Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
nur geringer Eigenrotation. Gleichzeitig ortete der Mucy den Polizeikreuzer, dessen Ziel offensichtlich mit dem seinen identisch war. Er war es auch, der ständig den Aufruf ausstrahlte.
Im Augenblick war Tigentor ratlos. Kalteen war gewarnt, dessen war er sich sicher. Der Polizeikreuzer gab sich keine Mühe, seine Nähe geheim zu halten, im Gegenteil, er kündigte sein Kommen offen an. Er aber, Tigentor, war zu spät gekommen, um Kalteen noch vor Eintreffen der Häscher zu erreichen.
Anders, wenn er seine Fähigkeit als Teleporter einsetzte. Es würde Leichtes sein, Kalteen-Tekener aus dem Versteck auf dem Asteroiden zu holen, in den Gleiter zu bringen und mit ihm zu fliehen.
Der Denkansatz war falsch, ein gewaltiger Fehler. Früher oder später würde der Gleiter aufgebracht oder gar vernichtet werden, und dann war auch Kalteens Leben gefährdet. Und zweitens würde jeder erkennen, dass einer der gesuchten Überschweren Teleporterfähigkeiten besaß.
So ging es also nicht!
Der Wachkreuzer näherte sich dem Asteroiden, als wüsste die Besatzung genau, wo sich die Gesuchten versteckt hielten.
Tigentor hingegen ›hüpfte‹ mit seinem kleinen Gleiter von einem Asteroiden zum anderen, selbst wenn sie nur wenige Meter durchmaßen. Immerhin hatte er so die größte Chance, einer Ortung zu entgehen.
Er griff zum äußersten Mittel und aktivierte den Sender auf der normalen Sprechfrequenz. »Kalteen Marquanteur, hier spricht Tigentor im Auftrag Ihrer Freunde. Melden Sie sich, ich will Ihnen helfen!«
Niemand wusste besser als er, welches Risiko er damit einging. Die Tatsache, dass auch er Kalteen suchte, musste sie beide noch verdächtiger machen. An sich selbst dachte er dabei weniger. Aber Kalteen sollte wissen, dass er nicht allein gelassen wurde.
Zu seiner Überraschung empfing er kurz darauf eine leise und kaum verständliche Antwort: »Wer sind Sie, Tigentor?«
»Sind Sie Kalteen Marquanteur?«
»Ja. Was wollen Sie?«
»Haben Sie das Polizeischiff bemerkt?«
»Hm.«
»Versuchen Sie zu fliehen, Kalteen! Ehe es zu spät ist!«
»Wir werden kämpfen.«
»Unsinn. Ich helfe Ihnen. Achten Sie auf den kleinen Gleiter mit dem Sonnensymbol, aber eröffnen Sie nicht das Feuer auf mich.«
»Das besorgt dann schon die Polizei«, sagte Kalteen sarkastisch und schaltete ab.
Tigentor verstand Kalteens Misstrauen, aber das änderte seinen Entschluss nicht. Er versuchte jetzt, den Asteroiden als Ortungsschutz zwischen sich und dem Polizeikreuzer zu halten. Schnell näherte er sich dem Ziel.
»Wo sind Sie? Können Sie mich sehen, Kalteen?«
Die Antwort kam überaus schwach: »Landen Sie an der doppelten Felsspitze und lassen Sie den Gleiter stehen. Wir holen Sie.«
Ziemlich unsanft setzte Tigentor den Gleiter auf, schloss den Helm und stieg aus. Im Gürtel steckten zwei Impulsstrahler.
»Beeilen Sie sich, Kalteen, die Polizei wird bald zur Landung ansetzen.«
»Ich habe Sie im Blick – und vor dem Lauf meiner Waffe. Wenden Sie sich nach rechts, Tigentor – oder wie Sie heißen mögen. Gehen Sie bis zu der verdrehten Felsspitze. Worauf warten Sie?«
Tigentor setzte sich vorsichtig in Bewegung. Er sah die beschriebene Formation schon nach wenigen Metern. Plötzlich tauchte eine menschliche Gestalt vor ihm auf. Ein Strahler zielte auf ihn.
»Gehen Sie nach rechts, in die Spalte hinein … nun links. Und kein Wort mehr, damit wir unser Versteck nicht verraten …«
Tigentor wusste nicht, ob der Terraner Kalteen Marquanteur war. Aber das spielte noch keine Rolle. Wichtig war, dass er den Sträflingen seine Loyalität beweisen konnte und ihr Vertrauen gewann. Insbesondere das von Kalteen.
Endlich erreichten sie das Versteck.
Shmitten schaute dem Überschweren mit Misstrauen entgegen, die Hand am Griff der Waffe. Ferron Walter, der Tigentor geholt hatte, sagte zu Kalteen: »Das ist er. Kennst du ihn?«
Marquanteur schüttelte den Kopf. »Ein Überschwerer …! Eigentlich hatte ich einen Terraner erwartet. Wer sind Sie, Tigentor?«
»Ich kann es Ihnen jetzt nicht sagen, aber Sie werden alles rechtzeitig erfahren, Kalteen. Ich darf Ihnen nur im äußersten Notfall einen Beweis für die Echtheit meines Auftrags liefern. Verzichten Sie im Interesse der Sache noch darauf.«
»Das ist doch Unsinn!«, rief Walter. »In Kürze greift uns die Polizei an, und wir wissen nicht, ob wir einen Verräter an Land gezogen haben. Shmitten, pass auf, was draußen geschieht!«
»Glauben Sie mir?«, fragte
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