Silberband 075 - Die Laren
mehr als vor dem Verlust der Seligkeit!«
»Aber sie verfügen über eine hochentwickelte Transmittertechnik«, widersprach Rhodan. »Ich habe das Gerät im Innern der Statue nur für eine Sekunde zu sehen bekommen, aber es schien eine moderne, leistungsstarke Maschine zu sein. Wahrscheinlich gibt es noch – oder gab es – anderswo auf dieser Welt Transmitter, mit deren Hilfe sich die Bevölkerung in Sicherheit bringen konnte.«
»Du glaubst nicht im Ernst«, fragte Atlan plötzlich, »daß es mit dem Lächeln der Schwarzen Manta wirklich etwas auf sich hatte, nicht wahr?«
Rhodan lachte gezwungen. »Nein, das war nur so eine Floskel. In Wirklichkeit lächelte die Göttin nicht. Das Beben zerstörte ihr Gesicht, und für eine Sekunde war ein lächelnder Ausdruck zu erkennen. Reiner Zufall, weiter nichts!«
Im selben Augenblick schrillten die Alarmsirenen. Rhodan blickte auf und sah auf den Panoramabildschirm. »Mein Gott …!« hauchte er.
Inmitten der östlichen Bergkette war ein Vulkan entstanden. Mit ungeheurer Wucht wurden glutflüssige Massen des Planeteninnern in die Höhe geschleudert. Der Boden zitterte nun so stark, daß die Bewegung sich dem mächtigen Raumschiff mitteilte. Während der wenigen Sekunden, die Rhodan das feuerspeiende Ungeheuer anstarrte, bildeten sich in seiner unmittelbaren Nähe zwei weitere Vulkane, und die Entwicklung schritt immer rascher, immer weiter fort. Die Rinde der Welt der Schwarzen Manta schien an Tausenden von Stellen zugleich zu bersten und das kochende Innere des Planeten freizulegen.
»Stärke des Bebens überschreitet die obere Grenze der konventionellen Skala!« schrillte eine aufgeregte Stimme durch das Gewirr im Kommandostand. »Die Statik der Landestützen gibt Alarm!«
Perry Rhodan riß das Mikrofon zu sich heran. »Alle Mutanten in den Kommandostand!« befahl er mit einer Stimme, die zwar laut, aber inmitten des allgemeinen Wirrwarrs wohltuend ruhig klang. »Vorbereiten zum Blitzstart!«
Sekunden später begannen die mächtigen Triebwerke des Flaggschiffs zu dröhnen. Auf wabernden Feldfronten erhob sich die MARCO POLO von der Oberfläche des sterbenden Planeten und stieß ins Unbekannte vor – in die gefährliche, todbringende Welt der Dunkelwolke.
Kein unnötiges Wort wurde gesprochen. Minutenlang war außer dem Summen der Geräte und dem Klicken der Schaltungen im großen Kommandostand der MARCO POLO kein Laut zu hören. Die Gruppe der Mutanten hatte sich rings um die Kommandokonsole im Mittelpunkt des Rundraums aufgebaut. Mit all ihren übermenschlichen Gaben horchten die mit Psi-Kräften Versehenen in den Raum hinaus, um das seltsame Spiel der riesigen Energien zu ergründen, denen die Dunkelwolke Heimat war.
Seit dem Start von der Welt der Schwarzen Manta waren zwei Stunden vergangen. In dieser Zeitspanne war der größte Teil des Optimismus, der diesen oder jenen noch beseelt haben mochte, endgültig geschwunden. Seit zwei Stunden bewegte sich die MARCO POLO durch eine Welt voll Finsternis, die keine Konturen hatte und weder Weg noch Steg erkennen ließ. Dunkel allerdings war es nicht draußen. Wie zuvor das Firmament über der Welt der Schwarzen Manta, so flackerten jetzt die Schutzschirme des Flaggschiffs, manchmal bis über die Grenze ihrer Kapazität hinaus belastet, von den rätselhaften Energieströmen und den mahlenden, kreiselnden Staubmassen der Wolke.
Vor knapp dreißig Minuten war einer der Feldschirmgeneratoren ausgefallen: wegen Überlastung durchgebrannt. Ein Bataillon von Werkrobotern war damit beschäftigt, eine neue Maschine zu installieren, die die Funktion der beschädigten übernehmen konnte. Aber mittlerweile ließ sich die weitere Entwicklung vorhersehen: Ein Generator nach dem andern würde ausfallen, und schließlich würden die Roboter nicht mehr nachkommen. Der Verlust der Schutzschirme aber bedeutete für die MARCO POLO den sofortigen Untergang. Ihre Wandung aus molekularverdichtetem Stahl würde dem Aufprall der tödlichen Energien noch nicht einmal eine Sekunde lang standhalten.
Atlan, Roctin-Par, Mart Hung-Chuin und Perry Rhodan hatten einen Krisenstab gebildet. Der Provconer bezweifelte, daß selbst sein SVE-Raumschiff, das geschrumpft in einem der Beiboot-Hangars der MARCO POLO ruhte, dem Toben der Dunkelwolkenstaubmassen gewachsen sei. Überdies bot es Raum für höchstens ein Zehntel der Besatzung des Flaggschiffs, und Perry Rhodan war nicht gewillt, neunzig Prozent seiner Leute der vagen Hoffnung zu opfern,
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