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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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nicht mehr der, der Sie einmal waren. In jeder Beziehung.«
    »Gehen Sie!«, wiederholte teer Nagel.
    Der große Mann watete ins Wasser und war gleich darauf verschwunden. Teer Nagel versuchte, die Dunkelheit mit seinen Blicken zu durchdringen. Er trug nur einen dünnen Umhang und eine zerschlissene Hose aus synthetischem Stoff. Es war kalt, und er fror. Außerdem hatte er Angst vor unsichtbaren Dingen. Jedes Geräusch ließ ihn zusammenzucken.
    Er wanderte einige hundert Meter am Strand entlang bis zu einem großen Stein. Dort ließ er sich nieder.
    Er dachte von sich als Grown teer Nagel.
    Er war Grown teer Nagel.
    In der Ferne blitzte ein Licht auf. Der Alte erhob sich. Er hatte Angst, dass Aphiliker kommen würden. Vielleicht hatten sie die Immunen entdeckt und gefoltert. Dann wussten sie, dass unten an der Küste ein einsamer Mann wartete, der zur OGN gehörte. Allerdings würden sie nicht wissen, wer der alte Mann tatsächlich war. Denn die Immunen aus Terrania City, die teer Nagel abholen sollten, hatten von der Zentrale der OGN nur den Befehl erhalten, einen alten Mann in die Hauptstadt zu bringen. Diesen Befehl hatte Roi Danton gegeben.
    Das Licht blitzte erneut auf, diesmal schon viel näher.
    Die menschliche Persönlichkeit ließ sich nach Wunsch verändern und formen. Man konnte mit entsprechenden Präparaten Feiglinge, Helden, Verbrecher und Humanisten formen. Allerdings funktionierte das nur bei den Immunen – die Aphiliker unterlagen dem Waringer-Effekt, der stärker war als alle Mittel.
    Vor Beginn der Aphilie hatten Präparate zur Persönlichkeitsveränderung auf der schwarzen Liste gestanden. Ihr Vertrieb war ebenso streng bestraft worden wie ihre Benutzung. Aber das lag lange zurück. Heute gab es keine geordneten Verhältnisse mehr. Die Immunen der OGN und anderer Organisationen mussten zu verzweifelten Mitteln greifen, um im Kampf gegen die Aphiliker bestehen zu können.
    Grown teer Nagel wusste, dass die wiederholte Benutzung solcher Präparate gefährlich war. Wer sich mehrfach in jemand verwandelte, der er in Wirklichkeit nicht war, würde schließlich seine Identität verlieren. Teer Nagel hatte Menschen gesehen, die durch den jahrelangen Gebrauch gefährlicher Präparate zu seelenlosen Puppen geworden waren.
    Um ihn herum bildete sich ein Kreis von Lichtern. Teer Nagel riss die Arme vor das Gesicht und blinzelte geblendet. Es sind Aphiliker!, dachte er bestürzt.
    Doch dann rief eine Stimme die vereinbarte Losung: »Die Rosen blühen noch!«
    Teer Nagel gab sich einen Ruck. »Sie werden verblühen, wenn wir sie nicht pflegen«, gab er mit schwacher Stimme zurück.
    »In Ordnung«, sagte eine harte Stimme. »Es ist der Alte.«
    Eine Gestalt trat in den Lichtkreis. Ein Mann in schwarzem Stoffanzug, das hagere Gesicht von jahrelangen Strapazen gezeichnet.
    »Grown teer Nagel?«
    »Ja«, sagte der Alte ängstlich. »Ich warte schon geraume Zeit.«
    »Nach der Roboterrevolution wurden die Streifen in den offenen Gebieten verstärkt«, erwiderte der Mann. Teer Nagel kannte ihn. Es war Atlas Cimarron, einer derjenigen, die schon am längsten unter den Aphilikern lebten, ohne entdeckt worden zu sein.
    Cimarron war ein gefühlsarmer Mensch, aber er war kein Aphiliker. Fast hätte der Alte ihn mit dem Namen angesprochen. Gerade noch rechtzeitig entsann er sich, dass teer Nagel einen Mann namens Atlas Cimarron nicht kennen konnte.
    »Sie können mich Atlas nennen«, sagte Cimarron. Er machte eine unbestimmte Geste in Richtung der Gestalten hinter den Lampen. »Das sind Freunde.«
    »Werden Sie mich sofort in die Stadt bringen?«
    Atlas verneinte. »Nachts unterwegs zu sein ist gefährlich. Es gibt ein paar Bungalows weiter im Norden. Dort werden wir übernachten. Morgen früh brechen wir dann auf.«
    Teer Nagel fühlte sich jetzt sicherer. Die Immunen kannten das Gebiet, und sie wussten auch, wie sie sich verhalten mussten, um nicht von den Aphilikern entdeckt zu werden.
    Der alte Mann wusste aber, dass er allein sein würde, sobald die Gruppe ihn in Terrania City abgesetzt hatte. Er würde nicht einmal erfahren, wo das Hauptquartier der OGN in Terrania lag.
    Da die Transmitterstationen überwacht wurden, war Grown teer Nagel mit der Rohrbahn in die Stadt gekommen. Die Fahrt von den Außenbezirken ins Zentrum hatte nicht länger als viereinhalb Minuten gedauert.
    Teer Nagel stand auf der Straße vor der Hauptstation und versuchte sich zu erinnern, ob das die Stadt war, in der er einmal gelebt hatte.

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