Silberband 081 - Aphilie
ruhig.
Die Augen des Jungen weiteten sich. »Bist du verrückt?«
»Vielleicht«, murmelte teer Nagel. Er dachte in diesem Augenblick nicht daran, weshalb er nach Terrania gekommen war. Als er sich wieder über den Jungen beugte, sah er, dass dieser an ihm vorbei auf jemand blickte, der hinter sie getreten war.
Teer Nagel richtete sich auf und drehte sich um. Zwei Männer in Polizeiuniform standen vor ihm. »Was machen Sie da?«, fragte einer von ihnen.
»Der alte Spinner wollte mir helfen!«, kreischte der Junge und richtete sich endlich auf. Er presste eine Hand auf die blutende Wunde und spuckte aus. »Ich brauche keine Hilfe.«
Die Angst lähmte teer Nagel. Er stand mit geöffnetem Mund da und starrte wie hypnotisiert auf die glänzenden Spangen, die an den Jacken der Polizisten prangten.
Reginald Bulls Hände griffen ins Leere. Er hatte das Ende der Röhre erreicht. Vor ihm lag ein Schacht oder ein großer Kessel. Von unten blies ihm heißer Wind ins Gesicht. Er hielt an und wandte sich zu Rondrogen und Breslauer um. »Von hier ab wird es schwierig!«, rief er.
Seine Hände tasteten den oberen Rand ab und fanden einen Vorsprung, an dem er sich festhalten konnte. Er zog sich aus der Röhre. Einen Augenblick lang hing er bewegungslos da, dann begann er mit den Beinen zu pendeln, bis er einen Halt gefunden hatte.
»Licht!«, befahl er dem Roboter. »Ich will sehen, wo wir sind.«
Der Scheinwerfer flammte auf. Bulls Augen brauchten einige Zeit, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Zunächst sah er Rondrogen, der in der Röhre steckte und zu ihm heraufblickte. Dahinter war Breslauer.
»Du musst versuchen, an Rondrogen vorbeizukommen!«, befahl Bull dem Roboter. »Ohne deine Hilfe kommen wir von hier aus nicht weiter.«
Schnell stellte sich heraus, dass die Röhre zu eng war. Breslauer kam nicht an Rondrogen vorbei.
»Dann versuchen wir es anders«, schlug Bull vor. »Major, schieben Sie sich in den Schacht, Breslauer wird Sie an den Füßen festhalten, damit Sie nicht abstürzen. Sobald der Roboter bei mir ist, wird er mich ebenfalls an den Beinen packen.«
Das Manöver kostete sie einige Zeit, aber es brachte den gewünschten Erfolg. Breslauer konnte die Röhre verlassen und beide Männer festhalten. Er war stark genug, um Bull und Rondrogen zu tragen. Im Schein der Lampe konnte Bull jetzt die gegenüberliegende Schachtwand sehen. Sie war glatt und von Moder überzogen.
»Aufwärts!«, befahl der Zellaktivatorträger.
Der Roboter schwebte durch den Schacht in die Höhe.
»Leuchte die Wände ab!«, ordnete Bull an. »Ich will sehen, ob es Nebengänge gibt!«
Sie entdeckten zahlreiche Röhrenaustritte, die jedoch alle zu eng waren, um die drei Flüchtlinge aufnehmen zu können.
»Ob sie uns noch auf der Spur sind?«, fragte Rondrogen nervös.
»Sie glauben, dass sie uns in der Falle haben«, erwiderte Bull. Seine Blicke fielen auf einen größeren Seitenstollen. »Dort drüben«, machte er Breslauer aufmerksam. »Wir müssen feststellen, wohin dieser Gang führt. Vielleicht können wir durch ihn in einen anderen Sektor von Imperium-Alpha wechseln.«
»Das ist ein Staugang«, erklärte Breslauer. »Sobald sich in einem der Großfilter genügend Wasser angesammelt hat, wird es durch diese Gänge abgelassen.«
»Im Augenblick wird er jedenfalls nicht benutzt«, erwiderte Bull.
Sie schwebten quer durch den Schacht. Breslauer landete sicher auf dem Fanggitter vor dem Gang. Er leuchtete in die Dunkelheit. Der Gang war verlassen, der Boden wurde von einem Rinnsal bedeckt.
Bull übernahm wieder die Führung. Er wusste, dass die aphilischen Roboter früher oder später auch in diesen Bereich der Zentrale folgen würden, deshalb durfte er keine Zeit verlieren.
Plötzlich gab es ein Geräusch, als würde ein überdimensionaler nasser Lappen gegen eine Wand geklatscht. Bull blieb stehen. Er hörte das Gurgeln von Wasser. »Was ist das?«, fragte er.
»Ich nehme an, dass einer der Großfilter geöffnet wurde!«, rief Rondrogen erschrocken.
Bull begriff, dass der Major das jetzt deutlich hörbare Tosen der Wassermassen richtig gedeutet hatte. Er fuhr herum und wollte aus dem Staugang fliehen. Doch seine Reaktion kam zu spät. Die Flut erreichte ihn, bevor er einen Schritt in Richtung des Ausgangs machen konnte. Er wurde von den Beinen gerissen und davongewirbelt, stieß gegen etwas Hartes und wollte sich festhalten, doch er schaffte es nicht. Obwohl er den Atem anhielt, geriet Wasser in seine
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