Silberband 083 - Kampf um die SOL
diesem Augenblick verkündete die Hauptpositronik:
»Achtung! Ende der neunzig Sekunden. Kurzschließung wird aufgehoben.«
Mit fliegenden Fingern schaltete Hellmut an dem Manipulator. Gerade als Julia sich wieder bewegte, konnte er den Balpirol-Halbleiter erreichen. Bevor er ihn durchtrennte, arbeitete das Hyperfunkgerät wieder.
Höchstens eine halbe Sekunde verstrich, dann war der Kontakt zu SENECA endgültig unterbrochen. Doch für eine Hochleistungspositronik bedeutete eine halbe Sekunde viel Zeit. Genug, um einen Situationsbericht durchzugeben.
Eine Verwünschung ausstoßend, schleuderte Joscan Hellmut den Manipulator an die Wand.
Auf der Panoramagalerie sah Joscan Hellmut, dass die Kelosker mit ihren plumpen Bodenfahrzeugen die BRESCIA einkreisten.
Er wusste nicht, ob diese Wesen ahnten, dass jemand aus dem Kreuzer für den irregulären Start ihrer Raumschiffe verantwortlich gewesen war. Doch er beschloss, lieber mit allem zu rechnen, als sich von den Ereignissen überrennen zu lassen.
»Romeo, Julia«, sagte er.
»Ja, Sir?«, antworteten beide Roboter.
Der Kybernetiker atmete auf. Die Tatsache, dass sie ihn mit ›Sir‹ anredeten, bewies, dass sie ihn als befehlsberechtigt einstuften und nicht mehr als freundlichen Trottel, mit dem sie beliebig umspringen konnten.
»Könnt ihr die BRESCIA starten?«
Romeo und Julia wandten sich den Kontrollen zu, dann sagte Julia: »Das ist leider unmöglich. Die Kelosker blockieren unsere Bordpositronik.«
Hellmut war nicht besonders enttäuscht. Er hatte damit gerechnet. »Führt mich zu Ulturpf und Kjidder!«, befahl er.
Widerspruchslos wandten sich Romeo und Julia um und gingen vor ihm her. Ein wenig wehmütig dachte Hellmut daran, dass er aus zwei intelligenten und – wenn auch indirekt – beseelten Freunden bedingungslos gehorchende stupide Maschinen gemacht hatte, stupid allerdings nur in dem Sinn, dass sie keine eigene Initiative entwickeln konnten.
Ich werde das so bald wie möglich rückgängig machen, dachte er, während er den Robotern folgte.
Romeo und Julia führten ihn zur Medostation des Kreuzers und dort in eine Kabine, in der die Kinder paralysiert auf Pneumobetten lagen. Messgeräte zeigten an, dass der Zustand von Ulturpf und Kjidder Emraddin ansonsten normal war.
»Hebt sie vorsichtig auf und bringt sie in die Space-Jet 3!«, befahl er.
Auch diesmal gehorchten die Roboter. Jeder hob eines der Kinder auf und trug es behutsam in den Hangar.
»Wo lassen sich die Kinder am besten verstecken, damit die Kelosker sie bei einer Durchsuchung nicht finden?«, fragte der Kybernetiker.
»Ich schlage vor, wir stecken Ulturpf und Kjidder in Schutzanzüge und versenken sie in einem Wassertank. Dort werden die Kelosker kaum suchen, Sir«, antwortete Romeo.
Hellmut fand die Idee gut. Er befahl, sie schnellstmöglich auszuführen.
Das war nicht so einfach. In der Space-Jet gab es keine passenden Schutzanzüge für Kinder. Joscan Julia musste in die Ausrüstungskammer der BRESCIA gehen. Nur mit Hilfe der dortigen Schnelländerungsmaschine konnten zwei Schutzanzüge innerhalb weniger Minuten angepasst werden.
Als Julia zurückkehrte, meldete sich die Hauptpositronik: »Ich spreche im Auftrag der Kelosker. Romeo und Julia sowie Joscan Hellmut werden aufgefordert, die Schleusen zu öffnen, damit die Transportkommandos das Schiff betreten können.«
»Beeilt euch!«, drängte Hellmut.
Die Roboter steckten Ulturpf und Kjidder Emraddin in die geänderten Schutzanzüge, schlossen die Druckhelme und prüften die Lebenserhaltungssysteme. Danach beförderten sie die Kinder in den Wassertank der Space-Jet und verschlossen ihn.
»Wir kehren in die Zentrale zurück, öffnen die Schleusen und verhalten uns den Keloskern gegenüber passiv – bis ich eine neue Anordnung erteile!«, befahl Joscan.
»Ja, Sir!«, antworteten Romeo und Julia.
Der Kybernetiker überdachte noch einmal alle Vorbereitungen. Er fand keinen Fehler.
Ein wichtiger Faktor seines Plans basierte darauf, dass die Kelosker es verabscheuten, andere Intelligenzen zu töten. Hellmut hoffte, sie würden ihrem Grundsatz auch dann treu bleiben, wenn sie ihm dadurch eine Flucht von Takrebotan ermöglichten. Andernfalls würde er sterben – und die Kinder mit ihm. Doch er musste das Risiko eingehen, wollte er nicht tatenlos zusehen, wie die SOL ausgeräumt und zweckentfremdet wurde.
Nachdem er die Schleusen geöffnet hatte, drangen die Kelosker in das Schiff ein. Sie bewegten sich so
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