Silberband 075 - Die Laren
Fluggleiter, die am Fuß des Turmes abgestellt waren. Die Erde zitterte, während gewaltige Stücke Mauerwerk und Gestein auf sie prallten. Eine riesige Staubwolke erhob sich und zog den flackernden Nordlichtern entgegen. Es war eine gespenstische Szene.
Erst dann wurde Rhodan gewahr, daß aus dem Empfänger an seinem linken Handgelenk eine aufgeregte Stimme fortwährend auf ihn einredete. Er hob den Arm und hörte: »MARCO POLO an Adler-eins! MARCO POLO an Adler-eins! Hören Sie uns?«
»Adler-eins«, antwortete Perry Rhodan. »Ich höre!«
»Gott sei Dank, Sir«, seufzte der Mann am anderen Ende. »Wir dachten schon, es wäre Ihnen etwas zugestoßen.«
»Um ein Haar hätten Sie recht gehabt«, grinste Rhodan. »Was gibt es?«
»Der ganze Planet wird von schweren Beben erschüttert, Sir«, sprudelte der Mann hervor. »Professor Hung-Chuin ist der Ansicht, daß der Planet von den Gravitationskräften der Sonne und den energetischen Einflüssen der Dunkelwolke abwechselnd durchgebeutelt wird und im Begriff ist auseinanderzubrechen. Ein sofortiger Start ist unbedingt notwendig!«
»Start?« rief Rhodan ungläubig. »Start … wohin denn?«
11.
Die MARCO POLO sandte ein Flugboot, um in der Nähe des Turmes die Gestrandeten abzuholen und aufzunehmen. Es schien, als sei das bunte Flackern am Firmament hektischer und unruhiger geworden. Der Boden des schwarzen Planeten befand sich in ständiger Unruhe. An einigen Stellen der Hochebene hatten sich breite Risse gebildet, die bis tief in die Kruste der fremden Welt hinabzureichen schienen. Die trübe Sonne schien größer geworden zu sein – aber dabei mußte es sich um eine optische Täuschung handeln; denn selbst wenn der schwarze Planet infolge seiner ständig schrumpfenden Bahngeschwindigkeit auf geradestem Weg in die rote Sonne hineinstürzte, war dies immer noch ein Vorgang, der Monate, vielleicht sogar Jahre in Anspruch nehmen würde und dessen Fortschritt sich mit bloßem Auge nicht von einem Tag zum andern erkennen ließ.
An Bord des Flaggschiffs wartete ein ungewöhnlich erregter Hung-Chuin. Die Resultate der Beobachtungen, die er angestellt hatte, waren überzeugend: Der Planet der Schwarzen Manta barst auseinander. Schon jetzt knisterte und krachte es in allen Fugen. Zu einem Absturz in die Sonne würde es wahrscheinlich gar nicht kommen. Die schwarze Welt würde sich lange zuvor in ihre Bestandteile auflösen. Das schlimmste aber war, daß niemand vorherzusagen vermochte, wann die Katastrophe sich ereignen würde. Es konnte noch Wochen dauern, sie konnte aber auch schon in den nächsten Minuten geschehen. Zu unbestimmbar waren die energetischen Wogen, die aus der Dunkelwolke auf die Welt der Schwarzen Manta einbrandeten, als daß sich eine auch nur halbwegs vernünftige Vorhersage hätte machen lassen.
»Tastir hat recht gehabt«, sagte Perry Rhodan spöttisch, nachdem er Hung-Chuins Bericht zu Ende gehört hatte. »Wenn die Schwarze Manta lächelt, geht es weiter!«
»Die beiden Vincraner sind durch einen geheimen Transmitter verschwunden, sagen Sie?« erkundigte sich der Wissenschaftler eifrig.
Rhodan nickte. »Ganz richtig. Nach meiner Ansicht war es eine Panikreaktion. Die Furcht vor den Halutern steckt den Vincranern noch immer so im Blut, daß sie auf ihren Anblick nicht vernünftig reagieren können. Tastir und Testur machten Roctin-Par vor, er hätte sie einigermaßen beruhigt. In Wirklichkeit stand für sie von Anfang an fest, daß sie uns so rasch wie möglich verlassen würden.«
»Ja, und ich Narr bin darauf hereingefallen!« stöhnte Roctin-Par. »Ich komme mir vor wie ein unerfahrenes Kind …«
»Es hat keinen Zweck, sich jetzt darüber Vorwürfe zu machen«, unterbrach ihn Hung-Chuin. »Wir alle sind in dieser Angelegenheit ein wenig zu vertrauensselig gewesen. Bevor die Beben begannen, überflog ich mit einem Gleitboot die vincranische Stadt am unteren Ausgang des Tales. Sie ist völlig verlassen, und wenigstens ein Drittel der Gebäude ist von früheren Erschütterungen schon zerstört.«
»Die Vincraner wußten, welches Schicksal dieser Welt bevorsteht«, mutmaßte Atlan. »Sie haben sich rechtzeitig aus dem Staub gemacht.«
»Aber wie?« fragte der Provconer. »Die Vincraner kennen keine Raumfahrt. Auch das ist eines ihrer Tabus. Sie besitzen kein einziges Raumfahrzeug. Soweit ich verstanden habe, fürchten sie, durch aktive Raumfahrt die Aufmerksamkeit anderer Sternenvölker auf sich zu lenken, und davor fürchten sie sich
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