Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
müssen.
Allerdings, dachte er ironisch, würde er sich nicht an diese Position klammern, sondern sie freiwillig aufgeben, sobald der Zeitpunkt für den Rücktritt gekommen war.
»Sie machen einen sehr nachdenklichen Eindruck«, stellte Fertanor-Tong fest.
»Sie meinen geistesabwesend?«, korrigierte Hotrenor-Taak sanft.
»Das wollte ich nicht sagen«, verteidigte sich der Raumschiffskommandant irritiert.
»Ich glaube, dass Maylpancer ein guter Mann sein wird«, sagte Hotrenor-Taak gedehnt. »Für larische Politik.«
17.
Der Tag, an dem der Kampf stattfinden sollte, begann für die Laren ebenso wie für Maylpancer mit einer Überraschung. Alle, die von dem Duell wussten – und das war mittlerweile der überwiegende Teil der Bevölkerung Titans –, hatten angenommen, dass es ein einsamer Kampf zwischen Leticron und Maylpancer sein würde.
Doch mit einem geschickten Schachzug hatte der Erste Hetran die Pläne der Laren erneut durchkreuzt: Alle Tribünen rund um den Turnierplatz wurden von Überschweren und Terranern besetzt. Leticron hatte den Kampftermin bekannt gegeben und alle Bewohner der Stahlfestung als Zuschauer eingeladen.
Es gab weitaus mehr Interessenten als Plätze, sodass die Tribünen schon Stunden vor dem Kampf gefüllt waren. Alle, die keinen Platz bekommen hatten, mussten sich mit der Übertragung begnügen.
Hotrenor-Taak empfand es als Verhöhnung seiner Person, dass ihm ein Ehrenplatz reserviert worden war. Er ließ sich dennoch nicht anmerken, wie sehr ihn Leticrons Maßnahme ärgerte, sondern sagte sein Erscheinen zu.
Jeder Zuschauer war also gleichzeitig ein Zeuge des Duells. Auf diese Weise wollte Leticron eine Intervention der Laren zugunsten des Obskoners ausschließen – und das war ihm auch gelungen. Hotrenor-Taak war froh, dass seine Leute Leticrons goldene Lanze rechtzeitig entschärft hatten, andernfalls wäre Maylpancers Schicksal besiegelt gewesen. Im Grunde genommen war es imponierend, auf welche Weise der geisteskranke Pariczaner seine Stellung verteidigte.
»Er ist trotz seiner Verrücktheit ein ernst zu nehmender Gegner«, sagte Hotrenor-Taak an Bord des SVE-Raumers. »Eigentlich schade, dass er seine Energien in der Stahlfestung vergeudet und sich nicht mehr um seine Pflichten als Erster Hetran kümmert.«
Sorgenor-Srong sah ihn nachdenklich an. »Sie haben schon so lange mit Leticron zusammengearbeitet, dass Ihnen eine Trennung von ihm schwer fallen wird. Vielleicht wünschen Sie insgeheim, dass er Maylpancer besiegen wird.«
»Ich glaube nicht«, sagte Hotrenor-Taak. »Ich bin seiner überdrüssig.«
Er ließ eine Funkverbindung zu Maylpancers Quartier herstellen, doch der junge Überschwere hielt sich schon nicht mehr in seinen Räumen auf. Er war mit zwei Freunden zum Turnierplatz gegangen, um sich dort noch einmal umzusehen. Allein das bewies, dass der Obskoner nervös war.
Hotrenor-Taak begab sich zu den Hyptons, um sie davon zu unterrichten, dass der Kampf zur festgesetzten Zeit beginnen würde.
»Sind alle Vorbereitungen abgeschlossen?«, erkundigte sich der Sprecher der geflügelten Wesen.
Hotrenor-Taak ließ einen Sessel herbeigleiten und ließ sich darin nieder. Er war froh, dass er die meiste Zeit an Bord des SVE-Raumers verbringen konnte, denn in den Räumen der Stahlfestung fühlte er sich unbehaglich. »Leticron macht den Kampf zu einem öffentlichen Duell«, informierte er die Hyptons. »Das verhindert ein Eingreifen während des Kampfs.«
»Wieso?«
»Die meisten Überschweren auf Titan haben schon an Turnieren dieser Art teilgenommen und wissen, worauf es ankommt. Sie würden jeden Schwindel sofort bemerken. Jeder Verdacht, der Kampf könnte mit unsauberen Mitteln geführt werden, müsste auf uns zurückfallen.«
»Das ist schlecht«, kritisierte der Hypton.
»Haben Sie einen Vorschlag?«, fragte Hotrenor-Taak ruhig. Er wusste, wie er mit den Hyptons umgehen musste. Wenn diese Planer keine Idee hatten, konnten sie nicht von ihm verlangen, dass er eine Änderung herbeiführte.
»Wir hätten eine keloskische Berechnung durchführen lassen sollen«, meinte der Hypton. »Doch dafür ist es jetzt zu spät. Wir sind jedoch der Ansicht, dass der Kampf in jedem Fall in der besprochenen Weise enden muss.«
»Ja«, sagte Hotrenor-Taak sarkastisch. Er wusste genau, worauf diese letzte Bemerkung abzielte. Hotrenor-Taak selbst hatte den Vorschlag gemacht, Leticron mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Wenn dabei etwas schief lief, würden die
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