Silberband 083 - Kampf um die SOL
noch lange nicht wissenschaftlich definieren kann – vor allem dann, wenn er ein Kind ist, das noch keine wissenschaftliche Bildung genossen hat. Er erklärte so ausführlich und einfach wie möglich den Begriff ›Dimensionsgänger‹.
»Wenn das so ist, dann bin ich ein Dimensionsgänger«, sagte Ulturpf stolz.
»Und du, Kjidder?«, fragte Hellmut.
»Ich bin kein Dimensionsgänger«, antwortete Kjidder Emraddin. »Mein Bruder hat mich nur mitgenommen.«
»Dafür kannst du mit SENECA und den anderen blöden Bevormundern machen, was du willst«, warf Ulturpf ein.
»Ah«, entfuhr es Hellmut. »Du bist also der Supermann, der Romeo und Julia gegen ihren und SENECAs Willen tanzen ließ. Wie bringst du so etwas fertig?«
Kjidder Emraddin erklärte es in seiner kindlichen Ausdrucksweise, flocht aber auch eine Reihe von Fachausdrücken ein, die bewiesen, dass er sich längst informiert hatte.
Joscan Hellmut nickte nachdenklich. »Ich möchte dich wegen deiner Fähigkeit, elektronische, positronische und inpotronische Vorgänge parapsychisch zu beeinflussen, EPI-Indoktrinator nennen«, erklärte er. »Jedenfalls seid ihr großartige Burschen, und eure besonderen Fähigkeiten werden bestimmt noch von Nutzen sein. Aber ihr könnt bislang nicht übersehen, was ihr mit euren Fähigkeiten anrichtet. Deshalb ist es besser, ihr fragt erst mich, bevor ihr wieder spielt. Einverstanden?«
»Natürlich«, antworteten die Kinder.
Der Kybernetiker atmete auf. »Jetzt müssen wir gemeinsam überlegen, wie wir wieder nach Hause kommen können, Kinder. Innerhalb dieser Dimension geht es nicht, denn hier gibt es keine SOL.«
»Außerhalb der Dimension auch nicht, Onkel Joscan«, klagte Ulturpf. »Wir haben es versucht und sind zurückgekehrt, aber immer fanden wir nur leeren Raum zwischen fernen Sternen.«
»Das leuchtet mir ein.« Hellmut seufzte zaghaft. »Ihr habt nicht an die große Entfernung gedacht, die zwischen unserem Gegenpol in unserer eigenen Dimension und dem Planeten Last Stopp liegt. Das sind rund 370 Lichtjahre. Anders sähe es natürlich aus, Ulturpf, wenn es dir gelänge, unser Raumschiff samt Besatzung in die eigene Dimension mitzunehmen. Dann könnten wir mit der BRESCIA nach Last Stopp fliegen. Meinst du, dass du das schaffen kannst?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Ulturpf Emraddin. »Auf diesen Gedanken bin ich selbst nicht gekommen. Aber ich will es gern versuchen. Soll ich gleich anfangen?«
Schon wollte Joscan Hellmut zustimmen, da fiel ihm etwas ein. Wenn die BRESCIA in die eigene Dimension zurückkehrte, würden Romeo und Julia wieder Kontakt mit SENECA haben und waren nicht länger gehorsame Diener der Menschen, sondern Mitspieler bei den Intrigen der Hyperinpotronik. Das musste verhindert werden – und zwar noch innerhalb der fremden Dimension.
»Warte noch, bitte!«, sagte der Kybernetiker zu Ulturpf. »Bevor du anfängst, muss ich etwas mit Romeo und Julia machen. Kommt mit in die Zentrale, Kinder!«
»Dürfen Romeo und Julia wieder für uns tanzen?«, erkundigte sich Ulturpf Emraddin.
»Aber sicher«, antwortete Joscan Hellmut. »Das verspreche ich euch.«
9.
Der Rückweg in die Zentrale der BRESCIA wurde mit Hilfe der Kinder, die sich in der fremden Dimension ebenso sicher bewegten wie im Standarduniversum, mühelos gefunden. Als der Kybernetiker mit Ulturpf und Kjidder eintrat, waren Romeo und Julia verschwunden.
Hellmut wusste nicht, ob er sich darüber ärgern oder freuen sollte. Er hatte die Absicht gehabt, alle Fernkommunikationssysteme der Roboter lahm zu legen. Damit wären sie auch nach der Rückkehr Hilfskräfte geblieben, die sich an die Asimovschen Gesetze halten mussten und nichts tun oder unterlassen durften, was Menschen schadete.
Dieser Eingriff wäre andererseits wie eine Entpersönlichung beider Roboter gewesen. Joscan Hellmut war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass er diese Verstümmelung nur unter großen Gewissensqualen hätte vornehmen können. Zwischen ihm und dem Roboterpaar hatte stets eine besondere Beziehung bestanden. Er hatte Romeo und Julia sogar mehrfach vor Perry Rhodan in Schutz genommen, wenn sie ›Dummheiten‹ gemacht hatten. Deshalb empfand er auch Erleichterung, dass die Roboter verschwunden waren. Zumindest vorübergehend befreite ihn das von seinem eigenen Dilemma.
»Wo sind die Roboter, Onkel Joscan?«, fragte Kjidder Emraddin.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, Kjidder. Vielleicht suchen sie im Schiff nach mir – oder
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