte. »Ich war für einige Minuten in einer anderen Abteilung,
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