Silberband 081 - Aphilie
alles!«
Sie gingen Seite an Seite neben einem schnell laufenden Transferband, teer Nagel außen, der Mann im Regenmantel innen. Der Alte blieb plötzlich stehen. Bevor der Schwarzhaarige gegen ihn prallte, rammte er ihm den Ellenbogen in die Magengrube. Der Mann gab einen erstickten Laut von sich und krümmte sich nach vorn. Teer Nagel holte mit der linken Hand aus und versetzte dem anderen einen zweiten Schlag, diesmal gegen den Hals.
Der Regenumhang breitete sich wie die Flügel eines Riesenvogels aus, als der Aphiliker seitwärts kippte und auf die Straße fiel. Das Band trug ihn davon. Teer Nagel ging weiter, als wäre nichts geschehen. Er war sicher, dass sein Angriff von niemandem beobachtet worden war.
Das Band trug den Bewusstlosen hinter den Hügel. Kein Mensch kümmerte sich um den Zusammengeschlagenen.
Teer Nagel war so erregt, dass er am ganzen Körper zitterte. Er hatte die einzige Möglichkeit genutzt, um den aufdringlichen Aphiliker loszuwerden. Dabei war ihm vor Angst fast übel geworden. Die Reaktion seiner Nerven überraschte ihn nicht.
Den Weg zum Raumhafen kannte er. Atlas Cimarron hatte ihm nur nicht genau sagen können, wie viele Sperren die Aphiliker errichtet hatten. »Natürlich werden nicht alle Zugänge kontrolliert«, hatte Cimarron erklärt. »Das Gefährliche an den Sicherheitsmaßnahmen ist, dass sie ständig variieren. Man kann sich nie darauf einstellen. Die Polizei hat kein bestimmtes System. Manchmal bleibt eine Straße wochenlang unbewacht, dann wird sie zwei Tage hintereinander kontrolliert. Auf diese Weise haben die Aphiliker immer einen Überraschungseffekt auf ihrer Seite. Ich glaube, dass sie so schon ein paar hundert Immune und Registrierte geschnappt haben.«
Im Grunde genommen brauchte teer Nagel keine Kontrolle zu fürchten. Er besaß einwandfreie Papiere, und eine Nachprüfung seiner Adresse bedeutete keine Gefahr für ihn. Der größte Unsicherheitsfaktor war die Tatsache, dass er ein Immuner war. Ein Brandmal auf seiner Stirn hätte keinen deutlicheren Hinweis liefern können. Teer Nagel hoffte jedoch, dass er seine innere Unsicherheit nach einiger Zeit überwinden konnte.
So lange durfte er indes nicht warten. Der einzige Weg nach Imperium-Alpha führte über den Raumhafen. Alle anderen Zugänge wurden so scharf bewacht, dass man ihn in jedem Fall sofort entdeckt hätte. Mehrmals hatten OGN-Mitglieder versucht, in Imperium-Alpha einzudringen, waren aber entdeckt und verhaftet worden. Teer Nagel hatte sich deshalb entschlossen, den einzigen Weg zu nehmen, der Aussicht auf Erfolg verhieß: die Transmitterstation im Raumhafen von Terrania City. Von dort wurden täglich Waren nach Imperium-Alpha gesandt.
Er glaubte nicht, dass der Mann im Regenumhang etwas gegen ihn unternehmen würde, sobald er wieder zu sich kam. Die Methoden, die der Aphiliker angewandt hatte, waren ungesetzlich.
Gegen Nachmittag erreichte teer Nagel den großen Park in der Nähe des Goshun-Sees. Dort sah er zum ersten Mal eine Gruppe von Kindern. Sie wurden von Robotern beaufsichtigt. Teer Nagel fiel auf, dass diese Kinder nicht miteinander spielten oder lachten. Sie wanderten durch den Park, als müssten sie sich einer unangenehmen Pflicht entledigen.
Als teer Nagel näher kam, entwickelte sich zwischen zwei Jungen ein Streit. Es kam zu einer Schlägerei, die von beiden Kämpfern mit unglaublicher Härte geführt wurde. Der Alte musste an sich halten, um nicht einzugreifen. Die Roboter taten nichts, offenbar hatten sie den Befehl, die Kinder gewähren zu lassen. Schließlich blieb einer der Streitenden mit blutüberströmtem Gesicht liegen, während die Gruppe mit den Robotern weiterging.
Als teer Nagel sicher sein konnte, dass sich niemand in der Nähe befand, ging er zu dem verletzten Kind hin. Der Junge sah ihn teilnahmslos an, als er sich über ihn beugte. Sein Gegner hatte ihm Haare ausgerissen und ihm eine klaffende, heftig blutende Wunde über der rechten Augenbraue zugefügt.
Teer Nagel wollte dem Jungen auf die Beine helfen und steckte einen heftigen Tritt ein. »Hau ab, Opa!«, schrie der Kleine bösartig. »Komm mir nicht zu nahe!«
»Du bist verletzt!«, sagte teer Nagel. »Du brauchst Hilfe.«
Die Antwort war so vulgär, dass der Alte zusammenzuckte. Der Zorn über die Niederlage hatte den Jungen unbeherrscht gemacht. Teer Nagel schätzte ihn auf acht Jahre. Nur der verbissene Gesichtsausdruck ließ ihn älter erscheinen.
»Ich will dir helfen«, sagte Grown teer Nagel
Weitere Kostenlose Bücher