Silberband 076 - Raumschiff Erde
Solsystem einen starken Rückstoßimpuls erhalten hatte, als es beim ersten Probelauf des Zeitmodulators über zwanzig Minuten ›hoch‹ in die Zukunft vorgestoßen war.
»Wir versuchen, den Vorgang positronisch zu rekonstruieren«, meinte Waringer. »Allerdings ist die Kapazität unseres Positronengehirns weitgehend durch Berechnungen für die variable Notschaltprogrammierung des Zeitmodulators ausgelastet. Wir versuchen, auf alle Möglichkeiten vorbereitet zu sein.«
»Denkst du, daß der Zeitmodulator in spätestens 24 Stunden aktiviert werden kann, Geoffry?« erkundigte sich Rhodan.
»Wenn keine unvorhergesehenen Pannen eintreten, schaffen wir es, Perry«, antwortete Waringer zuversichtlich.
Rhodan wollte noch etwas fragen, wurde aber von Oberst Maurice unterbrochen. Der Chef des SGA stürmte in die Tender-Schaltzentrale. Er wirkte aufgeregt, was bei ihm äußerst selten vorkam.
»Sir!« rief er. »Lassen Sie Alarm für den Tender geben! Der Pilot ist spurlos verschwunden.«
»Ich rufe später wieder an, Geoffry«, sagte Rhodan zu seinem Schwiegersohn und schaltete das Funkgerät aus. Er drehte sich zu Maurice um und fragte: »Was soll das heißen: Der Pilot ist spurlos verschwunden? Wenn er seine Space-Jet entgegen meiner Anweisung nach der Landung verlassen hätte, anstatt auf das Bergungskommando zu warten, wäre das von den Überwachungsgeräten registriert worden. Außerdem müßten doch noch andere Besatzungsmitglieder an Bord sein, die Auskunft über seinen Verbleib geben können.«
»Es handelt sich um eine Ein-Mann-Space-Jet, Sir«, erklärte Oberst Maurice. »Und die Überwachungsgeräte haben keinen Ausstieg registriert. Captain Oggs müßte demnach noch in der Space-Jet sein. Er ist es aber nicht. Das Bergungskommando hat den kleinen Diskus gründlich untersucht und ihn nicht gefunden.«
Rhodan dachte kurz nach, dann schaltete er die Rundrufanlage ein und sagte: »Alarmstufe eins für den gesamten Tender! Alle Mann auf die Stationen, auch die Reserveleute. Die Stationschefs prüfen nach, ob jemand fehlt oder ob eine Person zuviel da ist. Gleichzeitig sorgt das Robotkommando dafür, daß der Tender systematisch durchsucht wird. Jede Person, die sich außerhalb einer Station befindet, ist festzunehmen, notfalls unter Anwendung von Waffengewalt. Ende.«
Er schaltete die Rundrufanlage aus und meinte: »Offenbar haben Sie doch den besseren Riecher gehabt, Oberst. Ich vermute, daß der Pilot entweder die Männer des Bergungskommandos beeinflußt hat – parapsychisch oder mechanohypnotisch – oder daß er ein Teleporter ist. Sorgen Sie dafür, daß alle Männer des Bergungskommandos festgehalten werden!«
»Das habe ich bereits veranlaßt, Sir«, sagte Hubert S. Maurice. »Sie wurden in Arrestzellen gesperrt. Außerdem wird das Psycholabor für eine Testserie mit den fünf Männern vorbereitet.«
Perry Rhodan erhob sich. »Sie sind sehr tüchtig, Oberst.«
»Wenn auch manchmal etwas umständlich – für Ihre Begriffe, Sir«, spielte Maurice auf die Diskussion um die Landeerlaubnis an.
Rhodan lächelte flüchtig. »Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen, Oberst. Das nächstemal werde ich auf Sie hören. Und nun wollen wir die Durchsagen des Robotkommandos abhören. Vielleicht erhalten wir dadurch einen Hinweis darauf, was mit dem Piloten geschehen ist.«
5.
Ein heftiger Ruck fuhr durch den Container. Die Männer in der Frachtschleuse stürzten, rappelten sich aber schnell wieder auf.
»Helme schließen und Helmfunk aktivieren! Auf geringste Reichweite schalten!« befahl Major Epitcher. »Wir sind von einem Traktorstrahl eingefangen worden. Ich nehme an, daß man das Außenschott der Frachtschleuse nicht zerschießt, sondern nur mit einem Zugfeld aufreißt. Der Gegner wird versuchen, den Container möglichst unbeschädigt in seine Gewalt zu bekommen.«
Er musterte seine Gefährten, die wie er jeder in einer Ein-Mann-Nische der gewaltigen Schleusenkammer Zuflucht gesucht hatten. Diese Nischen dienten dazu, dem Kontroll- und Verladepersonal Schutz zu bieten, wenn Frachtstücke ein- oder ausgeladen wurden, die die Schleusenkammer völlig ausfüllten. Sie würden auch einen guten Schutz vor feindlichem Beschuß bieten.
Einige Minuten verstrichen, ohne daß sich etwas ereignete. Dann bog sich das Schleusentor nach außen und riß auseinander. Die in der Kammer befindliche Atmosphäre schoß explosionsartig in den Raum und verwandelte sich in eine Fontäne von Eiskristallen, die im
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