Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
und bauen nach deren Anweisungen komplizierte Positroniken – und lassen sie von ihnen auch programmieren. Keine anderen Geschöpfe würden das zustande bringen.«
Gucky nickte. »Damit hat sich der Kreis geschlossen.«
Die Positroniken mussten äußerlich primitiv sein, damit die Fremden sie handhaben konnten, ihr innerer Aufbau musste andererseits den geistigen Anforderungen gewachsen sein. Da die Wesen nicht die Fingerfertigkeit hatten, derart komplizierte Mechanismen zu bauen, stellten die Laren sie her – und nutzten die unübertrefflichen Abstrakt-Mathematiker für ihre Zwecke aus.
»Mir kommt da ein ungeheuerlicher Gedanke, Tolotos«, sagte Gucky plötzlich. »Könnte es sein, dass die Fremden dieser Welt die eigentlichen Strategen des Konzils der Sieben sind?«
»Daran habe ich auch schon gedacht«, gab der Haluter zu. »Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass das Konzil die geistige Potenz nur für bedeutungslose Programmierungsaktionen in Anspruch nimmt.«
»Eben. Deshalb liegt es doch nahe, dass alle strategischen Maßnahmen des Konzils von diesen Abstrakt-Mathematikern berechnet werden. Jede Schlacht, die Taktik für Invasionen, politische und wirtschaftliche Entscheidungen, das Schicksal von Völkern und ganzen Galaxien, praktisch die gesamte Entwicklung des Konzils wird durch die Berechnungen dieser Wesen bestimmt. Von ihnen wurde wahrscheinlich auch der Okkupationsplan für die Milchstraße ausgearbeitet!«
Eine Weile herrschte Schweigen. Jeder wusste, wie ungeheuerlich die aufgestellten Thesen waren. Doch sie waren keineswegs gewagt, jede andere Erklärung wäre unwahrscheinlicher gewesen.
»Ich glaube, Tolotos«, sagte Gucky endlich, »wir haben das rechnerische Zentrum des Konzils entdeckt. Sind diese plumpen Fremden auch die wahren Herren des Konzils?«
»Nein«, widersprach Icho Tolot entschieden. »Sie machen mehr den Eindruck von Wissenschaftlern, denen es genügt, die Mittel für ihre Forschungen zu bekommen. Sie interessiert nicht, was sie mit dem Produkt ihres Schaffens eigentlich bewirken. Es wird so sein, dass das Konzil diese Wesen ausbeutet, ohne dass sie selbst das erkennen.«
»Sie sind wahre Abstrakt-Genies, denen es nichts ausmachen würde, missbraucht zu werden, auch wenn sie es wüssten«, fügte Gucky hinzu. »Wir müssen bedenken, dass das Konzil ihnen erst die Möglichkeiten gegeben hat, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Und als Abstrakt-Genies können sie wohl kaum zwischen Dankbarkeit und Hörigkeit, zwischen Zusammenarbeit und Ausbeutung unterscheiden. Man müsste ihnen den Unterschied aufzeigen.«
»Diese Wesen wären wertvolle Verbündete für die Terraner«, sagte Icho Tolot. »Aber ich fürchte, Perry Rhodan könnte ihnen nicht mehr bieten als die Laren und sicherlich auch nicht das, was sie wirklich wollen – nämlich, sich geistig zu entfalten.«
Die Verladung der Güter dauerte den ganzen Siebenstundentag. Als die Sonne den Horizont berührte, startete der SVE-Raumer, ohne dass sich auch nur ein einziger Lare hätte blicken lassen.
Für Gucky und Icho Tolot ergab sich ein Problem, das für sie zu einem schier ausweglosen Dilemma wurde, je mehr sie es diskutierten. Sollten sie zu den offensichtlich friedfertigen Planetenbewohnern Kontakt aufnehmen, selbst auf die Gefahr hin, an die Laren verraten zu werden? Oder sollten sie abwarten, bis Galbraith Deighton sie mit dem Beiboot abholte, und Perry Rhodan erst Bericht erstatten?
Die Entscheidung wurde ihnen durch ein unerwartetes Ereignis abgenommen. Plötzlich meldete sich Icho Tolot über Sprechfunk, obwohl sie sich die ganze Zeit über akustisch unterhalten hatten. Er sagte: »Mach keine falsche Bewegung, Kleiner. Tu, als sei überhaupt nichts vorgefallen. Und vor allem – teleportiere unter keinen Umständen.«
Gucky, der mit dem Rücken zum Raum saß, fragte, ebenfalls über Sprechfunk und ohne sich umzudrehen: »Wozu soll das gut sein?«
»Wir wollen doch unseren Besucher nicht erschrecken, Kleiner. Und nun dreh dich langsam um.«
Gucky tat es.
Mitten im Raum stand einer der Fremden.
Wesen mit zwei Augen sehen dreidimensional, und das damit koordinierte Gehirn denkt ebenso. Selbst Wesen mit zwei Gehirnen kommen über diese Grenze kaum hinaus. Um in die vierte Dimension – und vielleicht sogar darüber hinaus – einzudringen, müssen sie sich technischer Hilfsmittel bedienen. Für uns dagegen ist die vierte Dimension erst die Basis. Bei der fünften Dimension beginnt das Mehrdenken, mit dem
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