Silberband 075 - Die Laren
Fertigstellung des Haupt-Gezeitenwandlers erhalten hatte, ließ er sich sofort zum Merkur abstrahlen. Während er jetzt an Waringers Seite im Antigravlift in die subplanetaren Anlagen hinunterschwebte, fragte er: »Sind die Reparaturarbeiten am Haupt-Gezeitenwandler tatsächlich abgeschlossen? Ich meine, handelt es sich nicht nur um ein Provisorium? Ich möchte nicht, daß es im Ernstfall zu einer Panne kommt. Das wäre das Ende der Menschheit.«
»Wir haben den Haupt-Gezeitenwandler nicht provisorisch zusammengeflickt«, entgegnete Waringer. »Als die Laren vor Wochen das Solsystem sang- und klanglos räumten, hatten wir die nötige Ruhe, um die Reparaturarbeiten voranzutreiben. Wir haben diese Zeit genützt. Der Haupt-Gezeitenwandler ist jetzt einsatzbereit. Über seine Verläßlichkeit könnte allerdings erst die Praxis hundertprozentig Aufschluß geben.«
Rhodan winkte ab. »Keine praktische Erprobung. Das können wir uns nicht leisten. Die Laren haben zwar keine Beobachter im Solsystem zurückgelassen. Aber wenn das Solsystem auch nur für eine Nanosekunde verschwände, würden sie es erfahren und sofort die richtigen Schlüsse ziehen.«
Sie hatten die Hauptschaltzentrale, achthundert Meter unter der Oberfläche des Planeten Merkur, erreicht. Die anderen Säle gruppierten sich rund um diese gigantische Halle und waren lediglich durch transparente Wände von der Hauptschaltzentrale getrennt. Überall saßen Wissenschaftler und Techniker an Kontrollgeräten und Schalteinheiten.
Waringer und Rhodan nahmen an einem Schaltpult Platz. Vor ihnen wölbte sich ein riesiger Bildschirm. Dieser zeigte eine schematische Darstellung aller Planeten des Solsystems mitsamt der Sonne.
»Wir simulieren die Stunde Null«, sagte Waringer zu einem seiner Untergebenen. »Nehmen wir an, daß die Sonne mit allen Planeten in einer halben Stunde vom ATG-Feld umschlossen werden soll. Die Zeitversetzung soll einen Faktor von 1,183 Minuten betragen.«
Der Countdown lief. »Soll die Zeitversetzung unter Anwendung des Zeitmodulators geschehen?« fragte Waringers Stellvertreter.
Der Hyperphysiker warf Rhodan einen Blick zu.
»Nein«, entschied Perry Rhodan. »Versuchen wir es vorerst einmal mit einer simplen Zeitversetzung.«
»Simpel ist gut«, meinte Waringer lachend.
Die Zeit verging. Überall trafen die Techniker und Wissenschaftler an den Pulten fieberhafte Vorbereitungen. Es herrschte eine so hektische Atmosphäre wie an jenem schicksalsschweren 30. Oktober des Jahres 3430. Es war alles genauso wie damals, nur mit einem Unterschied: Heute, am 4. Juli 3459, herrschte in der Hauptschaltzentrale des Planeten Merkur geisterhafte Stille. Das Stampfen, Rumoren und Grollen aus der Tiefe, das die Tiefbunkeranlagen erschüttert hätte, blieb aus. Die gigantischen Maschinen liefen nicht wirklich an, nur die Bedienungsinstrumente waren aktiviert worden.
Aber trotz der fehlenden Arbeitsgeräusche der Maschinen wirkte das Manöver in allen Phasen ›echt‹.
Einige hundert Bildschirme in der Hauptschaltzentrale leuchteten auf, die die verschiedenen Gezeiten-Satelliten zeigten, die bei sämtlichen Planeten und Monden des Sonnensystems stationiert waren. In einer Trickmontage, die sich hauptsächlich aus Archivaufnahmen des Jahres 3430 zusammensetzte, wurde sogar die Aktivierung dieser Gezeiten-Satelliten vorgetäuscht. Ebenso handelte es sich um eine Trickaufnahme, als plötzlich zwischen den Riesentürmen auf Merkurs Nordpol ein intensives Gleißen entstand, das die Helligkeit der nahen Sonne tausendfach übertraf.
Zwischen den Riesentürmen schoß ein hyperschneller Lichtstrahl empor, griff nach der Sonne und vereinigte sich mit ihr.
»Hypertronzapfer läuft!« wurde gemeldet.
Es war alles simuliert – nur die Schaltungen in der Hauptschaltzentrale wurden in der richtigen Reihenfolge vorgenommen. Aber es waren ›Blindschaltungen‹.
»Die Hypertron-Umformer arbeiten normal … Leichte Störungen der temporalen Feldspannung … Bereits korrigiert. Energiefluß beginnt. Keine weiteren Komplikationen.«
Waringer nickte zufrieden. »Die Geräte arbeiten alle einwandfrei«, flüsterte er Rhodan zu – selbst Waringer, der routinierte Hyperphysiker, wagte es nicht, durch lautes Reden die Faszination dieses Augenblicks zu stören. »Es sind bisher keine nennenswerten Komplikationen eingetreten. Der Haupt-Gezeitenwandler funktioniert tadellos.«
»Aber wird er auch der Belastung durch die gewaltigen Hyperenergien standhalten?« meinte
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