Silberband 083 - Kampf um die SOL
davon. Sekunden später kehrten Felik Fretts und Aulan Orloff mit den benötigten Ersatzteilen zurück. Ich tat, als ob ich intensiv nachdachte, und bemühte mich, sie nicht anzusehen. Ich wollte ihren Argwohn nicht erregen.
Als ich ein Sperrmodul in den Transmitter einsetzte, mit dem der Einfluss planetarer Schwerkraftfelder abgeblockt werden sollte, kam Gnaden Wennein. Er eilte überhastet durch die Sicherheitsschleuse und stolperte prompt über herumliegende Werkzeuge. Er gurgelte, ruderte noch wild mit den Armen und stürzte mir prompt vor die Füße. Allerdings rappelte er sich sofort wieder auf und zog sich an meinen Beinen hoch.
Orloff lachte schallend, während Felik Fretts keine Miene verzog.
»Mücke«, stammelte Wennein aufgeregt, »du musst mich retten! Unternimm etwas!« Flehend blickte er zu mir auf.
Gnaden war knapp 1,60 Meter groß, und der Größenunterschied von etwa 50 Zentimetern zwischen uns fiel mir heute besonders stark auf. Ich fasste ihn unter die Achseln und hob ihn hoch, bis sich unsere Augen auf gleicher Höhe befanden. Er strampelte mit den Beinen. »Du musst mich retten, Mücke. Lass mich runter.«
»Was zuerst?« Ich stemmte ihn weiter hoch. »Soll ich dich retten oder herunterlassen?«
Er verdrehte die Augen. »Mü… Mü… Mücke, la… la…«
Ich stellte ihn auf die Füße zurück. Stöhnend wischte er sich den Schweiß von der Stirn und blickte gehetzt zum Sicherheitsschott hinüber.
»Wer ist hinter dir her, Gnaden?«
Er blickte mich an, als hätte ich etwas unglaublich Dummes gefragt. »Mei… meine Frau natürlich.«
Ich konnte ein Lachen nicht länger unterdrücken, verstummte jedoch sofort wieder, als sich seine Augen umschatteten.
»Ich verstehe nicht«, sagte ich und räusperte mich kräftig. »Wieso bist du als junger, glücklicher Ehemann auf der Flucht vor deiner Frau?«
»Glü… glücklich? Spinnst du?«
Mir verschlug es die Sprache, und Orloff platzte erneut laut heraus, während Fretts gelangweilt weiterarbeitete.
»Also gut, Gnaden. Du bist verheiratet, aber irgendwie trotzdem nicht glücklich. Weshalb soll ich dich vor deiner Frau retten?«
»Sie … will nicht, dass ich mit zu Ovarons Planet fliege.«
Ich zuckte zusammen. Das Ziel der PHARAO war ihm sicherlich nur herausgerutscht, weil er glaubte, dass ich darüber informiert war. Prompt erschrak er selbst und blickte zu meinen Assistenten hinüber. Fretts runzelte die Stirn, während Orloff harmlos grinste.
Ich beobachtete Felik Fretts. Er war ein ernster, fast humorloser Mann. Ich hatte ihn noch nie lächeln sehen, aber das fiel mir erst in diesen Sekunden auf. Bisher hatte ich ihn als zuverlässigen und hoch qualifizierten Mitarbeiter geschätzt. Nun stieg ein schrecklicher Verdacht in mir auf. Sollte Fretts einer der Maulwürfe sein, die mit Opjendaken unsere Reihen infiltriert hatten?
Ich bemühte mich, meine Erregung zu verbergen. So freundlich wie eben möglich fragte ich Gnaden Wennein: »Wieso nicht? Was hat sie gegen diesen Planeten?«
Er zwinkerte mir zu und legte den Daumen unter den Aufschlag seiner Uniform. »Frauen, soviel du willst, aber keine Männer. Und wir, Mensch, wir können uns die schönste aussuchen. Auch zwei oder drei.«
»Das behagt Ihrer Frau natürlich nicht«, wandte Orloff ein.
»Mücke, sie kommt!« Gnaden Wennein schien der Panik nahe zu sein. Er umklammerte meine Arme. »Du musst mich verstecken. Meinetwegen strahle mich mit dem Transmitter ab, aber tu irgendwas. Du musst, verstehst du …«
Er verschluckte die restlichen Worte und verbarg sich hinter mir. Im Durchgang der Schleuse war seine Frau erschienen. Sie war etwa so groß wie ich und wog kaum weniger als 150 Kilo. Ihr blondes Haar fiel üppig bis auf die gut gerundeten Hüften. Sie trug eine gelbe, hauteng anliegende Kombination, die alle Unzulänglichkeiten ihres Körpers überdeutlich betonte.
»Wo ist er?«, forschte sie mit röhrender Stimme.
Orloff konnte sich nicht länger beherrschen, er krümmte sich vor Lachen. Fretts erlaubte sich hingegen nur ein flüchtiges Lächeln, das mir in dem Moment aber menschlicher erschien als das brüllende Gelächter.
Mrs. Wennein marschierte energisch auf mich los. Da tauchte Gnaden neben meiner Hüfte auf und hielt einen Finger hoch. Er mochte einsehen, dass seine Flucht zu Ende war. »Hi… hi… hier«, ächzte er.
Sie blieb stehen und stemmte empört die Fäuste in die Hüften. »Du Nichtsnutz. Komm her!«
Gnaden ging einen Schritt auf sie zu,
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