Silberband 084 - Eine Galaxis stirbt
dass er seine eigenen Worte nicht mehr verstanden hätte. Als Ruhe eingetreten war, fuhr er fort: »Wir wollen auf dem Weg zu diesem Ziel aber nicht die Fehler begehen, die das Ende des Solaren Imperiums herbeiführten.« Er hob seine Stimme leicht. »Darum gehen wir systematisch und behutsam vor, und dazu so allmählich, dass die Teilschritte den Laren niemals so bedrohlich erscheinen werden, dass sie den Status quo aufkündigen und damit die Galaxis in Unruhe stürzen.
Ziel Nummer eins ist die Kontaktaufnahme mit Völkern, die uns nützlich sein können und damit auch sich selbst nützen, vor allem mit den Maahks, den Halutern, den Blues und Akonen – aber auch mit den Ganjasen im Sombrero-Nebel. Ich hoffe, dass Ovaron noch lebt und wir mit ihm in Kontakt treten können.
Daneben werden wir unsere Multi-Cyborgs in großem Maßstab einsetzen. In der Galaxis gibt es Millionen Planeten, auf die niemand Anspruch erhebt oder bei denen die Ansprüche wegen unterlassener Besiedlung wieder verfallen sind. Eine Anzahl dieser freien Welten soll von Multi-Cyborgs vorkolonisiert werden, damit sie zu gegebener Zeit ohne Anlaufschwierigkeiten von Siedlern des Neuen Einstein'schen Imperiums kolonisiert werden können.
Außerdem werden Guerilla-Kampfgruppen in der Galaxis eine Untergrundtätigkeit gegen das Konzil aufbauen – beziehungsweise vorhandenen Widerstand in jeder Beziehung aktivieren.
Das darf jedoch nicht alles sein. Aus Geheimberichten unserer Agenten geht hervor, dass sich in schlecht zugänglichen Bereichen der Milchstraße Stützpunkte von Weltraum-Guerilleros, Raumpiraten und Freibeutern befinden. Es gilt, zu diesen Organisationen Verbindung aufzunehmen und sie zum verstärkten Kampf gegen Laren und Überschwere zu ermuntern.
Natürlich werden uns die Laren, wie schon früher, für jeden Überfall verantwortlich machen. Deshalb müssen wir unsere Unschuld beweisen können. Wir werden Hinweise konstruieren, die darauf hindeuten, dass die Überschweren selbst die Piraterie organisieren, um sich zusätzlich zu bereichern.«
Er ließ seinen Blick über die Zuhörer schweifen. Niemand verfiel in Euphorie. Zumal es nach wie vor galt, einen offenen Krieg mit dem Konzil zu vermeiden.
»Wir werden es schaffen!«, erklärte Atlan abschließend. »Mit Geduld, Ausdauer und Vorsicht wird es uns gelingen, die Milchstraße wieder zu einer Galaxis freier Völker zu machen.«
»Sind Sie tatsächlich so etwas wie ein Tryzomtänzer?«, erkundigte sich Ronald Tekener bei Vuju a Tiger nach der Versammlung.
Der Marsianer holte tief Luft. »Nicht Tryzomtänzer, sondern Tryzomträger«, erklärte er energisch. »Und ich bin nicht so etwas, sondern tatsächlich ein Träger von Tryzomen.«
»Mehr wollte ich gar nicht wissen«, sagte Tekener. »Und was den Ausdruck Tryzomtänzer betrifft, so erinnere ich mich noch gut daran, dass er damals auf Ovaron angewandt wurde, den Ganjo des Ganjasischen Reiches. Manchmal wurde sogar der Ausdruck Traumtänzer gebraucht.«
»Vulgär-Ausdrücke«, wehrte Vuju verächtlich ab. »Die Terraner pflegten sich sehr oft so auszudrücken, weil wissenschaftlicher Tiefgang nicht ihre Stärke war. Wir Marsianer der a-Klasse haben dagegen stets exakte Formulierungen bevorzugt.«
»Aha«, machte Tekener trocken. »Dann erklären Sie einem Terra-Geborenen doch bitte, was ein Tryzomtänzer – Verzeihung, ich meine natürlich Tryzomträger – eigentlich ist.«
Vuju a Tiger nickte. »Zuerst muss ich klarstellen, was Tryzome sind, Mr. Tekener. Tryzome sind auf atomarer Basis modifizierte Eiweißmoleküle, die der zerebralen Großhirnrinde angelagert werden und den Träger befähigen, zweigleisig zu denken.«
Tekener schürzte die Lippen. »Wie kann jemand zweigleisig denken, ohne dass gleichzeitig sein Bewusstsein gespalten ist?«
»Gut gefragt.« Der Marsianer bohrte Tek seinen Zeigefinger in den Bauch. »Tryzome ermöglichen es ihrem Träger, sein Bewusstsein aufzuteilen und sogar völlig konträre Denkvorgänge nebeneinander ablaufen zu lassen. Allerdings bedarf es einer besonders stark ausgeprägten Persönlichkeit, dieses zweigleisige Denken unter Kontrolle zu halten. Ist die Psyche nicht stark genug, wird der betreffende Tryzomträger vorübergehend handlungsunfähig.«
»Ihre Persönlichkeit ist stark genug ausgeprägt?«
»Ich bin ein Marsianer der a-Klasse!«, stellte Vuju a Tiger fest, als würde das alles erklären.
»Warum sind Sie dann nur Test-Tryzomträger?«
In dem Augenblick kam
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