Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
weiteren Unterwerfung vorziehen würde. Hotrenor-Taak musste aufpassen, dass er nicht zu weit ging.
Der Lare verschwand im Beobachtungsraum. Dr. Callsa begab sich in die Krankenstation des Greikos. Kroiterfahrn begrüßte ihn.
»Ich möchte, dass Sie Braunter Schulz untersuchen«, sagte der Greiko.
Dr. Callsa sah Schulz an. Er wusste, was die Laren mit Schulz gemacht hatten. Er wünschte, er hätte irgendetwas tun können, um Kroiterfahrn zu warnen, aber das war unmöglich. In seiner Unwissenheit würde der Greiko sofort einen Fehler begehen und dabei den Arzt verraten.
»Legen Sie sich auf das Bett«, sagte Dr. Callsa zu Schulz. »Ich glaube, dass Ihre Anstrengungen doch zu groß waren. Es ist besser, wenn Sie ein Beruhigungsmittel bekommen.«
Er bückte sich nach seiner Tasche. In diesem Augenblick schoss eine Idee durch seinen Kopf. Er konnte Kroiterfahrn nicht warnen, aber wie sah es bei Schulz aus?
Dr. Callsa führte zahlreiche Psychopharmaka in seiner Tasche mit, darunter auch solche, die das menschliche Gehirn in besonders starker Weise stimulieren konnten. Der Arzt wusste, dass er nicht zögern durfte. Er wurde vom Nebenraum aus beobachtet. Jede verdächtige Handbewegung würde die Laren misstrauisch machen. Dr. Callsa spürte, dass ihm der Angstschweiß auf die Stirn trat. Er konnte sich nicht erinnern, jemals freiwillig sein Leben riskiert zu haben. Jetzt war er im Begriff, es zu tun, obwohl ein Erfolg mehr als fragwürdig war.
Es stand nicht einmal fest, ob das Mittel, das er Schulz injizieren wollte, helfen würde. Selbst wenn das der Fall sein sollte, war nicht klar, wie Schulz darauf reagieren würde.
Während all diese Gedanken durch Callsas Kopf gingen, hatte er die kleine Injektionspistole bereits geladen und gegen den Arm des Mannes gepresst.
Dr. Callsa dachte über sich selbst, dass er mehr aus dem Unbewussten heraus handelte, als sei dort etwas verborgen, was er über sich selbst bis zu diesem Augenblick nicht gewusst hatte. Als er sich aufrichtete, fühlte er sich seltsam erleichtert.
»Es kann sich nur um sportliche Überanstrengung handeln«, sagte er zu Kroiterfahrn. »Ich würde mir seinetwegen keine Sorgen machen. Die meisten Sportler kommen schnell darüber hinweg. Trotzdem braucht er jetzt Ruhe.«
Die Blicke des Greikos trafen ihn. Sie glitten prüfend über ihn hinweg. Dr. Callsa fragte sich, ob man diesem Wesen überhaupt die Wahrheit vorenthalten konnte.
»Er wird hier auf meinem Bett bleiben, bis es ihm besser geht«, sagte der Fremde.
Dr. Callsa schloss seine Tasche und ging hinaus. Draußen im Gang warteten Hotrenor-Taak und Leticron auf ihn. Der Überschwere trat auf den Mediziner zu, packte ihn und riss ihn mühelos von den Beinen. Dr. Callsa spürte, wie er zitterte.
Sie haben es bemerkt!, dachte er entsetzt.
»Warum haben Sie keine Möglichkeit gefunden, Schulz von diesem verdammten Burschen wegzuholen?«, schrie Leticron ihn an.
Nichts!, dachte Dr. Callsa erleichtert. Sie wissen nichts!
Der Erste Hetran setzte ihn unsanft auf den Boden und ließ ihn los.
»Solange Schulz da drinnen bei dem Greiko ist, müssen wir damit rechnen, dass etwas passiert!«, sagte Leticron zu Hotrenor-Taak. »Überlegen Sie, wie wir ihn herausbekommen.«
»Er hat jetzt ein Beruhigungsmittel bekommen und wird schlafen«, hoffte der Lare. »In der Zwischenzeit haben wir Gelegenheit zum Nachdenken.«
Das Blut rauschte in Schulz' Ohren. Seine Augen brannten, und seine Stirnhaut spannte wie nach einem starken Sonnenbrand. Er lauschte in sich hinein und überlegte, ob dies wirklich die Auswirkungen einer Beruhigungsinjektion sein konnten. Sein Pulsschlag beschleunigte sich. Schulz drehte den Kopf seitwärts und sah Kroiterfahrn neben der Tür stehen. Der Greiko sah wie eine von Kindern gefertigte Riesenpuppe aus.
Schulz schloss die Augen. Das Pochen in seinen Schläfen ließ nicht nach. Er fühlte sich erregt und angespannt. Der Drang, irgendetwas zu tun, wurde immer stärker.
Vielleicht hatte ihm Dr. Callsa versehentlich ein falsches Mittel gegeben. Oder reagierte er anders als andere Menschen? Warum konnte er sich nicht an sein Leben vor den Olympischen Spielen erinnern? Was war überhaupt los? Er stöhnte leise.
Kroiterfahrn kam mit steifen Schritten auf das Bett zu und blickte auf den Terraner hinab. »Es geht Ihnen nicht gut«, stellte er fest. »Das Mittel muss erst wirken.«
»Ja«, sagte Schulz benommen. Er presste beide Hände gegen die Schläfen. Er hatte doch früher nie an
Weitere Kostenlose Bücher