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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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den ich heute hinrichtete, war neu in diesem Bezirk. Nur drei Tage lang konnte er sich verstecken. Die Gesunden hier haben ihn ausgestoßen wie das Meer einen Korken.«
    »Kein Ziel. Aber ich habe Informanten.« Jocelyn trank hastig. »In einigen Tagen wissen wir mehr. Es gibt für dich keine andere Wahl. Denn ich habe mich entschlossen, deinen Bezirk zu übernehmen.«
    »Schon gut«, sagte Crystal mürrisch. »Ich habe begriffen.«
    »Sehr schön. Merke es dir. Ich bin der Chef, weil ich alles weiß und mehr kann als du. Wenn ich nett zu dir bin, dann nicht etwa, weil ich selbst krank wäre, sondern weil ich gern Arbeit und Vergnügen verbinde. Noch einen Drink!« Er hob das Glas und hielt es Crystal hin. Sie sah ihn starr an, ließ nicht erkennen, was sie dachte.
    Als Jocelyn das nachgefüllte Glas in der Hand hielt, deutete er auf den anderen Sessel, der von den Robotern in die alte Position geschoben worden war. Ein feines Klirren hing in der Luft, als die Scherben aufgesaugt wurden.
    Crystal setzte sich auf die Sessellehne. »Ich habe begriffen, Jocelyn. Ich bin geschlagen, aber ich finde es ohnehin sinnlos, gegeneinander zu kämpfen. Wir sind beide Outsider und haben dieselben Neigungen, dieselben Wünsche. Ich arbeite mit dir zusammen. Vierzig Prozent der Beute und vierzig Prozent der Prämie.« Sie machte eine Pause, lächelte ihn leer an und schloss dann: »Wen sollen wir hinrichten? Von wem hast du den Auftrag?«
    Jocelyn erklärte ihr in knappen Sätzen, dass ein Mann namens Daargun an ihn herangetreten war, zweifellos ein Mittelsmann des Regierungsrats. Gleichzeitig hatte ihm Daargun mitgeteilt, es gäbe im Gebiet der Stadt einen Immunen, der Hetzreden hielt, Plakate anschlug und gegen die Regierung wetterte. Dieser Mann, der sich bislang geschickt jedem Zugriff entzogen hatte, musste eliminiert werden. Und nach Möglichkeit sollte die Jagd hinreichend dokumentiert werden.
    »Ich brauche nicht mehr zu fragen, oder? Du machst mit bei der Jagd nach dem Kranken?«, schloss er.
    »Ich sage zu. Auch ich habe eine Vielzahl von Informationsquellen.«
    Crystal und Jocelyn sahen sich schweigend an. Sie waren ein gutes Gespann, das erfolgreich sein würde. Beide erkannten dies. Aber es waren nur gemeinsame Interessen, die sie zusammenhielten. Gefühle kannten sie nicht, und sie halfen einander, weil das persönliche Vorteile brachte.
    »Gut. Morgen brechen wir auf. New York ist unser Jagdgebiet.«
    »Einverstanden.«
    Sie standen auf, gingen aufeinander zu und umarmten sich. Die Leidenschaft loderte in ihnen hoch und trieb sie zueinander.
    Aus dem Halbdunkel schob sich eine Hand, dann wurde ein Unterarm in dem schräg einfallenden Lichtbalken sichtbar. Der Arm gehörte einem Mann. Er beugte sich halb über eine junge Frau, die neben ihm lag. Langsam bewegten sich die Finger. Sie streichelten ihre Wange, fuhren durch das lange braune Haar und berührten zögernd den Nacken und den Hals. Die Frau drehte den Kopf und blickte verständnislos in das Gesicht des wuchtigen, breitschultrigen Mannes, in das zerfurchte, mittelbraune Gesicht, das wie der Kopf einer alten Schildkröte wirkte.
    »Bist du glücklich?«, fragte der Mann leise. Er hatte eine unglaublich tiefe Stimme.
    »Was ist das? Ich meine, ich fühle mich wohl. Entspannt vor allem«, flüsterte sie, aber ihre Stimme war müde und leer.
    Skalter Mingus fühlte die Kälte der Enttäuschung, die er so gut kannte wie sein Leben. Wieder einmal hatte er es riskiert, eine Frau zu ›lieben‹, aber was für ihn der Versuch war, Gefühle zu haben und Gefühle zu erzeugen, war für sie nur ein körperlicher Akt ohne jede Bedeutung. Dennoch streichelte er sie automatisch weiter. In seinem Innern tobte ein Chaos. Er war immun und wurde von den Kranken als ›Kranker‹ bezeichnet.
    Welch eine Welt! Sie ist nur den Untergang wert, dachte er verzweifelt. Die Frau drängte sich an ihn. »Hast du etwas zu trinken?«, fragte sie und ließ ihren Blick über seinen nackten Körper gleiten. Skalter Mingus deutete auf den Tisch des verlassenen Zimmers. Dort lagen die Reste eines Essens, das er vor einem halben Tag zusammengestohlen hatte.
    »Dort! Hol es dir!«
    Sie stand auf, lachte girrend und ging zum Tisch. Sie goss Wein aus einer Plastikdose in ein ungewaschenes Glas und kam zurück. Sie setzte sich neben ihn. »Ich habe dich in unserem Viertel niemals gesehen. Bist du neu hier?«, fragte sie. Ihr Alter betrug kaum mehr als zwanzig Jahre, also war sie zu einer Zeit geboren,

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