Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
einem der breiten Korridore wiedergefunden, die sternförmig auf die Zentrale der SOL zuführten. Langsam setzte seine Erinnerung wieder ein. Entsetzen überfiel ihn, als er an den Untergang der Kleingalaxis Balayndagar dachte.
Als er sich auf den Armen hochstemmte, schien er über dem Boden zu schweben. Alaska erinnerte sich, dass er vor dem Sturz der SOL in die Große Schwarze Null den Anzug der Vernichtung angelegt hatte.
Stand er an der Schwelle zwischen Leben und Tod? Seine Umgebung erschien unwirklich und vertraut zugleich. Ein seltsam diffuses Licht ließ alles verzerrt erscheinen.
Im Korridor war es still. Jedes Geräusch wurde von dem seltsamen Nebel geschluckt, der wie ein Schleier heranwehte. Alaska Saedelaere empfand Ratlosigkeit. Wohin er sich auch wandte, musste er damit rechnen, dem Schrecken in vielfältiger Form zu begegnen. Trotzdem richtete er sich auf und ging in Richtung Zentrale.
Schon nach wenigen Dutzend Metern stieß er auf einen Techniker. Alaska beugte sich zu ihm hinab, immer noch empfand er seine Bewegungen als seltsam gleitend, beinahe wie in Schwerelosigkeit oder unter Wasser. Er untersuchte den Mann, aber trotz aller Anstrengungen gelang es nicht, ihn wachzurütteln.
Alaskas Blicke huschten umher und fraßen sich schließlich an einer holografischen Zeitanzeige fest. Er blinzelte verwirrt, als er das Datum las.
3. Januar 3581.
Der Sturz in das Black Hole hatte am 30. August 3578 stattgefunden, die SOL war demnach bereits länger als zwei Jahre unterwegs.
Dafür gab es mehrere Erklärungen. Alaska war völlig sicher, dass der Zeitablauf an Bord nur in einem relativen Verhältnis zu der objektiv verstrichenen Zeit stehen konnte.
Auf dem Weg zur Hauptzentrale stieß er auf weitere Besatzungsmitglieder. Sie lagen verkrümmt am Boden. Alaska ignorierte sie, da er ihnen sowieso nicht helfen konnte.
Als er die Zentrale betrat, hatte er den Eindruck, dass der riesige Raum geschrumpft war. Alle Besatzungsmitglieder waren bewusstlos. Alaska empfand eine unerklärliche Scheu, er bewegte sich an den Kontrollen entlang und stieß endlich auch auf Perry Rhodan.
Der Großadministrator (Eigentlich seltsam, dass er Rhodans Namen noch immer mit diesem Titel assoziierte, dachte Alaska) kauerte in sich zusammengesunken vor dem Panoramaschirm, Gucky lag quer über seinem Schoß. Rhodan hatte beide Hände auf dem Ilt liegen, als wollte er ihn schützen.
Alaska schüttelte den Terraner an den Schultern, erzielte aber keine Reaktion. Bestürzt fragte er sich, ob die anderen jemals wieder aufwachen würden, und griff unwillkürlich nach seinem Zellaktivator. Er wollte nicht allein in einem Geisterschiff leben.
Endlich konzentrierte er sich auf die Bildwiedergabe. Die SOL befand sich nicht im offenen Weltraum, sondern in einer seltsamen Umgebung, die nur Teil einer übergeordneten Dimension sein konnte. Vor dem dunkelgrauen Hintergrund zeichneten sich Leuchterscheinungen ab. Die Kontrollen zeigten irrationale Werte, die nichts über die physikalische Beschaffenheit der Umgebung aussagten.
Alaska Saedelaere hatte sich oft genug im Hyperraum aufgehalten, um feststellen zu können, dass diese Existenzebene nicht damit identisch war.
Aber wo war die SOL? Grenzte es nicht überhaupt an ein Wunder, dass dieses Schiff noch existierte? Hatte Dobrak wirklich damit gerechnet, die SOL retten zu können? Eine bisher nie gekannte Furcht legte sich wie eine Klammer um Alaskas Brust. Er atmete schwer, doch er hatte sich rasch wieder unter Kontrolle. Allein die Tatsache, dass das Schiff noch existierte und die Besatzung am Leben war, machte ihm Hoffnung.
Er stellte fest, dass Dobrak sich nicht in der Zentrale aufhielt, obwohl der Kelosker im Augenblick des Sturzes in die Große Schwarze Null hier gewesen war.
Allein hatte Alaska keine Chance, das mächtige Schiff zu steuern. Er musste warten, bis die Besatzung wieder einsatzfähig wurde – falls das jemals geschehen würde.
Er kämpfte gegen seine Verzweiflung an. Auch drei Kelosker lagen bewusstlos am Boden. Sie waren demnach genauso betroffen wie die Menschen. Und Dobrak? Alaska entschied sich, den alten Kelosker vorerst aus seinen Überlegungen zu streichen. Es kam darauf an, mehr über die derzeitige Position zu erfahren.
Der Transmittergeschädigte nahm vor den Hauptkontrollen Platz. Bis eben war er noch davor zurückgeschreckt, Verbindung mit SENECA und dem Shetanmargt aufzunehmen. Aber wenn der Rechenverbund intakt war, bestand die Chance, das
Weitere Kostenlose Bücher