Silberband 082 - Raumschiff in Fesseln
Mitteilung wird jede zweite Minute wiederholt. Ende.«
Shmitten lauschte atemlos. Er war davon überzeugt, dass der Sprecher die Wahrheit gesagt hatte. In anderen Fällen, wusste er, war nicht viel Aufhebens um entflohene Gefangene gemacht worden. Alle waren Freiwild. Aber warum wurden sie zum Sonderfall? War einer von ihnen ein besonders wertvoller Gefangener?
Ferron Walter?
Oder Kalteen Marquanteur? Er war in erster Linie darauf versessen, Saturn für immer zu verlassen. Ferron allerdings auch …
Einen Augenblick lang überlegte Shmitten, was geschehen würde, falls er mit einem Funkspruch ihr Versteck verriet, aber sehr schnell schob er den Gedanken wieder beiseite. Er kannte die eiskalten Augen Ferrons und wusste, dass er dann keine Minute länger leben würde.
Er ging weiter und überprüfte die Region, in der ihr Gleiter aufgeschlagen und detoniert war. Das Gestein war geschmolzen und wieder erstarrt. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass jemand diese verräterischen Spuren früher oder später entdeckte.
Als er in die Höhle zurückkehrte, fragte er: »Hast du die Sendung empfangen, Ferron? Ich meine den Aufruf, dass wir uns ergeben sollen.«
»Nein. Was wurde durchgegeben?«
Shmitten berichtete mit knappen Worten, und Kalteen schreckte aus seinem leichten Schlaf auf.
»Einen solchen Aufruf hört man selten.« Walter bedachte Kalteen mit einem forschenden Blick. »Bist du vielleicht dieser Grund?«
»Mag sein, Ferron. Aber spar dir weitere Fragen, ich kann sie nicht beantworten.«
Walter nickte. »Meinetwegen. Was immer dein Auftrag sein mag, seine Zielsetzung scheint sich mit meiner zu decken. Wir wollen hier weg, nicht wahr?«
»Natürlich.«
»Dann ändert sich nichts. Zumindest wissen wir nun, dass wir nicht mehr in unmittelbarer Lebensgefahr schweben. Die meisten Jäger werden sich hüten, einen Befehl des Oberkommandos zu ignorieren. Man will nun also auch uns lebendig haben, ebenso wie die drei Überschweren, auf die Jagd gemacht wird. Möchte wissen, was mit denen los ist.«
»Ich auch«, murmelte Kalteen. Dann versuchte er erneut zu schlafen.
Keiner von ihnen ahnte, dass sich ein Polizeischiff dem Asteroiden näherte. Der Kommandant hatte von der Zentrale exakte Daten erhalten. Sein Auftrag lautete, die Entflohenen unter allen Umständen lebend zu fassen.
Ähnliches ereignete sich zehntausend Kilometer entfernt bei dem Asteroiden, in dessen Krater die Multi-Cyborgs Schutz gefunden hatten.
Grammlond-Toufry esperte die Verfolger erst, als es für eine Flucht schon zu spät war. Sie konnten nur noch hoffen, dass der Anflug des Regierungsschiffs ein reiner Zufall war.
»Was nun?«, fragte Barratill.
»Ich habe sie telepathisch unter Kontrolle, keine Sorge. Sie vermuten uns zwar hier irgendwo, haben aber keinen Anhaltspunkt. Im Übrigen wird Tigentor bald Probleme bekommen, ein Polizeischiff scheint ihn entdeckt zu haben.«
Barratill hielt es im Versteck nicht mehr aus. Er schob sich bis an den Beginn der Felsspalte vor und suchte das Stückchen Himmel über dem Krater ab. Zu seiner Überraschung entdeckte er drei Gleiter und ein kleines Raumschiff. Es war offensichtlich, dass die Jagdtouristen dem offiziellen Suchschiff folgten. Sie hofften wohl, so den Fang ihres Lebens machen zu können.
Auf allen geläufigen Frequenzen forderte das Polizeischiff die Überschweren Tigentor, Barratill und Grammlond auf, sich umgehend zu melden und waffenlos zu ergeben. Ihnen wurde eine faire Untersuchung zugesichert. Zugleich wurden alle Jäger nachdrücklich darauf hingewiesen, dass die Gesuchten nicht getötet werden durften.
Das Polizeischiff senkte sich auf den Asteroiden herab und landete in einiger Entfernung vom Krater. Auch die Gleiter setzten auf. Zehn Touristen entstiegen ihnen mit schussbereiten Waffen. Zu Recht nahmen sie an, dass der Kommandant des Raumers mehr wusste. Fünfzehn Polizisten schwärmten aus, in jeder Hand eine Waffe. Links den tödlichen Impulsstrahler und rechts einen schmaleren Paralysator. Das bedeutete, dass sie in erster Linie lähmen wollten und nur im Notfall töten.
Grammlond kam zu Barratill zurück. »Ich lese deine Gedanken, Vross, aber ich bin anderer Meinung als du. Auf keinen Fall dürfen wir unsere Fähigkeiten verraten. Ich weiß auch noch nicht, welche Erklärungen wir abgeben sollen, aber das Beste wird sein, wir stellen uns dumm.«
Barratill gab zurück: »Ich habe nicht daran gedacht, unsere Fähigkeiten zu verraten, sondern nur überlegt, ob
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