Silberband 081 - Aphilie
Es ging um seine, Gatholtidens, Position. Eine zweite Panne nach der unvermutet über die Aphiliker hereingebrochenen Roboterrevolution würde niemand dem Stellvertretenden SolAb-Chef verzeihen.
»Sind alle Sperren eingeschaltet?«, erkundigte er sich.
»Ja, Sir! Aber ich muss darauf hinweisen, dass wir damit die Flüchtlinge nicht an einen Ort binden können. Es gibt immer freie Wege. Das zu kontrollierende Gebiet ist zu groß. Außerdem beeinträchtigen wir mit den Sperren die Bewegungsfreiheit der Suchmannschaften. Jede einzelne Sperre wird von hier aus geschaltet. Das bedeutet, dass jede Mannschaft erst um Öffnung nachsuchen muss, wenn sie in einer bestimmten Richtung weitersuchen will. Das ist äußerst umständlich.«
»Die Sperren bleiben trotzdem eingeschaltet!«, rief Gatholtiden. »Ich will, dass Bull nervös wird. Er muss ständig spüren, dass wir hinter ihm her sind. Wir hetzen ihn.« Er merkte, dass seine Stimme schriller wurde, und schwieg.
Gatholtiden fragte sich, wer Bulls Nachfolge als Regierungschef antreten würde. Sicher gab es eine Reihe verdienter Personen, die Anspruch auf das Amt erhoben. Es würde zu Machtkämpfen in der Regierung kommen.
Gatholtiden nahm sich vor, die Entwicklung aufmerksam zu verfolgen. Er musste sich rechtzeitig für die richtige Seite entscheiden, dann konnte er seinen Aufstieg weiter fortsetzen. Allerdings hing viel davon ab, wie die Jagd auf Reginald Bull ausging. Kein Regierungschef konnte einen Mann unterstützen, der Bull entkommen ließ.
Breslauer war zurückgeblieben, um die immer näher kommenden Roboter der SolAb irrezuführen. Inzwischen hatten Bull und Rondrogen die große Kläranlage erreicht. Bull wusste nicht genau, wie groß diese Anlage war, aber er schätzte, dass sie vier Quadratkilometer bedeckte. Hier wurden alle Abwässer von Terrania City gereinigt und als klares Wasser in das Versorgungssystem zurückgeführt. Zu der Anlage gehörten ferner ein Lufterneuerungssystem und die zentrale Klimasteuerung von Imperium-Alpha.
Bull konnte sich nicht erinnern, dass dieses System jemals versagt hatte. Alles lief automatisch und mit einer solchen Selbstverständlichkeit ab, dass die Menschheit die Existenz der Anlage so gut wie vergessen hatte.
Rondrogen deutete in einen Reparaturschacht. »Ich war noch nie in einem dieser Schächte.«
»Gibt es andere Zugänge?«, erkundigte sich Bull.
Der Immune verneinte.
Bull sagte: »Wenn wir in das System eindringen können, finden wir auch Wege, um wieder nach oben zu gelangen. Theoretisch müsste es möglich sein, bis an die Oberfläche vorzustoßen.«
»Aber alle Wege führen nur an die Oberfläche von Imperium-Alpha«, wandte Rondrogen ein. »Imperium-Alpha wird von Terrania City abgeschirmt. Wir würden nur einen gefährlichen Platz mit dem anderen tauschen.«
Bull wollte antworten, doch in diesem Augenblick tauchte Breslauer wieder auf. »Ich glaube, dass sie uns entdeckt haben«, meldete der Roboter. »Sie bilden einen Ring um diesen Sektor. Einen Durchbruch können wir nicht schaffen.«
»Das erleichtert uns die Wahl.« Bully beugte sich nach vorn und kroch in eine Röhre der großen Kläranlage.
26.
Der alte Mann, der von Bord gegangen war, hatte mit Roi Danton nicht mehr viel gemeinsam. Er hieß Grown teer Nagel, hatte ein faltiges Gesicht, lichtes graues Haar und zittrige Hände. Er ging vornübergebeugt, seine Blicke waren scheu und unstet.
Grown teer Nagel sprach mit leiser Stimme und war feige. Er war tatsächlich feige, denn im Umgang mit den Aphilikern konnte man sich nicht auf schauspielerische Fähigkeiten verlassen. Im Grunde genommen hatte Grown teer Nagel mit Roi Danton nur noch eines gemeinsam: Das Ziel des alten Feiglings teer Nagel war auch Dantons Ziel – Reginald Bull finden und ihn befreien.
Gwandrion kam über den Strand, seine schweren Stiefel ließen den Sand knirschen. Der nächtliche Himmel zeigte sich wolkenverhangen, das monotone Rauschen der Wellen wirkte ermüdend.
Gwandrion blieb neben teer Nagel stehen und warf einen Blick auf sein Kombiarmband. »Sie sollten längst hier sein«, sagte er ungeduldig. »Hoffentlich hatten sie keinen Zusammenstoß mit den Aphilikern.«
»Gehen Sie jetzt zurück in das U-Boot!«, befahl teer Nagel. »Ich warte allein.«
Gwandrion zögerte.
Der Alte kicherte. »Sie wollen mich nicht allein lassen«, stellte er fest. »Denken Sie, dass ich mit dieser Situation nicht fertig werde?«
»Nun«, antwortete Gwandrion gedehnt, »Sie sind
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