Silberband 083 - Kampf um die SOL
Gehen Sie.«
Sie gehorchte, und ich wandte mich wieder Nayn Taibary zu. »Es tut mir Leid, dass Sie Zeuge dieses Zwischenfalls geworden sind.«
Die Medizinerin blickte mich mit großen, fragenden Augen an. »Dieser seltsame Mann hat Sie einen haarigen Affen genannt. Was meinte er damit?«
»Oh, nichts weiter, Miss. Wenn wir jetzt gehen könnten …?«
Damit war sie nicht einverstanden. Sie stellte sich mir in den Weg und legte mir beide Hände gegen die Brust. Ein sanftes Lächeln umspielte ihren Lippen, während sich ihre Fingernägel leicht in meinen Hals gruben.
»Ich kenne Abbildungen von Männern, die Haare auf der Brust haben«, sagte sie mit leiser Stimme. »Ich habe derartige Erscheinungen immer für Betrug gehalten. Eine Perücke, verstehen Sie?«
»Ich … nun …« Ich wusste nicht, wie ich sie abwimmeln sollte, ohne sie zu beleidigen oder zu brüskieren.
»Sie haben Haare auf der Brust, stimmt's? Echte Haare? – Darf ich?« Sie zog meinen Kragen auseinander und blickte voller Neugier auf meine entblößte Brust.
»Miss Nayn, bitte, ich …«
Sie zupfte an den Haaren.
»Was treiben Sie hier?«, fragte Roi Danton, der uns offensichtlich gefolgt war.
Ich fuhr herum. Unglücklicherweise verhakte sich Nayn Taibarys Hand dabei in meiner Kombination, sodass ich sie mit herumzog. »Sir, ich …« Mir blieben die Worte im Halse stecken. Ich wusste nicht, wie ich Danton die Situation erklären konnte.
»Ich freue mich, dass Sie sich so gut verstehen«, sagte er mit unüberhörbarer Ironie. Er verneigte sich galant vor Nayn Taibary und warf mir einen eisigen Blick zu, dann eilte er wieder davon. Nayn tat, als sei überhaupt nichts vorgefallen. »Wollen Sie mich nicht endlich zum Konferenzraum führen, Attra?«, fragte sie.
Ich schluckte einmal kräftig, versuchte, etwas zu sagen, fürchtete aber, meine Stimme nicht genügend unter Kontrolle zu haben, und ging an ihr vorbei. Sie sollte nicht glauben, dass alle Männer wie Gnaden Wennein waren.
Ihm würde ich jedenfalls den Kopf waschen. Er ahnte gar nicht, was er mit seinem Verhalten anrichtete. Die Frauen von Ovarons Planet hatten vor ihrem tollkühnen Flug zur Erde kaum einen Mann gesehen. Auf ihrer Welt gab es nur noch Frauen.
Woher sollten sie wissen, wie ein normales Verhältnis zwischen Mann und Frau aussah? Ich fluchte so laut vor mich hin, dass Nayn Taibary erschrocken verstummte.
»Sind Sie böse?«, fragte sie besorgt.
»Nein«, entgegnete ich. »Was Sie gerade gehört haben, waren die Brunftschreie eines männlichen Exemplars aus der Spezies der behaarten Affen!«
Bericht Oppouthand:
Wir hörten, dass die Aphiliker über die Situation berieten. Oberst Jupit traf die Feststellung, die wir längst befürchtet hatten: »Bull hat keine Bombe bei sich. Er blufft. Wir greifen an. Die Hauptgruppe bricht das Schott auf, Exter dringt durch den Nebeneingang ein.«
»Das ist eine Empfehlung, die NATHAN selbst gegeben hat«, teilte Sopper mit.
Reginald Bull und ich blickten ihn an, aber nur ich war überrascht. Der ehemalige Regierungschef hatte gewusst, dass Hot ständig mit der lunaren Inpotronik in Verbindung stand. Mir wurde das erst jetzt klar.
»Dann warten wir also nicht länger.« Bull zeigte auf den Boden. »Sie haben den Desintegrator, Mücke. Schneiden Sie uns einen Ausgang.«
Der Energiestrahl fraß sich lautlos in das ultraharte Material und verwandelte es in mikrofeinen Staub. Ich markierte einen Kreis mit einem Durchmesser von etwa einem Meter. Als die Platte ausbrach, fiel sie rund sieben Meter in die Tiefe.
»Beeilung!«, drängte Bull. Er bedeutete Sopper, zuerst nach unten zu springen.
In dem Moment verschob sich ein Teil der mit Instrumenten übersäten Wand, und eine Gestalt im Schutzanzug zwängte sich herein. Bull feuerte sofort. Der Energiestrahl ließ den Aphiliker taumeln.
Als ich zögerte, stieß Bull mich kurzerhand durch das Loch.
Wir gelangten in eine andere Schaltzentrale, die sehr wenig Platz bot und keine für Menschen vorgesehenen Einrichtungen enthielt. Hier verlief alles vollrobotisch. Ein offener Gang führte schräg abwärts. Sopper wartete mit angeschlagener Waffe auf uns. Wir eilten weiter, und Bull verschweißte zwei Panzerschotten hinter uns, um die Verfolger erneut aufzuhalten.
Unsere Gegner hatten es im Grunde genommen gar nicht nötig, uns zu folgen, da sich kaum eine Fluchtchance vom Mond bot. Aber dann kamen die Aphiliker doch.
»Eine Patrone, Mücke!«, verlangte Bull.
Ich holte eines
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