Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
blickte auf die Schirme. Obwohl der Sessel des Piloten verwaist war, wanderte das bisher angesteuerte Sternengebiet deutlich aus dem Erfassungsbereich. Die MEBRECCO gehorchte der Positronik nicht mehr.
»Das ist der Fremde«, sagte der Oberst bestürzt. »Verdammt, Vasnotsch, tun Sie etwas!«
»Was sollte ich tun, Sir?«, fragte der Kosmopsychologe. »Glauben Sie, ich könnte das Ding daran hindern, das zu tun, was es will?«
Die beiden Männer blickten sich an. Vasnotsch blieb kühl und gelassen, während Germell immer nervöser wurde.
»Sie könnten es zumindest versuchen, Kergijin. Sie sind Kosmopsychologe. Sie sind der Fachmann. Wenn Sie wollen, dann können Sie auch etwas erreichen.«
»Aber ich will nicht.« Vasnotsch lächelte überlegen. Er schob die Hände in die Hosentaschen und gab Germell mit einem Achselzucken zu verstehen, dass es ihm nicht gelingen würde, ihn von seinem Entschluss abzubringen.
»Sie sind ein Schuft, Vasnotsch. Sie verraten zwanzigtausend Menschen, die auf Ihre Hilfe hoffen.«
»Sie irren sich, Danzien. Ich verrate niemanden. Der Fremde hat doch angekündigt, dass er uns ins Paradies führen will – oder nicht?«
»Das hat er allerdings.«
»Weshalb lehnen Sie sich dann gegen ihn auf? Es war doch Ihre erklärte Absicht, das Gleiche zu tun. Haben Sie Ihren Anhängern nicht versprochen, sie ins Paradies zu fliegen? Damit haben Sie sie doch dazu veranlasst, gegen Rhodan zu meutern. Haben Sie das schon wieder vergessen?«
»Gehen Sie nicht zu weit, Vasnotsch. Ich warne Sie. Täuschen Sie sich nicht. Sie haben keinen Grund, über mich oder irgendjemand anderen zu triumphieren. Und Sie begehen einen gefährlichen Fehler, wenn Sie sich blind einer völlig fremdartigen Intelligenz anvertrauen.«
»Ach, tatsächlich?«
»In der Tat, Vasnotsch. Woher wollen Sie wissen, dass dieses Ding das Gleiche unter Paradies versteht wie wir?«
Kergijin Vasnotsch wurde unsicher. Er blickte sich in der Zentrale um. Plötzlich sah er sich in die Enge gedrängt. Die Offiziere umgaben ihn und warteten darauf, dass er sie aus der Abhängigkeit von dem Fremden lösen würde.
»Ich bin der Überzeugung, dass der Fremde ungeheuer intelligent ist. Er ist uns in jeder Hinsicht überlegen«, antwortete er schließlich. »Wenn er von einem Paradies gesprochen hat, das auch für uns das Paradies ist, dann weiß er genau, was das zu bedeuten hat. Sie haben Angst, Danzien. Sie stehen plötzlich mit leeren Händen da. Bisher waren Sie der unumschränkte Alleinherrscher an Bord. Nun ist jemand gekommen und hat Sie zum Popanz gemacht. Das ist eine Situation, mit der Sie nicht fertig werden. Glauben Sie nur nicht, dass ich Ihnen helfen werde, sie zu überwinden. Das ist Ihre Aufgabe.«
»Vasnotsch, ich werde …«
»Ich habe gesagt, dass das Ihr Bier ist. Lassen Sie mich also damit in Ruhe.« Der Kosmopsychologe drehte sich um und ging auf den Ausgang zu.
»Sperren Sie ihn wieder ein«, sagte Germell resignierend.
25.
Danzien Germell betrat das Medo-Center der MEBRECCO. Dr. Horindolly kam ihm entgegen.
»Wie geht's Pelpto?«, fragte der Kommandant.
»Na ja«, antwortete der Arzt nichts sagend. Er führte den Oberst in einen lichten Krankenraum, in dem der Erste Offizier zusammen mit einem ebenfalls verletzten Wissenschaftler in einem bioregulatorischen Regenerationsbad lag. Sein Kopf ragte aus der milchigen, zähflüssigen Masse heraus. Die Umrisse der sich neu bildenden Schulter und des Arms waren bereits zu erkennen.
»Hallo, Pelpto, wie geht's Ihnen?«, fragte Germell.
»Wie ist eigentlich die Regelung der Krankengeldzahlung, Sir?«, erkundigte sich der Erste Offizier, ohne auf die Frage des Kommandanten einzugehen. »Zahlt das Raumfahrtministerium weiter, oder habe ich einen Verdienstausfall, während ich hier in der Wanne liege und mir einen vergnügten Tag mache?«
»Wir werden Rhodan irgendwann die Rechnung schicken«, antwortete Germell lächelnd. »Da Sie schon wieder Witze machen können, kann ich wohl annehmen, dass es Ihnen wieder besser geht.«
»Wie ist die Situation, Sir?«, fragte Papp. Er beobachtete den Kommandanten aufmerksam, um aus seinen Reaktionen Schlüsse ziehen zu können.
»Kanscho hat nachgegeben«, antwortete Germell. »An Bord ist alles ruhig. Die Kämpfe sind zu Ende.«
»Aber …?«
»Was – aber?«
»Sie verschweigen mir doch etwas, Sir!«
»Sie brauchen Ruhe, Pelpto. Regen Sie sich nicht auf.«
»Das ist leicht gesagt, Sir. Wenn ich nicht weiß, was los
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