Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
gebildet, und es ging nur langsam voran, weil die Automaten eine erstaunlich große Auswahl boten.
    Über der Ausgabestelle hingen kleine Optiken, die alle Vorgänge im Restaurant aufzeichneten. Denn es war das hervorstechendste Merkmal der aphilischen Gesellschaft, dass sie ihre Mitglieder überall bewachte.
    Überwacht, schoss es Sergio durch den Sinn. Kontrolliert …
    Sylvia und er stellten sich an. Sergio zog einige Münzen aus der Tasche und rechnete überschlägig. Ihr Geld musste noch bis Borneo reichen. Die Insel war ihr eigentliches Ziel, eines, das man besser nur hinter vorgehaltener Hand erwähnte.
    Sie waren bis auf drei oder vier Personen, die noch vor ihnen standen, an den ersten Automaten herangekommen, als es geschah – plötzlich, unerwartet und ohne Anlass. An einer der weiter vorne stehenden Maschinen hatte sich einer der Kunden zu viel Zeit genommen. Jedenfalls nach Ansicht des hinter ihm stehenden Mannes. Der Ungeduldige, mittelgroß und grobknochig, drängte sich mit einem knurrenden Laut nach vorne, rammte dem Saumseligen den Ellenbogen in die Seite und begann, selbst seine Wahl zu treffen.
    Unwillkürlich wurde es still in dem Raum. Instinktiv spannte Sergio die Muskeln. Er wusste, was geschehen würde, und die anderen, die den Zwischenfall beobachtet hatten, wussten es auch.
    Eine schrille Pfeife plärrte los. Das Gesetz über den Umgang der Menschen miteinander war verletzt worden. Absatz drei: im Alltag, Paragraf vierzehn: bei Inanspruchnahme öffentlicher Einrichtungen. Eines der Aufnahmegeräte hatte den Verstoß registriert und gemeldet.
    Der Mann, der sich so rüde sein vermeintliches Recht genommen hatte, stutzte zuerst nur. Als er sich von den Ausgabeautomaten abwandte, konnte Sergio sein Gesicht sehen. Es war hager, mit ungesunder, gelblicher Haut und unangenehmen Zügen. Erst allmählich schien ihm die Bedeutung des Alarms bewusst zu werden. Seine Augen weiteten sich, als er in Richtung des Eingangs blickte. Ein Gurgeln kam über seine Lippen.
    Dann, wild mit den Armen rudernd, trieb er die Umstehenden auseinander und hastete zum Ausgang. Draußen – das konnte Sergio durch die offene Tür sehen – blieb der Hagere so abrupt stehen, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand geprallt.
    Von rechts kamen zwei Ka-zwos ins Blickfeld. Der eine trug die reguläre gelbbraune Uniform, der andere zusätzlich eine rote Markierung am Revers, die ihn als übergeordneten Roboter auswies. Er musste zufällig in der Gegend gewesen sein, denn bei der Bestrafung von geringfügigen Vergehen, wie hier eines vorlag, war die Anwesenheit eines Aufsehers grundsätzlich nicht notwendig.
    Beide Roboter führten den Mann ins Restaurant zurück. Eines der Prinzipien aphilischen Strafvollzugs war, dass die Strafe nach Möglichkeit am Tatort und in Anwesenheit der Zeugen des Vergehens vollzogen wurde. Der untergeordnete Roboter sprach den Straffälligen mit wohlmodulierter Stimme an: »Du hast das Gesetz über den Umgang der Menschen miteinander – Absatz drei: im Alltag, Paragraf vierzehn: bei Inanspruchnahme öffentlicher Einrichtungen – gebrochen. Die Tat wurde aufgezeichnet, ich identifiziere dich zweifelsfrei. Hast du noch eine Frage?«
    Der Gelbhäutige bewegte die Lippen zu einem lautlosen »Nein«. Dem Roboter schien die Antwort zu genügen, er hob den Arm. Zwanzig Newtonmeter – das war die kinetische Energie eines Kilogrammgewichtes, das aus etwa zwei Metern Höhe herabfiel. Ein wuchtiger Schlag, den manches Knochengerüst nicht aushielt. Der Gelbhäutige stand still, aber sein Blick war ängstlich nach oben gerichtet, wo die harte Faust des Ka-zwo über ihm hing.
    »Jetzt!«, sagte der Roboter.
    Die Faust sauste mit dumpfem Aufschlag auf die Schulter des Straffälligen herab. Der Mann schrie auf und brach in die Knie. Sekundenlang kauerte er mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Dann sprang er auf und stolperte davon. Die Roboter wandten sich ebenfalls ab, ihre Aufgabe war erledigt.
    »Ich habe plötzlich keinen Hunger mehr«, sagte Sylvia halblaut.
    Sergio erwachte aus tiefer Nachdenklichkeit. »Hunger?«, brummte er. »Wer hatte je Hunger?«
    Sie verließen das Restaurant und mischten sich ziellos unter die Menge. Sie sprachen nicht miteinander. Jeder war auf seine Weise damit beschäftigt, das Erlebte zu verarbeiten.
    Sergio Percellar beachtete kaum, was um ihn herum vorging. Er blickte erst auf, als er einen flüchtigen gelbbraunen Schimmer bemerkte. Mit einem Ruck hielt er inne.

Weitere Kostenlose Bücher