Silberband 074 - Konzil der Sieben
um dort einige Berechnungen anstellen zu lassen. Als ich zurückkam, sah es so aus. Unmittelbar darauf erfolgte der Anschlag auf Sie.« Er seufzte. Ratlos hob er die Schultern. »Ich kann mir keinen Reim darauf machen.«
Ich muß gestehen, daß auch ich keine Zusammenhänge erkennen konnte. Was hatten die Arbeiten von Ramon Prinz und ich gemeinsam? Nichts – soweit ich wußte. Ich hatte ihn lediglich einmal besucht, weil er als Gast bei uns arbeitete und weil er ein Mitarbeiter von Waringer war.
»Wie weit sind Sie denn mit Ihren Forschungen?« erkundigte ich mich.
»Ich bin zufrieden«, antwortete er ausweichend. »Jetzt läuft alles so, wie ich es mir vorgestellt habe.«
Die Polizeibeamten erschienen. Sie wollten mich sprechen. Wir brachen unser Gespräch ab. Etwa eine Stunde lang konferierten wir mit den Beamten, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Schließlich stellte einer der Beamten die Frage: »Glauben Sie, daß Ihre Tante Martola Bonhero etwas damit zu tun haben könnte?«
Ich blickte ihn überrascht an. »Natürlich nicht«, antwortete ich energisch. »Wir haben zwar Meinungsverschiedenheiten gehabt, und ich habe gegen Intrigen anzukämpfen, aber dies war ein Mordanschlag. Das ist etwas ganz anderes. Ich verbiete Ihnen, meine Tante mit ins Gespräch zu bringen.«
Der Beamte sah mich eigenartig an und erwiderte: »Ich werde es nicht tun, aber die Reporter werden wohl nicht davor zurückschrecken.«
Mir wurde etwas flau in der Magengegend.
28. Januar 3459 – Kiamba/Terra.
Bericht: P. Bonhero
Die Alte Dame schäumte. Die Pressemeldungen und -kommentare des Tages hatten sie in eine Furie verwandelt. Da sie informiert worden war, hätte sie eigentlich wissen müssen, welcher Presserummel drohte. Aber sie tat, als sei sie überrascht worden.
Mit aller Macht schlug sie zurück und strengte gleich ein halbes Dutzend Strafanträge wegen Verleumdung, Geschäftsschädigung und Vortäuschung von Straftaten an. Darüber hinaus leitete sie mehrere Zivilprozesse ein, mit denen sie beabsichtigte, mich um mein Erbe zu bringen. Sie behauptete, ich habe nicht mit einem Unsichtbaren gekämpft, sondern mit einem Gegner, der gar nicht vorhanden gewesen sei. Sie glaubte, ich habe das Attentat nur inszeniert, um sie dadurch in Verruf zu bringen. Sie hätte mir vermutlich nur geglaubt, wenn ich umgebracht worden wäre.
Mein Freund Reinsch beruhigte mich. Er sagte, sie werde in keinem Fall durchkommen, sondern mit allen Prozessen scheitern.
Leider ließ die Alte Dame sich noch eine Reihe von weiteren Schikanen einfallen. Unter anderem ließ sie mir die Bezüge sperren. Dafür gab es keine rechtliche Handhabe. Sie mußte zahlen, denn TEMSYV war auch zu diesem Zeitpunkt schon mein Eigentum. Zunächst störte mich die Maßnahme Martolas nicht. Einige Tage lang würde ich allein auskommen, dann aber konnte die Lage kritisch werden. Außerdem mußte ich befürchten, daß sie mich mit einem legalen Trick in eine Zahlungsverpflichtung hoher Summen treiben würde.
Dennoch blieb ich optimistisch. Ich wußte, daß ihr auf lange Sicht kein noch so raffinierter Schachzug helfen würde. Sie mußte sich früher oder später das Genick brechen.
30. Januar 3459 – Kiamba/Terra.
Bericht: P. Bonhero
Martola ließ sich Zeit – aber nur, um dann um so heftiger zuschlagen zu können. Sie sorgte dafür, daß kurzfristig verschiedene Tiefbauarbeiten in der Umgebung meines Hauses eingeleitet wurden. Damit schloß sie uns praktisch von der Außenwelt ab. Wir hatten keinen Strom mehr, konnten nicht mehr visiphonieren, positronische Rechner und Steuerungsanlagen im Haus gerieten völlig durcheinander, obwohl es Sicherungen gegen Stromausfall gab. Und schließlich hatten wir auch kein Wasser mehr.
Wir ließen uns dadurch nur wenig beeindrucken. Meine Freunde flogen alles ein – einen stationären Generator, Wasser und was wir sonst noch alles brauchten.
31. Januar 3459 – Kiamba/Terra.
Bericht: P. Bonhero
Im Laufe des Tages kaufte die Alte Dame verschiedene kleinere Unternehmungen auf, um mich damit auch von meinen Freunden, den bisherigen Eigentümern dieser Geschäfte, abzutrennen. Um meine Ruhe war es geschehen.
»Wohin willst du?« fragte Tyna, als ich auf das Dach stürmte, nachdem mir Syndikus Reinsch diese Nachricht gebracht hatte.
»Ich fliege zur Alten Dame.«
»Das dürfen Sie nicht tun«, sagte Raven Hornisch. Überrascht blieb ich stehen, als der Detektiv hinter meinem Gleiter hervorkam. Seine Stimme klang seltsam
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