Silberband 083 - Kampf um die SOL
Kabelverbindungen verliefen über die Wurzelnetze großer Bäume.
»Das alles«, stellte Saiwan endlich fest, »ist zwar schön und interessant. Aber es wird uns nicht helfen, Tranz in unsere Gewalt zu bekommen.«
»Das muss noch überlegt werden«, sagte Doonee. »Wir bringen euch zum Opferplatz.«
Die Integration der Planetarier in die Allmutter Natur ging so weit, dass sich die Natur sogar um die Braten kümmerte. Niemand brauchte zu hungern. An bestimmten Tagen erschienen Herden von Wildtieren am Opferplatz. Dort angekommen, verendeten sie durch Herzschlag. Sie wurden an Ort und Stelle aufgebrochen, aus den Decken geschlagen und zerteilt. An dieser Stelle der Erklärungen hob Doonee ihre zierliche Hand und stellte fest: »Wir erkennen an der Zahl der Tiere, wie sehr es uns gelungen ist, mit der Allmutter zu verschmelzen.«
»Ich verstehe nicht ganz.« Saiwan wirkte verunsichert. »Bedeutet das, dass ihr belohnt oder bestraft werdet, wenn es euch nicht gelingt?«
»Das Endziel ist, Allmutter Natur vollkommen zu verstehen. Wir sind noch nicht so weit. Viele von uns beschäftigen sich mit Teilgebieten. Es dauert lange, herauszufinden, warum eine Beere, wenn sie grün ist, Fieber verursacht, wenn sie rot ist, dasselbe Fieber heilt, und wenn sie reif ist, Wunden schließt und narbenlos heilen lässt. Und es gibt unzählige Beeren.«
»Was ist mit den Tieren?«
»Wenn wir uns besonders intensiv und erfolgreich mit den Gesetzmäßigkeiten der Allmutter beschäftigen, belohnt sie uns. In diesem Fall gibt es zahlreiche Tiere an den Opferplätzen.«
»Und andernfalls?«
Zweifellos wurden Fauna und Flora gesteuert. Das setzte aber doch so etwas wie eine Gemeinschaftsintelligenz voraus.
»… dann gibt es weniger Braten und Decken, Sehnen und Knochen. Wir essen gern Fleisch und haben viele Rezepte dafür.«
Fröhliches Gelächter ertönte. Sie alle erlebten paradiesische, losgelöste Stunden in herrlicher Umgebung.
»Wie spät?«, fragte Leela Pointier jäh.
»Neun Uhr dreißig Bordzeit. Casalle ist noch nicht gestartet. Wir haben einen gefährlichen Plan entwickelt, Leela.«
Saiwan fühlte sich vom Wein beschwingt. Die Größe und Schwierigkeit ihres Plans, der für die Menschheit die Rettung bringen konnte, bedeutete plötzlich nicht mehr so viel. Er würde funktionieren. Achttausend Mann in der POWER und knapp dreißigtausend weitere Frauen und Männer … Eine Kettenreaktion musste stattfinden, andernfalls war alles verloren.
Saiwan fing Leelas besorgten Blick auf. Dennoch ließ er sich das Glas wieder halb füllen.
»Kannst du uns sagen, Caaloo, auf welche Weise die Allmutter Natur das Medikament oder die Droge beschaffen wird?«
»Ich kann es nicht. Aber unsere Kundigen, die sich damit beschäftigen, werden einen Weg finden. Ich nehme an, dass die Allmutter Trauben oder Beeren mit der heilenden Substanz füllt. Wir müssen sie nur noch pflücken, und deine gefühlsarmen Terraner müssen sie essen. So oder ähnlich wird es ablaufen, denn die Allmutter kennt keine Injektionsspritzen.«
Saiwan stand auf. Seine neuen Freunde hatten ihm berichtet, dass über das wunderbare Netz der Wurzelleitungen inzwischen jeder Duke wusste, welche Problematik zwischen den Terranern herrschte. Alle würden helfen, das Problem Trevor Casalle zu lösen.
»Jetzt brechen wir auf«, erklärte Doonee.
In Saiwans Magen lag ein schwerer Stein. »Nach dem Treffen versuche ich, Tranz zu finden und ihn zu überwältigen«, sagte er. »Sollte ich mit ihm nicht rechtzeitig zurück sein, musst du den Sender bedienen.« Er übergab Leela ein kleines Kästchen.
Saiwan Pert verbeugte sich kurz. Er ließ wieder die gebrochene Persönlichkeit eines Gefangenen und Kranken erkennen, der wusste, dass außer ihm der Rest der Menschheit normal war. »Sir«, sagte er stockend und richtete den Blick zu Boden. »Die Zwerge sind völlig harmlos.«
Oberst Varl Tranz überlegte. Die Kranken verhandelten seit Tagen mit den Eingeborenen. Eine sinnlose Beschäftigung, denn niemand würde diesen Planeten brauchen. Trotzdem sollte er hinzugezogen werden. »Warum ausgerechnet ich?«, wollte er wissen.
Saiwan hob die Schultern und machte ein ratloses Gesicht. »Niemand hat es mir gesagt. Hunderte Dukes haben sich versammelt, als eine Art Delegation des Planeten. Sie wollen den Terraner sprechen, der die Expedition befehligt. Sie sind der Stellvertreter von Vizeadmiral Casalle. Also kam ich zu Ihnen.«
Tranz fragte knapp: »Sie sagen, ich begebe mich
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