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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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sind. Vielleicht kümmert sich auch keiner um uns – wer weiß?«
    »Es haben schon manche versucht, dem Stummhaus zu entfliehen. Sie wurden alle gefangen.«
    »Nicht alle, Kervin! Ich weiß, dass viele für immer in der Steppe untertauchen. Und hast du nie von den Immunen gehört?«
    Er nickte zögernd. »Wer hat nicht von ihnen gehört, Kathleen. Aber sie haben mehr zu tun, als sich um die Alten zu kümmern, die vor dem Stummhaus davonlaufen. Sie kennen Liebe und Zuneigung und handeln nach Emotionen, nicht nur nach den Gesetzen der Logik, so wie wir. Ich bedauere sie.«
    »Aber sie können uns helfen, Kervin, vergiss das nicht.«
    »Du willst noch heute aufbrechen?«, fragte er.
    »Morgen ist es zu spät. Wenn wir nicht beim Stummhaus eintreffen, werden sie uns suchen. Dann müssen wir schon weit fort sein.«
    »Ich habe keine Lebensmittel gehortet.«
    »Meine reichen für mehrere Tage. Außerdem besitze ich ein wenig Geld, das uns weiterhelfen wird. Draußen gibt es einsame Siedlungen, und für Geld bekommst du alles.«
    »Auch ich habe gespart.«
    Kathleen Toaklander lächelte müde. »Na also, dann brechen wir auf, sobald die Sonne untergegangen ist. Jeder wird glauben, wir unternehmen einen Spaziergang. Vielleicht nimmt uns auch einer der vielen Transporter mit, die nach Norden fahren. Die Männer in ihnen stellen keine Fragen.«
    »Woher weißt du das alles, Kathleen?«
    »Weißt du, Kervin, ich rechne schon lange mit dem Stummhaus und habe mich erkundigt. Wenn du mich wochenlang nicht gesehen hast, war ich unterwegs. Ein Bruder von mir nahm die Tagesration in Empfang und aß sie auf. Immerhin fiel so meine Abwesenheit nicht auf, denn wir Alten werden nicht so kontrolliert wie die anderen, die noch arbeiten. Ich kenne die Steppe, einige Siedlungen und ebenso die Berge. Sobald wir die Höhlen finden, sind wir in Sicherheit.«
    »Du bist eine kluge Frau«, erkannte er an.
    »Vor allem bin ich eine logisch denkende Frau«, versicherte sie und deutete zur Tür. »Und nun verschwinde in deine Wohnung und lass dir nichts anmerken. Nimm noch deine Tagesration in Empfang und die Rente, die heute eintrifft. Wir brechen zur angegebenen Zeit auf.«
    Nur wenig später verließ Kervin den Wohnsilo und machte einen Spaziergang. Sein Ziel war das Stummhaus Nr. 23 und dessen nähere Umgebung. Er wollte sich alles ansehen.
    Ein Schauder packte ihn beim Anblick der hohen grauen Mauern, die den fensterlosen Komplex umgaben. Nur ein breites, fest verschlossenes Tor führte in die Anlage hinein. Es gab keinen Wächter, wie er es fast erwartet hatte. Stumm und düster lag der Betonblock da, als berge er nicht die geringste Spur von Leben.
    Vielleicht gab es wirklich kein Leben darin …
    Kervin kehrte zum Wohnsilo zurück. Sein Entschluss stand fest. Niemals würde er freiwillig in das Stummhaus gehen. Lieber wollte er in der Steppe verhungern oder verdursten. Aber das würde nicht geschehen, denn er ging mit Kathleen. Und auch im Norden und Osten gab es Menschen, die den Wert des Geldes kannten.
    Später saß er wieder am Fenster und nahm noch einmal das Bild in sich auf, das er schon lange kannte. Da waren die grauen, nüchternen Wände der Hochhäuser, deren Fenster wie Wabeneingänge wirkten, die Straße mit den Leitschienen, auf denen nur ab und zu ein tropfenförmiger Wagen fuhr, die Fußgängerstreifen mit den fast leeren Laufbändern und weit im Hintergrund, gerade noch erkennbar, die Skyline der eigentlichen City. Und ihm fast gegenüber, unten neben der Straße, das einzige kleine Kramgeschäft, das noch existierte.
    Blutrot ging die Sonne unter.
    Kervin M. Caughens nahm sein Erspartes und stopfte die Scheine in die Hosentasche. Den Rest seiner heutigen Ration packte er ein, dann sah er sich um und überlegte, was er möglicherweise vergessen hatte. Viel durfte er nicht mitnehmen, hatte Kathleen angeordnet, denn er musste ihr helfen, die Vorräte zu tragen. Das Messer vielleicht, das er einmal unten im Laden erstanden hatte. Es war ein sehr praktisches Messer mit vielen kleinen Werkzeugen. Er schob es ebenfalls in die Tasche. Dann ging er zu Kathleen, die ihn schon erwartet hatte.
    »Fein siehst du aus«, lobte sie. »So fällst du überhaupt nicht auf. Ich habe dir hier einige meiner Lebensmittel eingepackt, die du tragen kannst. Wir machen einen Ausflug zu Verwandten, die im Norden wohnen – das ist nicht verboten. Und niemand weiß, dass wir die Aufforderung erhalten haben. Ein Glück, dass ich schon oft unterwegs

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