Silberband 076 - Raumschiff Erde
Spur des fremden Eindringlings zu finden.
Das allerdings war ein beinah hoffnungsloses Unterfangen. Der Äther schwirrte förmlich von Störimpulsen der verschiedensten Art, ausgelöst durch die hektische Aktivität der Flotten. Wir versuchten zwar, die Geräte nach außen hin abzuschirmen, so daß sie nur noch das empfangen konnten, was aus der Richtung des Planeten kam. Aber da war schließlich noch der Gezeitenwandler mit seinem ungeheuren Energieaufkommen, der uns die Suche erschwerte. Hinzu kam, daß wir nicht genau wußten, wonach wir Ausschau halten sollten. Welcher Art würde das Signal sein, auf das wir warteten? Was für Geräte führte der fremde Eindringling bei sich, die einen verräterischen Streuimpuls ausstrahlen konnten? Lediglich eines war mir klar: Wenn es sich bei dem Unbekannten um ein organisches Wesen handelte, mußte er auf der unwirtlichen Oberfläche des Merkur einen Raumanzug tragen. Raumanzüge sind Energieverbraucher und daher Ortungsquellen. Ihre Ausstrahlung ist zwar von geringer Intensität, dafür jedoch charakteristisch.
Ich konzentrierte mich daher auf Raumanzug-Streusignale. Efrem Marabor hielt nicht viel davon, wie er mir klar zu verstehen gab, und suchte sein Glück in einer anderen Richtung.
Von unserem Standort aus bot das Newton-Massiv ein imposantes Bild. Der Fuß der Berge lag tief in der Zwielichtzone und damit in tiefster Finsternis. Je höher das Gelände anstieg, desto intensiver wurde jedoch das Sonnenlicht, das durch die dünne Wasserstoffatmosphäre sozusagen um die Rundung des Planeten herumgeleitet wurde und als Streulicht auf den Felsen ruhte. Die Landschaft wurde immer deutlicher, je höher sie über dem allgemeinen Nullniveau lag, und die Gipfel der höchsten Berge schließlich stießen voll bis in den Glanz der Sonne hinauf und glitzerten wie riesige Kristalle.
Mir grauste bei dem Gedanken, daß wir in diesen wilden, abgrundtiefen Klüften, auf deren Grund noch kein einziger Sonnenstrahl gefallen war, nach einem einzelnen Fremden suchen sollten. Das Manövrieren mit der SISTINA war in den Tiefen der Gebirgsschluchten unmöglich. Selbst mit einem Raumgleiter würden wir vorsichtig zu Werke gehen müssen. Fast wollte man sich wünschen, daß von dem Fremden nie eine Spur gefunden werden würde. Aber dann …
Ich schrak auf. Mein Meßgerät gab einen hohen, piepsenden Ton von sich. Ich hatte es so geschaltet, daß eine Kette von Diskriminatoren jeden Empfang, der nicht die charakteristische Struktur eines Raumanzug-Streugeräusches hatte, automatisch unterdrückte. Das Piepsen war ein Zeichen dafür, daß ein echtes Signal registriert worden war. Um mich herum erlosch sofort jegliche Aktivität. Marabor und seine Männer starrten zu mir herüber und beobachteten mich, wie ich den Empfänger justierte, bis ich die Einfallsrichtung des Signals ermittelt hatte.
»Mitten in den Bergen«, knurrte ich wütend. »Genau da, wo sie am dichtesten sind. Marabor, bestimmen Sie zwei Mann, die mit uns kommen, und machen Sie sich fertig!«
38.
Die SISTINA landete auf einem Plateau in mehr als fünftausend Metern Höhe. Während der wenigen Minuten vor der Landung hatte ich eine Detailkarte des Newton-Massivs studiert und festgestellt, daß der Ort, von dem das Signal kam, mitten in einer tief eingeschnittenen Schlucht mit annähernd senkrechten Wänden lag. Für eine Suche nach einem Unbekannten, der die Landung der SISTINA sicherlich beobachtet hatte und daher wußte, daß er gesucht wurde, war das ein denkbar gefährliches Gelände. Die Schluchtoberkanten lagen auf einer Höhe von etwa zwölfhundert Metern über Normalnull. Die Detailkarte wies aus, daß die Sohle der Schlucht einige hundert Meter unter Normalnull lag, also unter der Höhe des Meeresspiegels, wie man auf der Erde gesagt hätte. An der Stelle, um die es uns ging, betrug die Weite der Schlucht an den oberen Rändern knapp einhundert Meter, während sie auf der Sohle siebzig Meter maß.
Marabor, ich und zwei junge Leutnants hatten flugfähige und mit Individualschirm ausgestattete Anzüge angelegt. Wir kletterten in den Raumgleiter, den die SISTINA als einziges Bordfahrzeug mit sich führte, und schossen durch das offene Hangarschott hinaus ins matte Zwielicht. An Bord des Raumschiffs hatte Major Ruitkon das Kommando übernommen. Er war angewiesen, uns über jede bemerkenswerte Entwicklung im interplanetarischen Raum sofort in Kenntnis zu setzen.
Einer der beiden jungen Offiziere führte das Steuer.
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