Silberband 083 - Kampf um die SOL
und erklärte: »Doonee!«
Saiwan und Leela entspannten sich endlich. Sie spürten, dass sie auf der Spur eines erregenden Geheimnisses waren. Der Stoff der Kleider – sie ähnelten entfernt der griechischen oder römischen Mode des altertümlichen Terra – schien gewebt, nicht gewachsen zu sein. Wie ernährten sich die Dukes? Wie arbeiteten sie? Ohnehin schienen sie inmitten der paradiesischen Landschaft ein beschauliches Leben zu führen.
Nach langem Wortwechsel, von dem bestenfalls die Betonung oder ein Teil der Bedeutung zu verstehen war, erfüllte der Translator endlich seine Funktion.
»Woher kommt ihr?«, fragte Caaloo.
Saiwan erklärte es den beiden. Sie besaßen keine Raumfahrt, kannten aber die Gesetzmäßigkeiten der Gestirne und Planeten. Sie hatten keine Observatorien, die Allmutter Natur hatte es ihnen über Gleichnisse erklärt, sagten sie.
»Warum seid ihr auf unserer Welt gelandet?«
Es war schwierig, das klarzulegen. Saiwan schaffte es schließlich, die Situation auf der Erde zu schildern.
»Es gibt also zwei Gruppen von Menschen?«, fragte Doonee. Endlich erschienen auch aus den anderen Häusern Dukes, sie kamen schweigend näher und bildeten einen lockeren Halbkreis. Alle hatten dieselben Merkmale, waren aber deutlich zu unterscheiden. Auf ihre Art ähnelten sie fein modellierten Puppen.
»Es gibt uns, die Immunen, und die anderen, die Aphiliker, die Menschen ohne die Fähigkeit der Liebe.« Leela erklärte langsam und vergaß auch nicht die geschichtlichen Zusammenhänge. Sie sprach sehr lange, und Saiwan fand, dass sie eine umfassende Erklärung des tödlichen Phänomens gab. Es war, als befreie sie sich durch die Schilderung von einer schweren Last.
Während Leela Pointier auf Zwischenfragen einging, vergrößerte sich die Zahl der Dukes weiter. Leela betrachtete sie erst interessiert, dann überlegend, schließlich hingerissen. Die Zwerge gehörten zu jener Kategorie von Wesen, die trotz aller klar feststellbaren Intelligenz liebenswert waren wie kleine Tiere oder Säuglinge. Vor allem wirkten sie stoisch gelassen, waren souverän und schienen Errungenschaften wie Industrie, Infrastruktur, Nahrungsmittelversorgung und Informationsnetze zwar nicht zu besitzen, gleichwohl aber zu kennen.
Unvermittelt sprach Saiwans Armbandfunk an. »Major Kratt hier. Kommen Sie voran mit Ihren Kontaktversuchen?«
Als die militärisch knappe Stimme ertönte, wurden die Dukes nervös, rückten enger zusammen und verstummten.
»Wir sind in der Kontaktaufnahme. Die Eingeborenen sind liebenswerte Geschöpfe – aber das verstehen Sie ja nicht.«
»Argumentieren Sie logisch! Haben die Fremden Waffen?«
Saiwan lachte hohl. »Vielleicht die Waffen des Geistes. Nein, sie haben allem Anschein nach keine Waffen, die uns gefährlich werden können. Es sind Zwerge, und sie nennen sich Dukes.«
»Wie? Dukes?«
»Ja. Sie sind lieb und harmlos.«
»Ich hoffe, Sie haben nicht die Absicht, uns zu hintergehen!«, rief Kratt.
»Angesichts Ihres Waffenpotenzials wäre das eine törichte Überlegung, Major. Haben Sie Anordnungen?«
»Ich erwarte Sie nach Anbruch der Dunkelheit wieder im Schiff!«
»Nichts anderes haben wir vor, Sir«, sagte Saiwan betont höflich. Er sah, dass die Dukes erschrocken waren, und breitete in einer entschuldigenden Bewegung die Arme aus. »Das war die Stimme eines Aphilikers. Sie alle sind krank und erkennen es nicht. Sie halten uns, die Immunen, für krank. Sie beten die Logik und die Vernunft an. Aber in Wirklichkeit sind sie es, die Hilfe brauchen.«
»Sie brauchen die Hilfe der Allmutter Natur.« Doonee lächelte.
»Auch die Allmutter Natur kann ihnen nicht helfen. Gegen die Aphilie gibt es kein Medikament«, beharrte Leela bitter.
Caaloo sagte, als sei es die selbstverständlichste Sache des Universums: »Bringt uns einen Aphiliker. Dann fragen wir die Allmutter Natur. Ich bin sicher, dass wir innerhalb weniger Stunden alle heilen können.«
Saiwan erstarrte. Er glaubte, sich verhört zu haben. Dabei wusste er genau, dass der Translator richtig interpretierte. Es dauerte lange, bis er die volle Bedeutung der Antwort verstanden hatte, aber er übersah nicht einmal ein Zehntel der Konsequenzen. Ihm schwindelte vor der Bedeutung dessen, was so ganz nebenbei angesprochen worden war. Benommen wandte er den Kopf und flüsterte heiser: »Hast du das verstanden, Leela?«
Sie war bleich geworden, ihre Hände zitterten ebenso wie seine. Saiwan schüttelte den Kopf und fragte, den
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