Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
schon mehrmals in Arenen gestanden. Denkst du, dass ich gegen das Killerpärchen eine gute Chance habe, Ettoman?«
»Ich glaube, ja«, sagte der Springer. »Ich habe die beiden oft in verschiedenen Arenen beobachten können, mich aber gehütet, gegen sie anzutreten. Vielleicht kann ich dir einige Tipps geben, wie du dich verhalten musst, wenn du ihnen gegenüberstehst. Aber zuerst wollen wir duschen.«
»Einverstanden, Ettoman«, erwiderte ich.
Nach dem ausgiebigen Duschbad führte mich Ettoman in einen Massageraum. Auch hier war noch kein Betrieb, lediglich weibliche Wesen lungerten herum.
Aber was für Frauen!
Zuerst dachte ich, es wären etwas klein geratene Ertruserinnen, die darauf warteten, harten Männern die Muskeln durchzukneten. Dann musste ich mich korrigieren. Sie waren höchstwahrscheinlich terranische Sklavinnen, aber man hatte ihnen durch intensives Training und Kraftnahrung besondere Leibesfülle und Muskelpracht verschafft.
Ettoman winkte einer flachsblonden Sklavin. »Carla, nimm dir Kalteen vor! Er muss heute gegen das Pärchen kämpfen. Also sorge dafür, dass seine Muskeln sich richtig entspannen. Raube ihm aber nicht seine Kraft.«
Carla strahlte über ihr gerötetes Gesicht und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ich werde ihm die Kondition eines Elefanten geben, Ettoman«, versicherte sie treuherzig.
Ich hob abwehrend die Hände. »Dann schon lieber die eines Säbelzahntigers, meine Walküre«, erklärte ich.
Sie kniff ein Auge zu. »Ich könnte dir auch die Kraft eines Stiers verleihen, Jung Siegfried«, meinte sie listig.
Ettoman versetzte ihr einen Schlag aufs Gesäß, der ein Pferd zum Durchgehen veranlasst hätte. Doch Carla drehte sich nur blitzschnell um, packte den Springer, hob ihn scheinbar mühelos hoch und warf ihn zwei Kolleginnen zu, die ein Freudengeheul anstimmten.
Ich konnte nicht anders, ich musste schallend lachen, bis mir die Tränen übers Gesicht liefen.
»Aufhören!«, brüllte Ettoman, der von seinen beiden Damen hin und her geschubst wurde.
»Ja, hört auf damit!«, rief ich. »Ihr macht ihn ja vollkommen fertig!«
Endlich ließen die Frauen von dem Arenakämpfer ab. Schwer atmend strich Ettoman seinen zerzausten Bart glatt.
»Gegen euch möchte ich nicht in der Arena antreten«, erklärte er. »Wer massiert mich heute?« Als sich beide Damen meldeten, schüttelte er den Kopf. »Nein, nicht alle beide«, sagte er. »Poljana, du darfst mich heute durchkneten. Aber bitte, keine Rippen brechen.«
»Sei nicht so zimperlich, Rotbart«, erwiderte Poljana burschikos. »Ein richtiger Mann stirbt nicht an einer gebrochenen Rippe.« Sie stieß ihn vorwärts. »Marsch, in meine Kabine, Gladiator!«
Als die beiden verschwunden waren, blickte ich Carla fragend an. »Geht es hier immer so ungezwungen zu?«, erkundigte ich mich.
Carla schüttelte den Kopf. »Nein, Kalteen«, antwortete sie. »Das können wir uns nur erlauben, wenn Ettoman und seine Freunde hier sind, aber sonst niemand. Wenn der Arenameister davon erführe, dass wir Sklavinnen die Herren duzen und ein wenig durch die Mangel drehen, würde er uns auspeitschen lassen.«
Ettoman wurde mir immer sympathischer, Carla allerdings auch. Ich konnte mir vorstellen, dass viele Arenakämpfer sie und ihre Kolleginnen nur als halbintelligente Sklavinnen ansahen und entsprechend behandelten. So gesehen war Ettoman ein Lichtblick im Leben der Frauen, der ihnen wenigstens ab und zu das Gefühl gab, vollwertige und tüchtige Menschen zu sein.
»Einmal wird auch die Menschheit wieder frei sein, Carla«, versicherte ich. »Was würdest du dann gern werden?«
Sie strahlte. »Raumschiffskommandantin natürlich«, antwortete sie, als ob für sie gar kein anderer Beruf in Frage käme.
»Gut«, sagte ich. »Ich hoffe, du bist nach der Befreiung noch jung genug. Dann solltest du dein Ziel unbeirrt verfolgen, auch wenn sich dir Hindernisse in den Weg stellen werden.«
Meine Walküre schnaufte energisch. »Ich schaffe es, mein Junge. Und nun, marsch, in meine Kabine! Wir wollen dich so fit machen, dass Orlanda und Harun ihr blaues Wunder erleben werden.«
Eine Stunde lang walkte sie mich durch. Ich hätte nie vermutet, dass sich so viel kostbares Massageöl in die Haut eines einzigen Menschen hineinarbeiten ließ, so, wie ich vorher nie gedacht hätte, dass ein Mann nach dieser Tortur entspannt und gestärkt vom Massagebett aufstehen würde.
Ich fühlte mich wunderbar leicht, beinahe beschwingt. Voller Dankbarkeit gab
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