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Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne

Titel: Silberband 077 - Im Mahlstrom der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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flach, sodass möglichst viele Stellen begossen werden können.
    Cardok lacht leise, dann kippt er das Fässchen völlig herum. Der warme Whisky plätschert in einem breiten Strahl auf mich herab. Er hört nicht auf zu schütten, bis das Fässchen leer ist, dann wirft er es in einen Sessel.
    Der Whisky hüllt meine Haut in warmes Feuer, er macht mich träge und leicht zugleich. Ungeheure Gedanken tauchen in meinem Bewusstsein auf. Ich höre Cardok noch einmal kichern, dann verlässt er den Raum. Eine Zeit lang bewege ich mich nicht, Geräusche und Farben dringen mit niemals zuvor erlebter Intensität auf meine Sinne ein.
    Ich entwickle einen Pseudoarm und greife nach dem Fässchen im Sessel. Es ist wirklich leer. Ein paar Minuten später kommt Cardok zurück. Ich mache mir ein Auge und sehe ihm erwartungsvoll entgegen. Er hat offenbar kein Fässchen mehr bekommen, sondern nur eine Flasche.
    »Wohin möchtest du sie haben?«, fragt er.
    »Überallhin«, sage ich ungeduldig.
    Er entleert sie über mich und sagt entschieden: »Damit ist Schluss, ich will dich schließlich nicht noch betrunkener machen, Filz.«
    Das Geschrei wird immer durchdringender. Ich höre unbewusst, dass sich in das Stöhnen und Rufen verletzter Menschen auch das Miauen anderer Matten-Willys mischt. Ich befürchte, dass beim Aufprall des Posbiraumers ein paar Stahlkuppeln geplatzt sind. Es besteht die Gefahr, dass das Steuerplasma ausgelaufen ist.
    Das ist die Wirklichkeit – die schreckliche Wirklichkeit. Ich will sie nicht wahrnehmen, mein Bewusstsein flieht vor ihr, findet Rettung in der Erinnerung.
    »Mein Vater lebte zwölf Jahre auf der Hundertsonnenwelt«, fährt Cardok fort. »Ich wurde dort geboren und wuchs mitten unter Matten-Willys auf. Ich bin nicht nur Major der Solaren Abwehr, sondern auch Biochemiker und Anthropologe. Jahrelang habe ich mich mit eurer Kultur beschäftigt.« Dann schreit Cardok: »Filz!«
    Sein Schreien ist in der Gegenwart, es entreißt mein Bewusstsein allen Träumen von einer Vergangenheit.
    Ich mache ein halbes Auge, gerade so viel, um ihn anzusehen. Wieder trägt er eine versengte Uniform, wenn auch diesmal aus anderen Gründen. Aber er lacht nicht. Sein Gesicht ist verzerrt, es spiegelt Schmerzen und Furcht wider.
    Er hat beide Hände gegen die Brust gepresst. An dieser Stelle ist seine Uniform rot. Er blutet, schwankt.
    Zwei Tentakel wachsen aus meinem Körper, packen ihn an den Hüften und stützen ihn. Er ist Betreuer der Matten-Willys an Bord von BOX-7149. Er ist der beste Betreuer, den ich jemals kennen gelernt habe. Manche nennen ihn grob und roh, aber das ist nur seine Schale. Wir können uns auf ihn verlassen. Nur Menschen können so zuverlässig sein. Cardok ist wuchtig, er hat große Hände und eine dröhnende Stimme.
    Weißt du noch, damals im Hotel, als er dich verließ?
    Ich vervollkommne mein Auge und sehe Cardok in meinen Tentakeln sterben. In meinem zukünftigen Leben werde ich noch tausend mal tausend Augen machen.
    Aber keines, das weint.
    ***
    Ich krieche über die schräge Ebene, die einmal ein Korridor war. Etwa zwanzig Matten-Willys folgen mir. Es wird nicht einfach sein, in die Zentrale zu gelangen. Der Korridor ist an vielen Stellen aufgeplatzt, riesige Blechtafeln wurden zu grotesken Formen verdreht. Wir kommen nur langsam voran.
    Inzwischen kehrt Ordnung an Bord zurück, die Notmaßnahmen funktionieren. Löschroboter rasen auf Energiefeldern vorbei. Posbis sind praktisch überall. Die Lichtbogen der Schweißbrenner tanzen über die Wunden der Schiffshülle. Das alles muss schon unmittelbar nach dem Aufprall in Gang gekommen sein, als ich wie in Trance in unserer Kammer lag.
    Vor mir entsteht ein Flimmern, dann wird Gucky sichtbar, er hat Reginald Bull bei sich. Der Terraner hat das Kinn trotzig vorgeschoben und blickt sich um, als wären all die zerstörten Teile seine persönlichen Gegner. Er hat einen Thermostrahler in der Hand, um jederzeit Verletzte aus den Trümmern schneiden zu können.
    »Wer ist Filz?«, schreit er. Ich mache einen Finger, damit er sieht, wo ich bin.
    »In Ordnung«, sagt er grimmig. »Du führst die Matten-Willys in die Zentrale und versuchst, das Steuerplasma zu retten. Ein paar Tanks sind leckgeschlagen, das Plasma läuft aus. Beeil dich, bevor es erstickt.«
    »Wir sind gerade unterwegs«, sage ich. Meine Stimme schwankt, aber Bull ist jetzt kaum in der Stimmung, um darauf zu achten.
    »Wo ist euer Betreuer, dieser Cardok?«, fragt Gucky.
    »Tot!«,

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