Silberband 081 - Aphilie
glitt der Zugang auf. In einem Antigravschacht schwebte Vater Ironside zur zwölften Etage hinauf. Das Gebäude machte einen verlassenen Eindruck. Ironside ging bis zu einer Tür aus grauem Metallplastik, auf der in einfachen schwarzen Lettern geschrieben stand: MISSION DER BRÜDER DES HL. FRANZISKUS VON ASSISI. Von innen wurde sofort geöffnet: Ein kleiner, weißhaariger Mann in schwarzem Gewand hatte auf die Rückkehr des Predigers gewartet.
»Gott zum Gruß, Bruder«, sagte Ironside und bedachte sein Gegenüber mit einem freundlichen Lächeln.
Die beiden Männer bildeten einen eigentümlichen Gegensatz. Der ältere, zierlich gebaut und mit fein geschnittenem, gütigem Gesicht, personifizierte die Liebe, die Duldsamkeit seines Glaubens. Ironside dagegen, über sechs Fuß groß, breitschultrig und mit grob geschnittenen Zügen, war eher der Streiter, der Kämpfer und Ungeduldige.
»Auch dir zum Gruß, Bruder«, antwortete der Weißhaarige sanft. »Hast du sie heute überzeugen können?«
Ironside schüttelte den kantigen Schädel mit dem kurz gestutzten eisgrauen Haar. »Ich habe sie nachdenklich gemacht«, sagte er grollend. »Aber diese unheimliche Gewalt hat alle so fest im Griff, dass die Nachdenklichkeit allein nicht mehr ausreicht. Ich fürchte, ich werde es nicht schaffen.«
»Es wird deine Schuld nicht sein«, tröstete ihn der Alte. »Du tust, was menschenmöglich ist. Wenn du trotzdem nichts ausrichtest, dann ist ein Wille im Spiel, gegen den wir nichts vermögen.«
Vater Ironside blickte ihn verwundert an. Aber noch ehe er antworten konnte, kam der Weißhaarige ihm zuvor: »Es wartet übrigens einer auf dich, Bruder.«
»Einer?«, entfuhr es Ironside. »Wer …?«
»Ich kenne ihn nicht. Er sagt … er sagt …«
»Was sagt er?«
»… er wolle sich mit dir über die Beichte unterhalten«, vollendete der Alte seinen Satz. »Ist das nicht seltsam? In diesem Zeitalter, in dem …«
»Wo ist er?«, stieß Ironside plötzlich ungeduldig hervor.
»In deinem Arbeitszimmer.«
Der Vater stürmte davon. Die Tür öffnete sich ihm zu langsam, er stemmte sich mit der Schulter dagegen und schob sie vollends beiseite. Der Raum war zur Hälfte erleuchtet. In einem der unbequemen, hochlehnigen Stühle saß ein Mann, den Ironside nie zuvor gesehen hatte. Er war ziemlich jung, noch nicht einmal vierzig. Sein Gesicht war die Physiognomie eines Durchschnittsmenschen, die Kleidung zwar geschmackvoll, aber dennoch nur mittlere Konfektionsqualität. Was Vater Ironside aufrüttelte, war der gehetzte Blick der hellen Augen.
»Du fürchtest dich, mein Sohn«, stellte er fest, als er nur noch wenige Schritte vor dem Fremden stand. »Kann ich dich von deiner Furcht befreien?«
Der Helläugige erhob sich. Seine Bewegungen wirkten mechanisch, als zöge ihn eine unsichtbare Hand aus dem Stuhl empor. »Ich – ich möchte mit Ihnen – über die Beichte reden«, stotterte er.
»Warum? Hast du etwas zu beichten?«
»Ich glaube, ja.«
»Du weißt von etwas Schlechtem?«
Wortlos nickte der fremde Besucher. Seine Lippen bewegten sich, versuchten, Worte zu formen, aber es dauerte lange, bis sie sein Anliegen hervorbrachten. »Ich weiß von einer Verschwörung … einer Revolution …«
Ironside legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte ihn mit sanfter Gewalt auf den Stuhl zurück. »Fürchte dich nicht, mein Junge«, sagte er väterlich. »Wir werden darüber reden.«
»Da ist einer, Sir, der sich partout nicht abwimmeln lässt!«
Perry Rhodan blickte auf und sah in der Bildwiedergabe das Gesicht seines Privatsekretärs, eines jungen Majors der Flotte, den er erst vor wenigen Wochen in diese Position übernommen hatte. Sophron hieß er und hatte sich im Dienst sowohl durch Tapferkeit als auch durch Umsicht derart ausgezeichnet, dass er dem Exec-1, als dieser nach einem neuen Privatsekretär suchte, empfohlen worden war. Rhodan hatte die Wahl bis heute nicht bereut. Jetzt jedoch missfiel ihm der kalte Ausdruck in den Augen des Majors.
»Ist der Besucher gar so widerwärtig?«, versuchte er, durch Spott den unangenehmen Eindruck zu überbrücken.
»Er hat offensichtlich keine Ahnung vom Umfang der Arbeit, die Sie ohnehin schon zu bewältigen haben.«
»Wer ist er? Was will er?«
»Ein Priester, Sir. Und er behauptet allen Ernstes, er sei dem Teufel auf der Spur.« Sophron grinste gehässig.
Rhodan winkte ab. »Teufelsjäger hatten wir genug«, wehrte er geringschätzig ab. »Sagen Sie dem Mann, ich
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