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Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg

Titel: Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sandfarbenem rauem Papier. Es fiel Schulz schwer, die genaue Form des Oberkörpers zu bestimmen, denn Kroiterfahrn hatte dünne Flughäute togaähnlich darum gefaltet. Der Oberkörper schien jedoch zylinderförmig und ohne jede Einschnürung zu sein.
    Die Flughäute waren mit dem Körper und zwei langen, unglaublich dünnen Armen verbunden. Diese Arme waren fünfgelenkig und wirkten daher wie knochenlose Tentakel. Der kugelförmige Kopf des Greikos war im Verhältnis zum übrigen Körper klein, er durchmaß nicht mehr als zwanzig Zentimeter. Aus diesem Kopf ragte ein nach vorn gekrümmter Schnabel. Darüber saßen zwei ungewöhnlich große Augen. Ohren waren nicht zu sehen.
    Schulz vermutete, dass er einen Nachkommen von Wasservögeln vor sich hatte, die einst auf ihren hohen Beinen durch sumpfiges Seegelände gewatet waren, um ihre Nahrung mit den scharfen Schnäbeln aus dem Wasser zu fischen. Aber dieses Stadium der Evolution hatten die Greikos längst hinter sich.
    Der Greiko bewegte sich ein paar Schritte auf Schulz zu. Jetzt konnte der Terraner sehen, wie das Wesen ging. Es warf seine Beine von der Hüfte aus vorwärts, sodass ein staksiger, steif wirkender Gang entstand.
    »Sie sind der Mann, den ich im Park beobachtet habe«, sagte der Greiko.
    Seine Worte wurden von einem Translator übertragen, der sich irgendwo im Instrumentarium des Betts befand. Die Stimme des Greikos war nicht so schrill, wie Schulz erwartet hatte. Es war eine Anhäufung schnell hervorgestoßener Laute.
    »Ja«, sagte Schulz.
    »Ist Ihnen etwas zugestoßen?«
    Schulz sah ihn überrascht an. »Wie kommen Sie darauf? Es handelt sich um Sport! Natürlich kann ich dabei Verletzungen davontragen, aber gefährlich ist die ganze Sache nicht.«
    »Was treibt Sie dazu, an solchen Veranstaltungen teilzunehmen?«, wollte Kroiterfahrn wissen. »Es handelt sich doch um vergleichsweise kriegerische Wettkämpfe.«
    »Es geht um die Befriedigung meines persönlichen Ehrgeizes«, antwortete Schulz.
    »Aber es ist doch so, dass Sie Ihre Mitbewerber schlagen müssen, um zu gewinnen?«
    »Ja.«
    »Halten Sie dann diesen Wettbewerb nicht für eine besondere Art von Krieg?« Er deutete auf ein paar Kristalle, die auf dem Bett lagen, und auf ein Abspielgerät. »Ich habe mich über verschiedene Arten dieses Sports informiert und weiß nicht genau, was ich davon halten soll. Es ist doch sehr merkwürdig, wenn intelligente Wesen auf diese Art miteinander in Wettstreit treten.«
    »Bei uns sind diese Sportarten sehr populär«, sagte Schulz.
    »Und Sie würden alle als eine friedliche Angelegenheit betrachten?«
    »Aber natürlich!«
    Kroiterfahrn drehte sich um und blickte zum Fenster hinaus. »Ich konnte das Ende Ihrer Flucht von hier aus beobachten«, verkündete er. »Sie können nicht ermessen, was die Beobachtung dieses Ereignisses für mich bedeutete.«
    Schulz spürte, dass ihn diese Worte erregten, ohne dass er den Grund für seine Empfindungen gleich erkannt hätte.
    »Alles erschien mir wie ein Akt brutaler Gewalt«, sagte Kroiterfahrn. »Ich fürchtete, der Frieden könnte in bisher noch nie da gewesener Form gebrochen werden.«
    »Es ist immer Frieden«, sagte Schulz lakonisch.
    Kroiterfahrn stakste zum Bett. Sein seltsamer Gang ließ ihn hilflos wirken. Schulz wusste nicht, warum, aber er fühlte sich plötzlich zu diesem fremden Wesen hingezogen. Ein Gefühl der Trauer machte sich in ihm breit. Tränen liefen über sein Gesicht. Er konnte sich diesen Gefühlsausbruch nicht erklären.
    Vor dem Bett breitete Kroiterfahrn die Arme aus und lüftete seine Flughäute. Obwohl er sie nicht völlig ausspannte, reichten sie von einer Seite des Zimmers zur anderen.
    »Wir können nicht fliegen«, sagte er zu Schulz. »Aber es ist wichtig, dass unsere Flughäute ab und zu bewegt werden.« Er ließ sich auf dem Bett nieder. »Ich möchte Sie bitten, einige Zeit in meiner Nähe zu bleiben«, sagte er dann. »Es wird Zeit, dass ich mich eingehend mit einem Terraner beschäftige.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Schulz unsicher. Unwillkürlich blickte er zur Tür. Er fühlte plötzlich einen dumpfen Druck im Kopf. »Ich weiß nicht, ob ich bei Ihnen bleiben soll.«
    »Natürlich!«, sagte Kroiterfahrn bestimmt. »Es macht Ihnen doch nichts aus?«
    »Ich weiß nicht!«, wiederholte Schulz hilflos.
    Er hatte den unbestimmten Eindruck, nicht mehr alles begreifen zu können, was um ihn herum geschah.
    Leticron stieß eine Verwünschung aus und sprang aus dem Sessel hoch.

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