Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
voneinander entfernt waren. Dann hoben wir die Waffen zur Begrüßung.
Ich hatte mir vorgenommen, die Initiative Harun und Orlanda zu überlassen und abzuwarten, welche Taktik sie sich für diesen Kampf zurechtgelegt hatten. Allerdings befürchtete ich, dass die Zwillinge sich mir gegenüber genauso verhalten würden. Doch sie ergriffen sofort nach der Begrüßung die Initiative. Orlanda blies in ihre Flöte, deren Ende auf mich gerichtet war.
Plötzlich schien sich die Luft in eine zähe Flüssigkeit zu verwandeln. Ein ungewisses Halbdunkel umgab mich, und in der Dämmerung sah ich undeutlich und verzerrt zwei grotesk anmutende Gestalten vor mir.
Ich begriff beinahe schlagartig. Diese Teufelin hatte eine mir unbekannte Waffe eingesetzt, deren Töne bei dem, den sie genau trafen, Halluzinationen erzeugten. Und diese Waffe musste direkt auf jede einzelne Nervenzelle wirken, sonst wäre ich von ihr wegen meiner Mentalstabilisierung niemals beeinflusst worden.
Aber die Wirkung war deshalb sicher viel geringer als beabsichtigt. Wahrscheinlich hätten die Flötentöne sogar mein Denken ausschalten sollen. Das war aber nicht geschehen.
Ich gedachte, mir diese den Zwillingen verborgen bleibende Tatsache zu nutzen, und wankte vorwärts. Es musste so aussehen, als könnte ich nicht erkennen, was um mich herum vorging.
Als die Peitsche Orlandas auf mich zuschnellte, sank ich auf ein Knie und verschwand fast völlig hinter meinem großen Rundschild. Die Schnur knallte gegen den Schild, wickelte sich um den Mittelstachel – und ich spürte, dass Orlanda kräftig zog. Doch meine Kraft war größer, und als ich ruckartig aufsprang und den Schild zurückzog, stürzte die Frau in den Sand.
Haruns Aufschrei verriet mir, wie sehr ihn diese Entwicklung überraschte.
Dennoch reagierte er schnell und angemessen. Ich sah seinen Speer nicht kommen, und er tötete mich nur deshalb nicht, weil ich eine der kunshuwischen Wurfschnüre nach Orlanda schleudern wollte und mich deshalb bewegte. Die lange Klinge schlitzte meine Lederrüstung an der linken Seite auf und fügte mir in Hüfthöhe einen blutenden Schnitt zu.
Ich schleuderte eines meiner Messer auf Harun. Doch die Wirkung der Flöte verhinderte, dass ich den Gegner richtig erkannte. Das Messer verfehlte ihn um mindestens einen Meter.
Inzwischen war Orlanda wieder aufgesprungen. Sie hatte ihre Peitsche losgelassen. Zwischen ihr und mir nahm ich ein kurzes Aufblitzen wahr.
Das musste eine ihrer durchsichtigen Wurfscheiben sein, die sich im Flug gedreht und dabei das Sonnenlicht reflektiert hatte!
Ich ließ mich auf die Knie fallen und hielt meinen Rundschild über mich. Mit kaum hörbarem Surren schabte eine Wurfscheibe über die Wölbung.
Rein intuitiv neigte ich den Schild so, dass er mich gegen Harun deckte. Es war, als hätte ich geahnt, dass er einen zweiten Speer nach mir geschleudert hatte.
Der Speer traf – und zerbrach. Der Schild war zu hart für die lange Klinge.
Aber der Vorfall hatte Orlanda Zeit gegeben, weitere Scheiben zu schleudern. Eine fügte mir einen Schnitt an der rechten Schulter zu, eine andere ritzte meinen rechten Oberschenkel.
Mit aller Willenskraft kämpfte ich gegen die Wirkung des seltsamen Einflusses an. Ich würde verlieren, wenn es mir nicht gelang, mich völlig davon zu befreien.
Nach kurzer Zeit merkte ich, dass sich allmählich alles normalisierte. Ich musste nur verhindern, dass Orlanda ihre Flöte erneut einsetzte.
Kurz hintereinander warf ich zwei Messer nach Harun, von denen eines ihn in den linken Oberschenkel traf. Danach wirbelte ich herum und schleuderte eine Wurfschlinge nach Orlanda.
Die Schlinge traf nicht die Flöte, sondern ringelte sich um den Hals der Frau. Orlanda griff nach der Schnur und wollte sich von ihr befreien, und ich musste die Gelegenheit nutzen und ihr die Flöte abnehmen. Mit weiten Sätzen sprang ich auf Orlanda zu. Mein Schwert steckte noch in der Scheide. Es hätte keinen Sinn gehabt, es zu ziehen, denn ich würde es nicht fertig bringen, eine Frau zu töten, die relativ wehrlos vor mir stand. Und die um den Hals gewickelte Schnur machte Orlanda wehrlos.
So dachte ich jedenfalls. Ich hatte das Maß ihrer Fähigkeit und ihres Tötungswillens unterschätzt.
Als ich vor ihr stand und nach der Flöte griff, um sie mit einem Ruck mitsamt der Schnur abzureißen, schüttelte sie ihr rechtes Handgelenk. Ein kleines, schmales Messer flog plötzlich auf mich zu und bohrte sich in meine Wange.
Ich prallte
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