Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
wir uns wehren sollen. Ich fürchte, die Übermacht ist zu groß.«
»Unter anderen Umständen würden sie uns töten, aber sie müssen uns lebend bekommen. Also geben wir uns zu erkennen und fragen, was sie von uns wollen. Ertalons Anwesenheit können wir unbeschönigt erklären.«
Barratill nickte nur, und Grammlond übernahm die Verhandlung. Er konnte seine Fragen und Antworten nach den Gedanken richten, die Betty Toufrys Bewusstsein gleichzeitig empfing.
»Hier spricht Grammlond, einer der Touristen, die Sie suchen. Was liegt gegen mich, Tigentor und Barratill vor?«
Sekunden später ertönte der Schiffssender wieder mit der automatischen Durchsage. Sie wurde mitten im Satz ausgeblendet.
»Grammlond, wo Sie auch sein mögen: Stellen Sie sich!«
»Ich will vorher wissen, was gegen uns vorliegt.«
»Wir sind nicht zu Auskünften berechtigt. Die erhalten Sie vom Polizeikommandanten. Geben Sie Ihren Aufenthaltsort bekannt und erscheinen Sie ohne Waffen. Wir müssen Sie vorläufig festnehmen.«
Inzwischen hatten sich die Touristen dem Krater genähert. Jeden Augenblick konnten sie Barratill und Grammlond entdecken.
»Schicken Sie die Jäger fort!«, forderte Grammlond, denn in den Gedanken der Touristen las er Mordlust und den Willen, wenig Rücksicht auf die offiziellen Anordnungen zu nehmen. »Sie sollen verschwinden, dann kommen wir aus unserem Versteck.«
Es folgte eine Diskussion, die damit endete, dass die Touristen sich fügten und in ihre Gleiter zurückkehrten. Sie starteten aber nicht, sondern warteten ab, was geschah. Wenn sie schon um das Vergnügen gebracht wurden, eine Jagd zu Ende zu bringen, wollten sie wenigstens Augenzeuge einer Verhaftung werden. Vielleicht gab es doch einen Kampf …
»Du weißt, was die Polizisten vorhaben«, drängte Barratill.
»Sie werden uns paralysieren – aber das ist noch immer besser als der Einsatz tödlicher Waffen.«
»Verfluchtes Pack! Aber vielleicht würde ich an ihrer Stelle ebenso handeln.«
Sie konzentrierten sich wieder auf den Empfang. »… wird es Zeit, dass Sie erscheinen, unsere Geduld ist lange genug strapaziert worden.«
»Da ist noch eine Kleinigkeit.« Grammlond wusste, dass er keinen Schaden mehr anrichtete, wenn er verriet, dass Tigentor nicht bei ihnen war. »Einer von uns fehlt, dafür haben wir jemand hier, der nichts mit der Angelegenheit zu tun hat, einen Touristen, der uns an den Kragen wollte. Eigentlich waren es zwei, aber einen von ihnen mussten wir in Notwehr erschießen.«
»Das Risiko kennen die Jäger«, erwiderte der Kommandant des Polizeiraumers. »Wo steckt der dritte Gesuchte?«
»Das weiß ich nicht.«
»Na schön. Ich nehme an, Sie befinden sich in dem Krater vor uns.«
»Richtig. Wir kommen jetzt.«
Sie ließen ihre Waffen im Krater zurück und stießen sich ab. Während sie langsam wieder zur Oberfläche zurücksanken, eröffneten die Polizisten aus ihren Narkosestrahlern das Feuer.
Die Gesteinsbrocken des inneren Rings umkreisten den Planeten schneller als jene weiter außen. Das war ein Naturgesetz, das die Neutralisation von Schwerkraft und Zentrifugalkraft bewirkte. Dieser Umstand ermöglichte, dass Tigentor sich dem von Saturn weiter entfernten Asteroiden, auf dem der Aufprall stattgefunden hatte, schneller näherte, als seine Relativgeschwindigkeit es zugelassen hätte.
Über den einigermaßen leistungsstarken Empfänger seines Gleiters hatte er verfolgen können, was mit Barratill und Grammlond geschehen war. Er verübelte ihnen die Kapitulation nicht, denn früher oder später würde er ihrem Beispiel folgen müssen. Doch zuvor wollte er Kalteen-Tekener finden.
Nur auf Sicht fliegend, wich er entgegenkommenden Felsen aus, die flogen allerdings langsamer als im inneren Teil des Ringes, den er mittlerweile verlassen hatte.
Noch fünfhundert Kilometer, dann hatte er sein Ziel erreicht und konnte Kontakt zu Kalteen Marquanteur aufnehmen. Natürlich würde es unmöglich sein, ihm seine Mission im Detail zu erklären, aber Andeutungen konnten kaum schaden.
Der regelmäßige Aufruf an die drei entflohenen Sträflinge, sich zu ergeben, erklang wieder. Die andere Durchsage, die den Überschweren galt, war verstummt. Bald würde die Jagd auf ihn, Tigentor, allein beginnen.
Er war so sehr mit der Suche nach dem Asteroiden beschäftigt, dass er den Verfolger nicht bemerkte.
Tigentor reduzierte seine Geschwindigkeit, als er den Asteroiden mit bloßem Auge erkennen konnte. Es war ein mächtiger Brocken mit
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