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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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versuchte ruhig zu bleiben. »Vielleicht braucht man dort nichts, weil alles vorhanden ist. Ich würde mir deshalb keine Sorgen machen, Kathleen …«
    »Keine Sorgen? Du wirst anders reden, sobald sie dich holen kommen.«
    »Dich holt auch niemand. Du kannst dich frei bewegen und hingehen.«
    »Oder auch nicht«, sagte sie mit eigenartiger Betonung.
    Kervin blickte die Frau forschend an, dann schüttelte er den Kopf. »Keine Dummheiten, Kathleen! Du kannst die Aufforderung nicht einfach ignorieren. Dann würden sie dich wirklich abholen, und wer weiß, was sie dann mit dir machen. Auch ich werde diese Einladung eines Tages erhalten, früher oder später. Bedauerlich nur, dass wir uns trennen müssen. Ich hatte sonst keinen Menschen, mit dem ich sprechen konnte.«
    So war es in der Tat. Außer der Tatsache, dass sie Nachbarn und alt waren, verband sie nichts. Aber sie sprachen miteinander, wenn es bisher auch immer Kervin gewesen war, der sie besuchte. Heute war Kathleen erstmals zu ihm gekommen.
    »Ich werde verschwinden«, sagte sie entschlossen und überhörte seine Warnung. »Im Norden und Nordwesten gibt es noch immer weite Landstriche, die wenig bevölkert sind, und im Nordosten sind die Berge. Dort kann ich mich verstecken. Lieber hause ich in einer Höhle, bevor ich in dieses Stummhaus gehe.«
    »Warum hast du solche Angst, Kathleen? Was weißt du über die Stummhäuser?«
    »Nur was man sich erzählt. Es sind riesige Gräber, in denen wir verschwinden werden. Niemals kehrte jemand aus ihnen zurück. Es weiß auch keiner, wer in ihnen arbeitet oder für die Insassen sorgt. Früher, vor knapp vierzig Jahren, bestand das Personal noch aus Robotern, aber sie wurden entfernt. Man flüstert sich zu, dass sie zu menschlich gefühlt hätten. Sie stammten noch aus der alten Zeit – du erinnerst dich?«
    »Als Sol noch unsere Sonne war – ja, ich erinnere mich.«
    »Und als es noch Perry Rhodan gab, Kervin!«
    Er nickte. Mehr wusste er auch nicht zu sagen, außerdem war ihm im Grunde seines Herzens die alte Frau gleichgültig. Er würde in Zukunft eben ganz allein sein – das war es, was ihn bedrückte.
    »Rhodan ging auf eine Expedition und kam nicht zurück. Das ist ebenfalls vierzig Jahre her. Niemand weiß, wo er geblieben ist. Vielleicht ist er schon lange tot. Er kann uns auch nicht helfen, denn vielleicht würde er ebenso werden wie Reginald Bull, der uns regiert. Nein, Kathleen, ich kann dir nur den einen Rat geben, dich in zwei Tagen beim Stummhaus zu melden. Ich hoffe, wir sehen uns wieder.«
    Sie stand auf. »Das glaube ich nicht, Kervin.«
    Als er wieder allein war, starrte Caughens auf die Straße hinab. Zwei Tage blieben also, sobald jemand die gefürchtete Vorladung erhielt. Und man durfte nichts mitnehmen, was einem gehörte. Man ging hin und verschwand für immer hinter den hohen Mauern.
    Zwei verdammt kurze Tage letzter Freiheit …
    Er schüttelte den Gedanken von sich ab. Wenn alles mit rechten Dingen zuging, hatte er jetzt noch fünf Jahre Zeit, ehe er an der Reihe war.
    Als die Sonne unterging, aß Kervin eine Kleinigkeit und legte sich halb ausgezogen auf sein Bett. Kathleen hatte sich nicht mehr gemeldet.
    Als der Empfänger am nächsten Vormittag zur ungewohnten Zeit das Eintreffen einer Sendung ankündigte, wusste Kervin, dass er umsonst gehofft hatte. Er blieb ganz ruhig, als er die Chipkarte aus dem Behälter nahm und die Botschaft las.
    Ebenfalls das 23. Stummhaus und bereits morgen. Zur gleichen Zeit wie Kathleen Toaklander.
    Gestern noch fest entschlossen, der Aufforderung Folge zu leisten, dachte er plötzlich ganz anders. Er schob es auf die Tatsache, dass man ihm nur noch eine Nacht ließ, keine zwei.
    Seit langer Zeit verließ er wieder sein Zimmer, die Vorladung in der Hand, und klopfte an Kathleens Tür. Sie öffnete, sah das Stück Plastik in seiner Hand und winkte ihn zu sich herein.
    »Endlich können wir sachlich miteinander reden«, begann sie, als er sich gesetzt hatte. »Du bist in der gleichen Lage wie ich, da kannst du objektiver urteilen. Gehst du mit mir? Ich breche noch heute Abend auf. Lebensmittel habe ich für einige Zeit, denn ich habe mir immer etwas zurückgelegt. Verhungern werden wir also nicht gleich.«
    »Glaubst du wirklich, dass es einen Sinn hat, ihnen entkommen zu wollen?«
    Kathleen schüttelte energisch den Kopf. »Es wird zumindest den Sinn haben, dass wir uns nicht in ein vorprogrammiertes Schicksal ergeben und einige Tage lang wirklich frei

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