Silberband 080 - Menschheit am Scheideweg
welch merkwürdigen Besucher wir empfangen haben. Sie würden alles tun, um ihm die Wahrheit begreiflich zu machen.«
»Ja«, sagte Hotrenor-Taak benommen. Er fühlte sich von der Vielzahl der sich auftürmenden Probleme geradezu überwältigt. Er brauchte jetzt Ruhe, um darüber nachzudenken. Doch der Hypton war noch nicht fertig.
»Der Greiko soll noch ziemlich jung sein«, sagte er. »Das bedeutet, dass er unerfahren ist. Wahrscheinlich würden ihm kleine Misshelligkeiten überhaupt nicht auffallen, aber dieses Risiko brauchen wir nicht einzugehen.«
Vielleicht werde ich alt!, dachte Hotrenor-Taak beklommen. Seine innere Spannkraft war im Verlauf des Kampfs gegen die Terraner schon oft auf die Probe gestellt worden. Ausgerechnet jetzt, da sich alles zum Besten gewandelt hatte, ergab sich diese Schwierigkeit, die niemand hatte voraussehen können.
Hotrenor-Taak verließ die Zentrale und rief ein paar seiner Vertrauten zu sich in die Kabine. Inzwischen hatte sich die Nachricht bereits im Schiff herumgesprochen. Die Laren, die sich bei Hotrenor-Taak versammelten, waren empört und voller Unruhe.
»Die Regierung muss ihren Entschluss zurücknehmen!«, rief Cerbonar-Vork, einer der ältesten Laren an Bord. »Die Verantwortlichen wissen genau, dass in der Milchstraße längst nicht alles so ist, wie wir es uns vorstellen. Die Interessen des Konzils werden vielerorts nach wie vor missachtet, und es gibt viele Revolutionäre. Überall wurden Strafplaneten errichtet, um die Widerspenstigen zur Räson zu bringen. Ich gestehe, dass ich mir bereits Sorgen darüber zu machen begann, ob wir in zehn Jahren so weit sein würden, um eine Delegation empfangen zu können. Nun soll bereits jetzt ein Greiko eintreffen.«
Seine leidenschaftlichen Worte lösten Zustimmung aus. Hotrenor-Taak wusste, dass es in der gesamten Galaxis keinen Laren geben würde, der die frühzeitige Ankunft eines Greikos begrüßt hätte. Jeder Lare, auch die einfachen Männer in den unteren Rängen, war sich darüber im Klaren, was das Erscheinen eines Mitglieds des vierten Konzilsvolks bedeutete.
Die Loyalität seiner Soldaten half Hotrenor-Taak jedoch wenig. Er musste sich mit einer unnachgiebigen Regierung auseinander setzen, die ihre Entscheidung bereits getroffen hatte und sie nötigenfalls über den Kopf des Verkünders der Hetosonen hinweg durchzusetzen bereit war.
Vielleicht, überlegte Hotrenor-Taak, war er einigen Mitgliedern der Regierung bereits zu mächtig geworden. Es war denkbar, dass man ihn auf diesem Weg kaltstellen wollte. Aber um welchen Preis! Begriffen denn die oberen Spitzen des Hetos nicht, wie groß die Gefahr eines Zerfalls für das gesamte Konzil war?
»Ich habe bereits bei der Regierung gegen diese Maßnahme protestiert«, berichtete Hotrenor-Taak der Versammlung. »Ich habe einen Aufschub erreicht, glaube aber nicht, dass das Hetos seine Meinung ändern wird.«
»Was bedeutet das?«, erkundigte sich ein Lare namens Kertror-Moog. »Werden Sie Ihre Stellung aufgeben?«
Hotrenor-Taak streckte sich. »Vielleicht wird das mancherorts erwartet«, meinte er. »Als Verkünder der Hetosonen und Oberbefehlshaber der größten larischen SVE-Flotte besitze ich große Macht. Ich habe die Regierung oft öffentlich wegen verschiedener Maßnahmen kritisiert. Erinnern Sie sich daran, dass ich die derzeitige Machtausdehnung des Konzils als für zu schnell durchgeführt bezeichnet habe.«
Ein fantastischer Gedanke entstand in seinem Gehirn. Was, wenn die Geschichte mit dem Greiko nur ein Bluff war, um ihn auf diese Weise zum Rücktritt zu bewegen?
Kroiterfahrn befand sich zum ersten Mal in seinem bewussten Leben an Bord eines larischen SVE-Raumers. Er war von der Ausstattung des Schiffs enttäuscht, aber noch mehr enttäuschte ihn das Verhalten der Besatzung. Die larischen Raumfahrer gingen ihm offensichtlich aus dem Weg. Sie hatten ihm einen Aufenthaltsraum angewiesen und versorgten ihn mit Nahrung. Niemand hatte ihm befohlen, in diesem Raum zu bleiben, aber auf unerklärliche Weise fühlte Kroiterfahrn sich gehemmt und zögerte, das Schiff zu durchforschen.
Kroiterfahrn hatte immer geglaubt, an Bord eines SVE-Raumers würde eine freundliche und aufgeschlossene Atmosphäre herrschen, aber bisher hatte er davon wenig gespürt. Er fühlte sich wie ein lästiger Fremder. Das konnte nur auf seine Krankheit zurückzuführen sein. Wahrscheinlich war er so deprimiert, dass er die Ereignisse in seiner Umgebung nicht mehr objektiv wahrnehmen
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