Silberband 076 - Raumschiff Erde
unterschätzt, dem kann nicht geholfen werden. Ich spreche es unverblümt aus: Leticron wird es mit Unterstützung der Laren gelingen, das ATG-Feld zu durchstoßen. Leticrons Raumschiffe werden einfallen und alle Planeten erobern oder zerstören. Leticron wird jeden im Solsystem lebenden Menschen versklaven.
Dieser Tag ist nicht fern.
Und doch sind wir nicht verloren. Es gibt eine Chance, unser Leben, unsere Freiheit und einen Teil des Sonnensystems zu retten. Die technischen Möglichkeiten dafür sind gegeben. Nun hängt es von jedem einzelnen ab, ob er sie nutzen möchte.
Jedem ist das Gerücht wohl zu Ohren gekommen, daß ich eine Evakuierung des Sonnensystems plane, daß beabsichtigt ist, wichtige militärische, wissenschaftliche und industrielle Anlagen und alle 21,2 Milliarden Menschen durch den Sol-Transmitter in einen weit entfernten Teil der Galaxis abstrahlen zu lassen.
Der Gedanke, daß die Erde und die anderen Planeten den Laren überlassen werden sollen, ist erschreckend – auch für mich. Es ist nicht nur Sentimentalität, die eine Vernichtung der Erde als die größte Menschheitskatastrophe erscheinen läßt. Es sind auch wirtschaftliche und politische Gründe dafür verantwortlich, die aufzuzählen zu weit führen würde.
Deshalb möchte ich noch einen Schritt weiter gehen und einen Plan durchführen, der noch kühner klingen mag, als die Gerüchte besagen, dessen Durchführung aber viel weniger Probleme mit sich bringt.
Es ist geplant, die Erde mitsamt ihrem Mond an einen anderen Ort in der Galaxis zu versetzen!«
Rhodan hatte gerade noch aussprechen können, da brach ein Tumult in der Solar Hall aus, ein Stimmenorkan von einer in diesem Hohen Haus noch nie gehörten Lautstärke. Empörung vermischte sich mit Begeisterung, Verwirrung und grenzenloser Verblüffung. Rhodan wurde ausgelacht, beschimpft, bejubelt und für wahnsinnig erklärt. Aber ob man nun pro oder kontra eingestellt war – alle waren fassungslos. Einen Planeten, irgendeinen Planeten zu versetzen, daran hätte niemand etwas gefunden. Aber die Erde – Terra –, das war unfaßbar!
Und doch – langsam dämmerte es in den Gehirnen, daß die Bedrohung durch die Laren wohl kaum eine andere Alternative zuließ. Der kühle nüchterne Verstand verdrängte die Emotionen. Die Gemüter beruhigten sich, sofern sie nicht einer der opponierenden Fraktionen angehörten, und die Ruhe kehrte langsam wieder in die Solar Hall zurück.
Rhodan wurde mit Fragen bombardiert.
»Wohin soll die Erde gebracht werden?«
»Über das Ziel des Transmittertransports muß ich aus Sicherheitsgründen noch Stillschweigen bewahren«, antwortete Rhodan. »Betrachten Sie es als Staatsgeheimnis. Aber ich kann all Ihre Bedenken und Befürchtungen zerstreuen. Die Erde soll zu einer Sonne gebracht werden, die Sol sehr ähnlich ist. Die Lebensbedingungen auf Terra werden sich jedenfalls nicht ändern – vor allem schon deshalb nicht, weil Luna weiterhin der Trabant der Erde bleiben soll.«
»Was wird aus den anderen Planeten?«
»Wir können nicht alle Himmelskörper des Solsystems transportieren. Das übersteigt die Kapazität von Twin-Sol. Außerdem würde es zu katastrophalen Gravitationsschwankungen kommen, wenn wir etwa den Jupiter aus seiner Bahn reißen.«
»Und wenn die Erde aus dem Gravitationsgefüge des Sonnensystems gerissen werden soll, ist keine Katastrophe zu erwarten?«
»Nein, denn der Weiße Zwerg Kobold besitzt das annähernde Gewicht der Erde und soll später ihren Platz einnehmen.«
»Was soll aus den Bewohnern der anderen Planeten werden?«
»Selbstverständlich werden sie auf der Erde angesiedelt. Ein solcher Plan liegt in allen Einzelheiten vor.«
»Man will diese Menschen also zwingen, ihre Heimat aufzugeben?«
»Von Zwang ist keine Rede. Jeder kann selbst entscheiden. Entweder ein Leben auf einer freien Erde oder in einem versklavten Solsystem.«
»Für die Bewohner der anderen Planeten ist das nicht sehr verlockend. Und die Terraner werden auch nicht begeistert sein, wenn sie zusammenrücken müssen.«
»Wir werden alle umdenken müssen. Aber der Preis, den wir für die Freiheit bezahlen, ist nicht zu hoch.«
»Das ist Ihre Ansicht, Herr Großadministrator! Aber glauben Sie, daß die solare Menschheit sie teilt?«
»Das werden wir bald wissen. Eine Umfrage wird zeigen, wofür sich die Bewohner des Solsystems entscheiden.«
Kurz darauf kamen die Ergebnisse der Umfrage: Von den Bewohnern der anderen
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