Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
Schiff zu manövrieren.
Als er sich nach vorn beugte, bemerkte er über sich ein schmales, blasses Mädchengesicht, das von schwarzen Haaren umrahmt wurde. Der Anblick traf ihn wie ein Schock.
»Kytoma!«, stieß er hervor und erschrak vor seiner eigenen Stimme, die in der stillen Zentrale ein vielfältiges Echo fand.
Das Gesicht bewegte sich im Nebel wie eine übernatürliche Erscheinung. Alaskas Blick saugte sich daran fest. Er hatte Kytoma verloren, als sie mit ihm auf einem fremden Planeten gewesen war.
»Kytoma!«, stammelte er.
Das Gesicht schien traurig zu lächeln, eine Hand winkte ihm aus den Nebelschleiern zu.
Alaska kniff die Augen zusammen. »Was … ist mit uns geschehen?«, brachte er stoßweise hervor. »Kannst du Verbindung … mit mir aufnehmen?«
Kytomas Lippen bewegten sich, doch er hörte keinen Ton. Ihm war, als bestünde zwischen der jungen Frau und ihm eine unüberwindliche Grenze. Sie war ein unglaublich fremdes Wesen, dessen wirklichen Anblick er nicht ertragen hätte.
Die Verbindung zwischen Kytoma und ihm war immer rätselhaft geblieben. Sie gehörte zu dem Volk, das einst den Schwarm geschaffen hatte.
»Wo sind wir?«, fragte er eindringlich.
Das Gesicht schien zu zerfließen, aber nach einer Weile stabilisierte es sich wieder. Alaska wollte danach greifen, doch seine Hände fassten ins Leere.
»Lass es!«, sagte eine knarrende Stimme hinter ihm.
Er fuhr herum. Dobrak stand wenige Schritte hinter ihm. Der Kelosker hatte die Zentrale lautlos betreten. Er schien neben Alaska das einzige handlungsfähige Wesen an Bord zu sein.
Was, fragte sich Saedelaere voll Unbehagen, hatte Dobrak außerhalb der Zentrale getan? Wie lange war der Kelosker schon wieder bei Bewusstsein?
Ungläubig stellte er fest, dass das Gesicht über den Kontrollen verschwunden war. Alaska bezweifelte plötzlich, dass es mehr als eine Halluzination gewesen sein konnte.
»Woher kommen Sie?«, fuhr er Dobrak an.
»Ich war beim Shetanmargt«, antwortete der Kelosker. »Schließlich musste sich jemand darum kümmern, wo wir herausgekommen sind.«
»Sie sind nicht bewusstlos«, stellte Alaska argwöhnisch fest. Und völlig überflüssig. Aber da waren die Worte schon heraus.
»Genau wie Sie«, sagte Dobrak lakonisch.
Der Transmittergeschädigte blickte an sich hinab und strich mit den Händen über die Brust. »Ich trage den Anzug der Vernichtung, der mich vor den Einflüssen der fremden Umgebung schützt.«
»Ein erstaunliches Kleidungsstück«, bestätigte Dobrak. »Seine Zahlen symbolisieren eine fremde Macht. Eines Tags wird jemand kommen und diesen Anzug von Ihnen zurückfordern.« Er trat neben Saedelaere an die Kontrollen. »Das Shetanmargt ist aktiviert. Sie können sich mit dem Bordrechner in Verbindung setzen.«
Alaska schaute ihn unsicher an. Dobrak verhielt sich, als wäre die SOL sein Eigentum. Darin unterschied er sich nicht von den anderen Keloskern an Bord.
»Haben Sie etwas Ungewöhnliches wahrgenommen, als Sie die Zentrale betraten?«, erkundigte er sich.
»Eine Zahlenkombination. Sie ging von Ihnen aus.«
»Von mir?«, rief Alaska ungläubig.
»Jeder von uns ist ein Teil des Ganzen«, erklärte der Kelosker. »Sie konnten diese Erscheinung hervorbringen, weil sie ein Teil Ihres Selbst ist.«
»Sie wissen mehr, als Sie mir sagen«, warf Alaska ihm vor.
Dobrak breitete die langen Arme aus. »Halten Sie es nicht für besser, wenn wir uns um das Schiff kümmern? Ich glaube, dass wir uns innerhalb eines Dimensionstunnels befinden.«
»Das sagt mir überhaupt nichts«, versetzte Alaska missmutig. Das Gefühl, dem grobschlächtigen Wesen in vielerlei Hinsicht unterlegen zu sein, machte ihn reizbar. Unter anderen Umständen und an einem anderen Ort hätte er die besonderen Fähigkeiten des Keloskers leichter akzeptieren können, nicht jedoch an Bord der SOL, wo er im Augenblick als Einziger der rechtmäßigen Besatzung handlungsfähig war. Diese Tatsache erlegte ihm eine schwere Verantwortung auf.
Wenn Dobrak überhaupt in der Lage war, den Gemütszustand eines Menschen richtig einzuschätzen, ließ er sich durch Alaskas Reizbarkeit nicht irritieren. »Ich glaube, dass es innerhalb des Universums viele Große Schwarze Nullen gibt«, sagte der Rechner. »Wir müssen davon ausgehen, dass bei jeder von ihnen eine Übersättigung mit fünfdimensionalen Energien auftreten kann. Dabei kommt es zu einem Abblasvorgang, und Energien werden durch einen Aufrisskanal oder Dimensionstunnel abgegeben.
Weitere Kostenlose Bücher