Silberband 076 - Raumschiff Erde
Anweisung, das feindliche Fahrzeug auf jeden Fall zu vernichten, Sir – unabhängig davon, wer sich an Bord befindet.«
Was blieb einem da noch zu sagen? Ich verabschiedete mich mit einem lauen: »Ich danke Ihnen, Admiral!«
Ein paar Sekunden später war ich schon wieder am Hyperkom. »An Servomechanismus Gezeitenwandler – Berechtigungsklasse eins!«
Servomechanismen kannten keine Namen. Sie reagierten auf Berechtigungsklassen, auf Kodes, die vom Hyperkom automatisch ausgestrahlt wurden und den Benutzer als einen Befugten identifizierten – oder auch nicht, je nachdem, wie der Fall lag.
»Servomechanismus Gezeitenwandler«, antwortete die ungenügend modulierte Stimme einer Maschine. »Ihre Sendung wird empfangen.«
»Ein feindliches Raumschiff befindet sich im Anflug auf Merkur«, brachte ich vor. »Die Merkur-Flotte wird versuchen, es abzufangen, aber trotzdem möchte ich, daß im Gezeitenwandler auf Alarm geschaltet wird.«
»Die Alarmschaltung ist bereits aktiviert«, antwortete die mechanische Stimme. »Das anfliegende Raumschiff wurde bemerkt.«
»Danke«, brummte ich und schaltete den Hyperkom aus.
»Ich glaube, es geht los«, sagte Efrem Marabor. »Sie rücken dem verdammten Pariczaner auf die Pelle!«
Auf dem Orterschirm war zu sehen, wie sich ein Pulk von Einheiten der Merkur-Flotte dicht um den matten, huschenden Lichtpunkt von Myrianads Walzenraumer zusammenzog. Die Entladungen der Bordgeschütze wurden als grelles Aufblitzen sichtbar. In dem Augenblick, in dem er das erste Feuer erhielt, wurde es an Bord des Walzenraumers lebendig. Plötzlich war er nicht mehr ein schwacher, verwaschener Reflex, sondern ein glänzender Lichtfleck. Die Triebwerke waren aktiviert worden. Das Walzenschiff wich von seinem bisherigen, geradlinigen Kurs ab und flog eine Reihe gewagter Ausweichmanöver. Die Entfernung von Merkur betrug in diesem Augenblick annähernd drei Millionen Kilometer. Für uns an Bord der SISTINA wurde die Szene immer deutlicher, da wir uns mit rasender Geschwindigkeit näherten.
Myrianads Ausweichmanöver irritierten unsere Einheiten nur für wenige Sekunden. Danach saßen sie noch dichter auf als zuvor. Ein Hagel von Salven brach über das einsame Raumschiff des Überschweren herein. Auf dem Orterschirm sah es aus, als blähte es sich auf. Das waren die Feldschirme, die die äußerste Kraft aufwandten, um dem Feuerhagel zu widerstehen.
Myrianads Raumschiff machte keinerlei Anstalten, seine Geschwindigkeit zu verringern. Hatte er vielleicht die Absicht, Merkur zu rammen? Dann müßte er den Verstand verloren haben, denn falls er nicht in unmittelbarer Nähe des Gezeitenwandlers aufschlug, würde er mit seinem Opfergang keine nennenswerte Wirkung erzeugen.
Dann kam das Ende. Aus der leuchtenden Blase, in die sich das Raumschiff des Überschweren inzwischen verwandelt hatte, wurde plötzlich ein greller Funkenregen. Die Leuchtkraft der Funken war von kurzer Dauer. Nach wenigen Sekunden war da, wo sich zuvor Myrianads Fahrzeug bewegt hatte, nur noch das Grau des leeren Raumes zu sehen.
Mein Magen verkrampfte sich. Ich ahnte, ich wußte fast, daß das nicht das Ende war. Irgendwo hatten wir uns verrechnet … aber wo nur? Es war nicht die Art eines Überschweren, sich derart sinnlos zu opfern. Irgendwo erwartete er einen Profit von seinem Vorgehen. Wo hatten wir uns geirrt? Welches war der Trick, den Myrianad uns vorgespielt hatte?
Ich brauchte auf die Antwort nur wenige Sekunden zu warten. Einer von Efrem Marabors Offizieren meldete sich mit trockener Stimme: »Aus der Gegend des soeben zerstörten Feindschiffs ist ein kräftiger Transmitterimpuls empfangen worden!«
Ich bin sonst nicht zum Fluchen aufgelegt, aber in diesem Augenblick drangen mir doch ein paar Worte über die Lippen, die ich nicht wiederholen möchte. Myrianad hatte niemals auf Merkur landen wollen – wenigstens nicht mit seinem Raumschiff. Wir wußten, daß die Laren Transmitter besaßen, die den Fiktivgeräten der alten Lemurer glichen. Es handelte sich um Einpoltransmitter, Maschinen, die einen Transportvorgang durchführen konnten, ohne daß am Ende der Transportstrecke ein Empfangsgerät vorhanden war. Es schien, daß Myrianad ein solches Einpolgerät an Bord gehabt und für seinen Sprung zum Merkur benutzt hatte.
Damit war allerdings noch immer die Frage nicht beantwortet, was er eigentlich auf Merkur wollte. Er konnte sich denken, daß unsere Meßgeräte seinen Sprung anzeigen würden. Damit
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