Silberband 078 - Suche nach der Erde
war er verloren. Er würde niemals mehr genug Kraft aufbringen, sich wieder zu erheben. Halb blind bekam er eine der Raummonturen zu fassen. Finger, die jeden Griff Tausende von Malen geübt hatten und der Kontrolle des Bewusstseins nicht mehr bedurften, öffneten den Anzug. Wie von selbst schien er Atlan über den Körper zu gleiten. Wohltuende Wärme umfing ihn plötzlich. Die Luft, die ihm in die Nase und durch den weit geöffneten Mund strömte, hatte einen unsagbar würzigen Geschmack. Die halb umnebelten Sinne klärten sich. Die behandschuhte Hand suchte nach einer Schaltfläche an der Außenhaut der Montur und fand sie. Ein Druck … und die entsetzliche Last, die auf dem Arkoniden geruht hatte, wich wie von Zauberhand bewegt. Der Antigrav stellte normale Verhältnisse her. Er konnte sich wieder bewegen.
Inzwischen hatten auch Conschex, Nooham und Macey sich mit Schutzanzügen versehen. Nur der lange, dürre Thelnbourg hatte die Reihe der Behälter noch nicht erreicht. Zu kraftlos, um auf die Beine zu kommen, hatte er versucht, sich kriechend zu bewegen. Doch jetzt schienen ihm auch dazu die Kräfte zu fehlen. Conschex und Atlan eilten ihm entgegen. Sie stellten ihn auf die Beine. Macey und Nooham eilten mit einem Schutzanzug herbei, der eigens für die ungewöhnlichen Körpermaße des Transmitterspezialisten hergestellt worden war. Im Nu flog die schwere Montur dem Wissenschaftler über den hageren Leib.
Eine Minute später war er wieder bei Kräften. Die Zeit war gekommen, da Atlan preisgeben musste, was sein Extrahirn ermittelt hatte.
»Es handelt sich wahrscheinlich nicht um Verrat«, sagte er in das Mikrofon seines Helmsenders. »Nach meiner Ansicht haben die Maahks durchgedreht. Die Ausstrahlung des Transmitters hat sie erfasst. Sie wissen nicht mehr, was sie tun. Wir müssen die Lage erkunden und notfalls das Schiff mit Hilfe eines Beiboots verlassen.«
»Und wir?«, fragte Macey ungläubig. »Wir sind immun gegen die Strahlung?«
»Was wäre daran so ungewöhnlich?«, antwortete Esto Conschex an Stelle des Arkoniden. »Unsere Bewusstseine sind gänzlich anders strukturiert als die der Maahks. Es ist durchaus denkbar, dass an uns spurlos vorübergeht, was die Wasserstoffatmer verrückt macht.«
Sie traten durch die Schleuse, die ihr bisher mit atembarer Atmosphäre erfülltes Quartier mit dem Rest des Raumschiffsinnern verband. Draußen zog sich von rechts nach links einer der Hauptdecksgänge, die parallel zur Längsachse des Maahk-Raumers durch das ganze Schiff führten. Sie brauchten nicht weit zu gehen, um zu erkennen, dass Atlans Vermutung richtig gewesen war. Truppweise kamen ihnen torkelnde Maahks entgegen, die schussbereite Waffen trugen und hin und wieder wahllos auf Ziele in ihrer Umgebung feuerten. Sie benahmen sich wie Betrunkene, aber in ihre wilde, zügellose Ausgelassenheit mischte sich gefährliche, unkontrollierbare Zerstörungswut. Atlan bemühte sich, den Maahks aus dem Weg zu gehen. Aber immer ließ sich das nicht bewerkstelligen. Und sobald die Maahks die um vieles kleineren Terraner erblickten, eröffneten sie das Feuer auf sie. Ein Glück für Atlan und seine Begleiter war dabei, dass die Maahks in diesem Zustand der völligen Zügellosigkeit keine besonders guten Schützen waren. Die Angegriffenen bedienten sich der handlichen Paralysatoren, um die Maahks abzuwehren. In Scharen sanken die Wasserstoffatmer nieder.
Atlans Besorgnis wuchs von Sekunde zu Sekunde. Die Maahks waren zwar völlig außer Kontrolle geraten, aber dennoch schien es unter ihnen noch ein gewisses Maß an Kommunikation zu geben. Die Dinge, die sich entlang des Fluchtwegs der Terraner abspielten, wurden ruchbar. Immer dichter wurden die Scharen der Wasserstoffatmer, die sich Atlan und seinen vier Begleitern entgegenwarfen. Und noch immer waren es mehr als zweihundert Meter bis zum nächstgelegenen Beiboothangar. Die Maahks wurden von Augenblick zu Augenblick wilder und ungebärdiger. Dichte blaue Qualmschwaden zogen den Korridor entlang. Hier und dort glühten die Wände, an denen sich wild gewordene Maahks mit Hilfe ihrer schweren Strahler abreagiert hatten. Sie waren auf Zerstörung aus, das wurde immer deutlicher – brutale, sinnlose Zerstörung, und wenn es im Kommandostand und im Bordrechenzentrum ebenso zuging wie hier, dann würde Chruq-Khajims stolzes Schiff sich bald in ein hilfloses Wrack verwandeln.
Dort, wo der Seitengang links nach dem nächstgelegenen Hangar abzweigte, drängten sich die
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